Geburtstag

Eine Freundin aus der Schule hatte Geburtstag und ich war eingeladen. Ich traf mich mit der deutschen Austauschschülerin im Park, da sie auch eingeladen war und wir ihr etwas zusammen schenken wollten. Ich hatte noch ein Parfum aus Deutschland dabei  und sie eine Lippencreme und eine Kette. Wir kauften Geschenkpapier, packten das Geschenk ein und machten uns auf den Weg. Als wir ankamen, waren schon ein paar Mädchen aus meiner Klasse da. Ich ging ins Zimmer meiner Schulfreundin, die gerade von einem sehr sehr kleinen Jugendlichen geschminkt und frisiert wurde, um ihr unser Geschenk zu geben. Wie ich hinterher erfuhr, war der Junge/Mann ein Freund, der ihr zum Geburtstag ein Styling geschenkt hatte. Als alle Mädchen aus meiner Klasse und zwei aus anderen Klassen gekommen waren, servierte die Mutter das typisch costarikanische Essen: „Aroz con Pollo“ (Reis mit Fleisch und dazu gibt es meistens Chips). Wir saßen alle in einem Stuhlkreis, unterhielten uns und es lief Musik. Eigentlich lief der restliche Abend genau weiter so ab. Wir aßen später dann auch Kuchen, sangen spanisches Karaoke und unterhielten uns. Trotzdem eine schöne Erfahrung.

Unterschiede

Hier ist eine Liste mit den Sachen, die anders sind, zu dem was ich gewohnt bin. Die Punkte beziehen sich nur auf meine eigenen Erfanhrungen und müssen nicht für andere Familien bzw. Orte in Costa Rica gelten. Immer wenn mir etwas neues auffällt, verlängert sich diese Liste.

1. Keine selbstgebackenen Kuchen – Ich habe noch keinen Kuchen gegessen, der nicht gekauft war. Selten backen Familien mal einen Kuchen    (mit einer Backmischung).

2. Kein Ofen –  Meine Familie hat keinen Ofen. Ich habe ein paar Freunde gefragt, ob sie einen Ofen zu Hause haben und sie meinten „ja“, aber sie würden ihn nahezu nie benutzen.

3. Fotos, Fotos, Fotos – Es stimmt, dass die Leute hier immer und überall Fotos machen und sie auch immer auf Facebook posten. Zuhause, auf einem Ausflug, im Auto, beim Sport etc.

4. Das ganze Dorf fährt Fahrrad – Ich habe das Gefühl, dass alle Männer, männliche Jugendliche und auch einige Frauen in Paraíso und Umgebung Fahrrad fahren. Mein Vater zum Beispiel fährt jeden Tag mindestens 4 Stunden Fahrrad und fährt auch ab und zu Rennen, die ich mir dann mit meiner Mutter angucken gehe. Und er ist anscheinend einer der besten, denn er gewinnt immer Geld.

5. Die Frau ist die Dienerin – Ein Beispiel: Mein Vater sitzt auf einer Seite der Küchentheke und meine Mutter auf der anderen. Er will dann Brot haben, dass auf seiner Seite der Küchentheke hinter ihm liegt und er nur einen Meter machen muss um an das Brot zu gelangen. Stattdessen muss meine Mutter aufstehen, um die Küchentheke herumgehen und ihm das Brot geben. Außerdem schmiert sie für meinen Vater das Brot, macht ihm Kaffee und holt ihm alles was er will. Ich finde das ein bisschen diskriminierend, aber so ist das hier üblich.

6. Ohrringe und Tattoos – Was mir immer wieder auffällt ist, dass viele Jungs, im Vergleich zu Deutschland, Ohrringe tragen. Meistens sind es Tunnel und außerdem haben hier viel mehr Leute Tattoos. Selbst bei Personen, bei denen man niemals denken würde, dass sie ein Tattoo haben.

7. Weißbrot – Das ist zwar allgemein bekannt, aber ich wollte es trotzdem nochmal erwähnen, dass es hier kein ordentliches Schwarzbrot bzw. Vollkornbrot gibt. Nur Baguette oder Weißtoast. Als ich meine Gastmutter danach fragte, meinte sie, dass es das wohl gibt und das sie mal eins mitbringt. Was sie allerdings mitbrachte, war einfach normales Toast, dass ein bisschen dunkler war und auf dem Vollkorntoast draufstand.

8. Chinesen – In Paraíso gibt es viele Chinesen, da hier viele Eltern mit ihren Kindern hinziehen, sie in die Schule hier schicken und ein Restaurant aufmachen. Ich freue mich darüber, denn manchmal bringt meine Gastmutter Essen vom Chinesen mit, dass ich über Alles liebe.

9. Hunde – In Costa Rica gibt es einfach überall besitzerlose Hunde. Man sieht sie jeden Tag in der Schule, in der Stadt, überall.

10. Halloween, Ostern – Die Leute hier kennen zwar Halloween und Ostern, aber feiern tut das hier niemand. An den Tagen vor Halloween und an Halloween, werden manche Bars oder Restaurants mit ein paar Spinnen, Puppen und sonstigen Sachen geschmückt. Ostern wird nicht wie bei uns in Deutschland mit Eiersuchen gefeiert, sondern es gibt Feste und Umzüge mit Masken, ähnlich wie beim Karneval.

11. Autowerbung – Ich weiß nicht wie oft in der Woche genau, aber mindestens 1 Mal fährt ein Auto durch unsere Straßen mit einem Lautsprecher auf dem Dach, dass Sonderangebote oder Reduzierungen im Supermarkt ankündigt.

12. Regen – Der Regen ist hier manchmal unglaublich stark und die Wände und Dächer anscheinend viel zu dünn, da wir einmal den Unterricht abbrechen mussten, da der Regen zu laut war. Man versteht sein eigenes Wort sogar nicht, wenn es so stark regnet.

13. Ähnlichkeit – In Deutschland bin ich noch keiner Familie Familie begegnet, die sich so ähnlich sieht wie es viele hier tun. Mein Gastvater und mein Gastbruder zum Beispiel, sehen fast gleich aus und auch die Gastschwestern von einer Italienerin, könnten sich nicht ähnlicher sehen.

14. Geburtstage – Hier werden die Geburtstage nicht so gefeiert wie in Deutschland. Es gibt zwar Kuchen und man läd ein paar Verwandte ein, aber es gibt keine große Party und wenn, dann nur bei sich zu Hause mit ein paar Freunden. Die einzigen Geburtstage, die hier wirklich gefeiert werden, sind bei Mädchen der 15. Geburtstag und beim Jungen der 17. Ich weiß nicht warum gerade diese, aber so ist es. Sie mieten sich dann einen großen Salon und laden über hundert Freunde und Verwandte ein. Alle ziehen sich Ballkleider an und sie feiern bis in die Nacht hinein.

15. Weihnachten – In der Weihnachtszeit dekorieren die Leute hier extrem ihre Häuser. Es werden extra riesige Krippen gebaut, Weihnachtsbäume aufgestellt und überall werden weihnachtliche Vorhänge und Lichterketten aufgehangen. Trotzdem wird hier Weihnachten nicht so gefeiert wie in Deutschland. Hier schenkt man sich zu Weihnachten nicht so viel, sondern nur Kleinigkeiten. Ich habe von meinen Gasteltern Schuhe geschenkt bekommen und am 24. werde ich meiner Familie ein paar Kleinigkeiten schenken.

16. Tankstellen – Hier bleibt man, wie auch in Brasilien, im Auto sitzen und der Tankwart füllt deinen Tank und man bezahlt ih  direkt auf die Hand.

 

 

 

Spaß

Japanisches-EssenLetzte Woche Samstag haben die Japanerin, 2 Mädchen aus ihrer Klasse, 2 Jungs aus ihrer Klasse, ein Mädchen, dass ich nicht kannte, ein Schwede, ein Franzose und ich uns das erste Mal wirklich verabredet um etwas zu unternehmen. Wir standen relativ früh auf und trafen uns alle im Park von Paraíso. Die Eltern eines Mädchens fuhren uns zu einem Schwimmbad in Orosi, einer nahegelegenen Stadt. Es war ein sehr schönes Schwimmbad, denn es bestand aus einer sehr großen, grünen Anlage, zu der auch ein Stück Wald gehörte. Es gab einen Billardtisch, 2Tischtennisplatten, ein Fußballfeld und ein Volleyballfeld. Außerdem mehrere überdachte, in 4 geteilte Häuser, wo man seine Sachen lassen konnte. Wir richteten uns in einer dieser „Ecken“ ein und es gab erstmal frische Früchte, die die Eltern mitgebracht hatten. Danach machten wir uns fertig, um ins Wasser zu gehen. Wir hatten den perfekten Tag erwischt, da die Sonne sehr heiß war und das kühle Wasser unglaublich gut tat. Da die Austauschschüler an dem Tag noch zu einem japanischen Essen eingeladen waren, mussten wir früher los als die anderen. Wir fuhren also nach Cachí, einer anderen, auch sehr nahegelegenen Stadt, wo wir uns mit den anderen Trafen, die am Essen teilnahmen. Was wir nicht wussten war, dass wir erst einen Berg besteigen mussten, um zu dem Haus zu gelangen, in dem wir essen würden. Aber die Mühe hatte sich definitiv gelohnt. Als wir ankamen, sahen wir ein sehr schönes, großes Holzhaus mit japanischen Flaggen und Ballons mit den Farben der japanischen Flagge. Überall ums Haus standen weiße Tische und als wir uns hinsetzten, gab uns der Japaner ein Menü, auf alles draufstand, was wir an dem Tag zu essen bekommen würden. Für mich war es bisher das schönste Essen, da vor allem die Aussicht atemberaubend schön war und mir das Haus wirklich sehr gefallen hat. Ich saß mit den 3 Austauschschülerinnen, die auch auf meine Schule gehen, an einem Tisch und ich ließ mir das Essen sehr schmecken, da ich außer Frühstück an dem Tag nur ein paar Früchte gegessen hatte. Während ich alles um mich genoss, merkte ich, dass meine Schultern brannten und bemerkte einen knallroten Sonnenbrand auf beiden Schultern, meinem Nacken und meinem Dekolleté. Ich hatte mich nur mit Sonnenschutzfaktor 30 eingeschmiert und bin danach auch direkt ins Wasser gegangen. Ich konnte die nächsten Tage nichts auf meinen Schultern tragen, da es einfach zu wehtat, aber ich habe mir Aloe-Vera-Creme gekauft, die den Vorgang der Heilung beschleunigte.

Am Sonntagnachmittag ging ich mit meiner einen Schwester, ihrem Freund, der Italienerin, die hier um die Ecke wohnt, ihren 2 Schwestern und dem Freund einer Schwester ins Kino. Es war mein erster spanischer Film. Wir guckten den neuen Dracula-Film, der mich nicht wirklich beeindruckte, aber es hat trotzdem Spaß gemacht ihn auf Spanisch zu gucken und wenigstens habe ich Zeit mit meiner Familie und ein paar Verwandten verbracht.

Heute war ich mit meiner Mutter, meiner ältesten Schwester und 3 Freunden von mir in meinem Fitnessstudio tanzen. Heute hatten sie einen 80-Minutentanz mit Schwarzlicht angeboten, um Halloween zu feiern.  Alle hatten weiße oder neon-farbene  Kleidung an und es gab Scheinwerfer und sogar eine Nebelmaschine. Also tanzten wir 80 Minuten lang in einem dunklen Raum voller leuchtenden Farben, was mir unglaublich viel Spaß machte. Vor allem, da ich schon die Grundschritte kannte, da wir sie hier im Sportunterricht lernen mussten. Als meine Freundinnen und ich danach noch im Park waren und uns etwas zu trinken kauften, wurden wir auf einmal von 2 Autos mit jugendlichen Jungs verfolgt, die uns die ganze Zeit etwas zuriefen. Da sie einfach nicht verschwanden, riefen wir die Schwestern meiner einen Freundin an, die uns dann zum Glück mit dem Auto abholten. Aber alles in allem war es ein sehr toller Abend, den ich gerne wiederholen würde.

1. Orientation

Am Freitag musste ich um 5:30 früh aufstehen um mich mit den anderen Austauschschülern aus Paraíso im Zentrum zu treffen da wir von einer AFS-freiwilligen nach San Jose begleitet werden sollten. Wir fuhren 1 ein halb Stunden mit dem Bus und liefen dann nochmal 5 min. Wir kamen zur Haupt-AFS-Stelle in Costa Rica. Es waren schon viele aus anderen Komitees da und ich gesellte mich zu einigen deutschen Mädchen, die ich vom Arrival-Camp kannte. Freitag war wohl der anstrengendste Tag vom Wochenende, da wir die meiste Zeit nur in dieser Haupt-AFS-Zentrale saßen und warteten. Zuerst warteten wir darauf, dass alle Austauschschüler der 2. Gruppe (alle Austauschschüler wurden in 2 Gruppen geteilt und letztes Wochenende hatte die 1. Gruppe ihre Orientation) eintrafen. Dann gingen wir mit unseren Reisepässen und einem Dokument, dass wir davor ausfüllen mussten, zur Reise-, Einwanderungs-, Visumszentrale, die direkt eine Straße weiter war. Wir mussten dort ewig warten bis wir endlich dran waren. Jeder von uns wurde einzeln an einen Tisch gerufen und die Angestellten haben unsere Informationen überprüft. Wir wurden außerdem noch gefragt ob wir Narben oder Tattoos haben und ich habe mich gefragt warum, aber bisher ist mir noch keine sinnvolle Antwort darauf eingefallen. Als letztes wurden noch Fingerabdrücke von uns genommen. Alle Fingerspitzen zuerst einzeln und dann nochmal der Zeige, Mittel, Ring und Kleiner Finger zusammen. In der AFS-Zentrale warteten wir dann darauf, dass alle fertig wurden und als alle wieder im AFS-Büro waren warteten wir auf das Mittagessen. Nach 1 Stunde kamen dann die bestellten Pizzas und alle stürzten sich aufs Essen. Nachdem wir alle satt waren warteten wir darauf, dass alle einzeln aufgerufen wurden um ihr restliches Visumsgeld zu bezahlen. Zwischendurch gab es Kaffee und Kuchen und alle haben sich unterhalten.  Wir warteten darauf, dass alle ihr Visumsgeld bezahlten und wir endlich ins Hotel gefahren wurden. Im Hotel angekommen wurden wir auf unsere Zimmer verteilt. Ich war zusammen mit einer Deutschen, einer Türkin und einer Italienerin auf einem Zimmer. Es gab zwei Doppelbetten und ich teilte mir ein Bett mit der Deutschen. Da ich ein bisschen Kopfschmerzen vom anstrengenden Tag hatte und sehr müde war legte ich mich direkt hin und schlief ein. Das Abendessen verpasste ich, aber ich war viel zu müde um an Essen zu denken.
Am Samstag wurden wir um 6 geweckt, da es um 7 Frühstück gab. Es gab frische Früchte und Säfte, Toast, Ei, Pancakes und natürlich „Gallo Pinto“ (Reis mit Bohnen). Danach fuhren wir in einen sogenannten Bio-Park indem wir den Tag verbringen sollten. Als erste Aktivität an diesem Tag bildeten wir Gruppen und bekamen ein Blatt mit Fragen und Aufgaben die wir, während wir durch diesen Bio-Park gingen, lösen sollten. Es waren Fragen/Aufgaben wie: Es gibt über 50000 Pilzarten alleine in diesem Park. Nenne 2 verwendungsarten dieser Pilze. ; Wie heißen 2 Spinnenarten, die hier zu finden sind? ; Macht ein Foto von eurer ganzen Gruppe vor dem Beginn des Wasserfalls. Wir hatten leider nur 45 min. Zeit die kaum gereicht hat um alles in diesem Park zu entdecken, was ich sehr schade fand, da ich wunderschöne Pflanzen und die verschiedensten Tiere gesehen habe. Es gab wunderschöne Schmetterlinge, 2 Krokodile, Schildkröten, Leguane und vieles mehr. Die Pflanzen hatten so eine kräftige Farbe wie ich es noch nie gesehen habe (Fotos in der Galerie). Das einzige was an diesem Erlebnis gestört hat war, dass ein Weg durch das Grün führte und man nicht vollständig das Gefühl entwickeln konnte man sei im Urwald. Wir werteten danach den Fragebogen in Gruppen aus und besprachen ihn. Nach dem leckeren Mittagessen gab es noch 2 Aufgaben die wir vorhatten. Als erstes sollten wir uns in Ländern zusammenfinden. Wir sollten einen Baum malen indem die Baumkrone die Sachen darstellt, die man von einem Land bzw. einer Kultur direkt sehen kann und mitbekommt, der Stamm die Geschichte und Gebräuche und die Wurzeln die Werte bzw. die Faktoren aus einem Land die man nach und nach durch das Leben in einem Land mitbekommt. Danach sollten sich die Leute zusammensetzen die in einer Stadt leben und aufmalen und schreiben was unsere Gemeinschaft ausmacht. Familie, Freunde, Schule, Verwandte, Feste, Märkte, etc. Nach dem langen, anstrengenden und warmen Tag war ich mal wieder todmüde. Ich glaube mir fehlte der morgendliche und abendliche Kaffee.

Heute jedenfalls haben AFS-Freiwillige nach dem Frühstück uns nochmal über Risiken, Probleme und den Umgang zu solchen Problemen präsentiert und uns nochmal erklärt wie das mit Reisen hier funktioniert. Dann wurden wir mit den AFS-Bussen nach Hause gefahren und ich bin mit meiner Gastmutter und Gastschwester essen gegangen.
Eigentlich sollte ich jetzt endlich anfangen die Deutschland-Präsentation, die ich in 2 Wochen vor der ganzen Schule halten muss, zu machen, aber ich bin fertig von diesem Wochenende und will mich einfach ein bisschen ausruhen.

Das Wochenende hat mir gezeigt, wofür wir eigentlich hier sind. Wir wollen Kultur, Menschen, Natur, Alltag und Familie und Freunde. Wir sind hier um unseren Horizont zu erweitern und verstehen zu lernen andere Kulturen zu akzeptieren und in ihnen leben zu können. Es gibt harte Zeit in diesem Jahr, aber man muss sie überwinden und durchstehen um letztendlich das zu bekommen was man bekommen will: Ein offenes Herz und eine offene Seele für alles Unbekannte.

Alltag

Eigentlich besteht meine Woche nur aus Schule und wie die Schultage ablaufen habe ich schon in einem anderen Beitrag geschrieben (–> Hier kommst du zum Schulalltag). Dennoch wollte ich die anderen Dinge beschreiben die in meiner Woche so anstehen. Montags komme ich sehr früh aus der Schule. Manchmal treffe ich mich direkt danach mit meiner Gastmutter in der Stadt oder wir gehen zusammen wenn ich Zuhause angekommen bin. Wir gehen für das Mittagessen einkaufen, wobei ich immer hoffe, dass sie nicht nach den „Frijoles“ (Pürierte Bohnen) greift, obwohl ich mich langsam an sie gewöhne und sie einfach runterschlucke. Sie kocht jeden Tag frisch und geht auch jeden Tag für das Mittagessen neu einkaufen. Deswegen ist unser Kühlschrank auch fast leer, außer ein paar Früchten und Butter für den Toast. Montags helfe ich ihr manchmal beim Essen machen und wir haben Zeit ein bisschen zu reden. Nach dem Mittagessen guckt meine Gastmutter meistens in ihrem Bett fern oder schläft. In der Zeit checke ich meine Mails und beschäftige mich im Internet. Abends isst die ganze Familie zusammen Brot und trinkt Kaffee. Dabei wird immer munter vom Tag oder den neusten Erlebnissen erzählt. In den letzten Wochen sind danach meine Gastschwestern direkt wieder in ihrem Zimmer verschwunden, da sie für ihr Abitur lernen mussten, aber bald haben sie es geschafft und ich frage mich was sie dann machen werden. Sie wollen beide glaube ich studieren, aber sind sich noch nicht so sicher was.
Dienstag ist ein langer Schultag. Ich esse in der Schule zu Mittag und wenn ich um halb 5 nach Hause komme gibt es Kaffee und Brot (bzw. entweder Weißtoast und Baguette). Um ca. 7-8 gehen meine Mutter und ich dann ins Fitnessstudio. Sie hat dort Tanzstunden und ich verbringe die Zeit auf dem Laufband oder versuche mich an irgendwelchen Geräten.
Mittwoch läuft es ganz ähnlich ab. Um 19:15 habe ich Taekwondo und danach bin ich meistens völlig fertig, dass ich direkt ins Bett falle.
Donnerstag habe ich eine Schulstunde früher Schluss, aber zu Hause hängen wir auch meistens nur ab, essen, trinken, reden, Familienleben halt.
Freitag habe ich sogar 2 Schulstunden früher Schluss und gehe manchmal gerne noch alleine in den Park und genieße es alleine zu sein. Um 19:15 habe ich dann wieder Taekwondo und genieße es am Abend einzuschlafen in dem Wissen, dass ich morgen ausschlafen kann. In letzter Zeit bin ich nämlich doch sehr müde, wenn ich morgens um 6 von meinem Wecker geweckt werde.
Am Wochenende haben meine Familie und ich schon einmal einen Ausflug gemacht (–> Hier der Beitrag zum ersten Familienausflug) und wir planen weitere. Die letzten Wochenenden und die kommenden habe ich immer Programm. Dieses Wochenende geht das AFS-Komitee von Paraíso mit uns Wild-Wasser-Rafting machen und die Familie kann auch mitkommen. Meine (echte) Mutter hat meine 2 Gastschwestern eingelanden, da es für sie zu teuer gewesen wäre und ich freue mich sehr darauf. Nächstes Wochenende ist dann das erste AFS-Camp (bzw. Orientation) auf das ich sehr gespannt bin.
Bisher haben meine Klassenkameradinnen und ich uns noch nicht zusammen getroffen, aber ich hoffe, dass wenn ich noch mehr in allem drin bin sich das auch ändert und ic sie vielleicht auch mehr dazu animieren kann etwas zusammen zu unternehmen.

Unabhängigkeitstag (Tag 2)

unabhaengigkeitstagGestern waren meine Gastmutter, mein kleiner Gastbruder und ich am Start der Parade für den Unabhängigkeitstag. Mein kleiner Gastbruder sollte nämlich als Teufel mitlaufen. Er war in rot und schwarz gekleidet und hatte eine selbstgebastelte Teufelsmaske an. Es waren etliche Frauen mit ihren kleinen Söhnen und Töchtern da, die sich alle extra mit den Farben der costarikanischen Flagge angezogen hatten. Wo man auch hinguckte sah man nur blaue oder rote Hosen oder Röcke (manchmal natürlich auch Kleider) mit blauen, roten oder weißen T-shirts. Dazu die passenden Schuhe mit der Farbe die noch fehlte. Nach 1 Stunde rumstehen und den Paradeabschnitten beim Vorbereiten zuzusehen ging es endlich los. Meine Gastmutter und ich gingen neben dem Paradenabschnitt her in dem mein Gastbruder ging. Sie wollte ihn die ganze Zeit dazu animieren zu tanzen, aber er wollte nicht. Manchmal gingen wir ein bisschen vor oder blieben ein wenig zurück um auch die anderen Kinder und Jugendlichen zu sehen. Wie an meinem ersten Abend in Paraíso waren dort sehr viele talentierte Kinder, die auf Trommeln und tragbaren Xylophonen spielten oder junge Mädchen die mit den typischen, langen, eleganten Kleidern zu der Musik tanzten. Als wir der Stadtmitte bzw. dem zentralen Platz näher kamen wurden es immer mehr Leute die sich am Rande des Geschehens, also am Straßenrand zusammendrückten. Alle waren gut gelaunt und feierten den Unabhängigkeitstag fröhlich und gelassen.

Unabhängigkeitstag

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Heute und morgen feiert man in Costa Rica den Unabhängigkeitstag. Hier in Paraíso wurde im Park eine Bühne (2. Bild) aufgebaut und ein Podium mit der costarikanischen Flagge und einer Fackel (1. Bild). In der Schule haben wir vor ein paar Tagen den Auftrag bekommen, eine Laterne für Sonntag – also heute – zu basteln, die dann benotet wird. Da ich nicht wirklich Zeit und Lust hatte eine Laterne zu basteln, durfte ich die von meinem kleinen Gastbruder mitnehmen (letztes Bild), die wie alle anderen die ich gesehen habe, mit den Farben von Costa Rica gestaltet war. Die Laternen die ich gesehen habe, waren alle irgendwie gleichzeitig gleich aber auch total verschieden. Alle waren mit den Farben der costarikanischen Flagge gebaut aber jeder hatte sich etwas anderes einfallen lassen, um seine eigene Laterne zu gestalten. Es gab ganz kleine Laternen, nur aus einer Cremeschachtel gebastelt und riesig große gebaute Häuser. Es gab sogar eine Laterne, die aussah wie ein Herd oder ein Tisch mit Tassen und Tellern drauf. Alle haben sich jedenfalls sehr viel Mühe mit ihren Laternen gegeben.Die weiße Taube steht eben für den Frieden und die Unabhängigkeit. Als ich damit heute in die Schule ging, fing es auf dem Weg an zu regnen und da die Laterne nicht meine war, passte ich sehr auf, dass sie nicht nass wurde. Ich traf mich mit meinen Klassenkameradinnen vor der Schule und wir zeigten unsere Laternen (–> heißt in spanisch übrigens „Farol“ -> „Faroles“) unserer Kunstlehrerin. Danach sollten alle zum zentralen (bzw. einzigen) Platz gehen, damit wir dort unsere Laternen anmachen konnten. Da es wie gesagt nicht meine Laterne war die ich dabei hatte, wollte ich kurz nach Hause, um sie dort abzustellen, damit sie in dem Regen nicht kaputtgehen konnte. Ich wollte mich mit meinen Klassenkameradinnen auf dem Platz treffen aber als ich ankam, war nicht viel los. Von der Bühne kam laute Musik und es standen ein paar Leute davor. Ich traf eine Frau aus dem AFS-Komitee und wir unterhielten uns kurz. Sie erzählte mir, dass dieses Fest eigentlich viel schöner ist.

Wenn es nicht geregnet hätte, wären sehr viele Kinder, kleinen und großen Alters, mit ihren leuchtenden Laternen dort gewesen und alle hätten die Nationalhymne gesungen und zusammen die Unabhängigkeit Costa Ricas gefeiert. Morgen gibt es anscheinend auch eine Parade und vielleicht regnet es ja mal zur Abwechslung nicht und es kommen viele Menschen.
Als ich dann meine Freundinnen anrief, sagten sie mir, dass sie wegen dem strömenden Regen schon gegangen wären. Ich machte noch ein paar Fotos und ging dann auch nach Hause.

1 Monat

Ab heute bin ich genau einen Monat in Costa Rica und genau 4 Wochen bei meiner Gastfamilie. In diesen Wochen habe ich die unterschiedlichsten Emotionen durchlebt. Von Traurigkeit und Verlassenheit zu Fröhlichkeit und Leichtigkeit. Für diese Wochen habe ich schon unglaublich viel gelernt und erlebt, auch wenn ich hier nur den normalen Alltag bestreiten muss. Es ist dennoch etwas völlig anderes. Ich lerne langsam die Denkweise der Leute hier kennen und es erfüllt mich mit Traurigkeit, dass nicht alle Menschen die ich kenne so denken, wie die Leute hier. Man muss es selber erleben, um sich vorstellen zu können, wie anders die Leute in anderen Ländern ticken. Es ist so erfrischend, mal andere Denkweisen und Arten kennen zu lernen und ständig um sich zu haben. Ich werde mir von Tag zu Tag sicherer, dass es der beste Schritt in meinem Leben war, auch wenn er sehr schwierig war, ein Auslandsjahr zu machen. Man muss ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen haben, um die ersten Wochen, genauer gesagt Tage, zu überstehen. Es hat immer wieder Kraft gekostet gegen die negativen Gefühle an zu kämpfen und sie schließlich zu verdrängen und sie durch positive zu ersetzen. Aber wenn man das geschaft hat, fühlt man sich endlich frei und kann alles Neue genießen. Und ich glaube ich habe dies in der letzten Woche geschafft!

In dieser Woche ist nicht viel passiert. 5 normale Schultage und jetzt dieses Wochenende. Gestern war ich bei einer Austauschschülerin aus Japan zu Hause, da sie ein Essen verantstaltet hat. Jeder Austauschschüler muss ein Mal für die anderen kochen und sie war als erste dran. Wir waren ca. 20 Leute und saßen im Esszimmer in einem Kreis. Wir haben uns unterhalten und bekamen das Essen auf die Hand serviert. Da das Mädchen aus Japan ist aber auch Wurzeln in Rumänien hat, gab es typisch rumänisches Essen. Allen hat es sehr geschmeckt und ich bin schon gespannt, was die anderen Teilnehmer kochen werden. Ich habe noch keine Ahnung, was ich typisch deutsches kochen soll, aber ich habe noch viel Zeit mir etwas aus zu denken.
Ich habe gestern auch erfahren, dass ein neues Mädchen aus Deutschland auf unsere Schule kommen wird, die anscheinend die Gastfamilie gewechselt hat. Ich müsste sie vom Arival-Camp kennen, aber ihr Name kam mir nicht bekannt vor. Trotzdem freue ich mich, dass sie kommt, da wir im Oktober eine Präsentation vor der ganzen Schule über unser Land halten müssen und so kann ich mit ihr zusammen die Präsentation machen. Dazu müssen wir irgendetwas kreatives, wie singen oder tanzen, machen. Das heißt, dass wir vor der gesamten Schule irgendetwas deutsches singen oder tanzen müssen und ich habe keine Ahnung was wir da machen könnten.

Ich lebe mich hier langsam ein und es ist schön aber auch erschreckend fest zu stellen, dass man fast in der ganzen Stadt „berühmt“ ist. Ich bekomme tausende Freundschaftanfragen auf Facebook von Leuten die ich gar nicht kenne, aber die anscheinend auf die selbe Schule gehen wie ich und letztens war ich zu Fuß auf dem Weg in die Stadt und mich Grüßte ein älterer Mann, den ich nicht kannte, aber als ich an ihm vorbei war, hörte ich noch wie er zu seiner Frau sagte, dass ich Lana hieße und Deutsche bin. Es ist ein bisschen gruselig zu wissen, dass dich fast jeder kennt aber du niemanden.
In so einer kleinen Stadt ist es auch leicht irgendwo Stammkunde zu werden. In manchen Läden bin ich öfters und die Verkäufer fangen langsam an, mich immer nett zu Grüßen und zu fragen wie es mir geht. Ich liebe sowas. Das gibt einem das Gefühl wirklich dazu zu gehören.

In 2 Wochen gibt es einen gemeinsamen Ausflug vom AFS-Komitee in Paraíso. Alle Austauschschüler und deren Familien die in Paraíso wohnen, wurden eingeladen an einem Tagesausflug mit Wild-Wasser-Rafting teilzunehmen. Ich werde das auf jeden Fall machen aber meine Familie kann leider nicht mitkommen, da es für sie zu teuer wäre. Trotzdem freue ich mich immer wieder mit den anderen Austauschschülern in Paraíso etwas zu unternehmen. Das gibt immer wieder die Möglichkeit, sich über seine Erfahrungen und Erlebnisse aus zu tauschen.

Wochenende

Am Wochenende ist nicht viel passiert. Am Samstag haben wir meinem Gastvater bei einem Fahrradrennen zugeguckt und ihn angefeuert, als er an uns vorbeifuhr. Er ist unter den Besten, obwohl die Fahrradfahrer ziemlich gefordert werden bei den Bergen die es hier gibt. Danach habe ich mir die Taekwondo-Stunden angeschaut und werde ab nächste Woche damit anfangen. Für 10 Monate 2 Mal in der Woche Training und 2 Mal Fitnessstudio bezahle ich 260 Euro. Das ist ziemlich preiswert für dieses Angebot und ich freue mich sehr, dass ich diese Sportart hier weiter ausüben kann. Am Abend waren wir auf einem Geburtstag von irgendeinem Cousin. Wir saßen zu 20 in einem Raum, haben eine Kindersendung geguckt, geredet und haben gegessen. Es gab zuerst ein normales Abendessen für alle und danach Kuchen. Hier braucht man keine große Party mit viel drum und dran, um seinen Geburtstag zu feiern. Es reicht eine kleine Feier unter den engsten Freunden und Verwandten. Alle schienen zufrieden und es war eine liebevolle Runde.
Auch heute haben wir meinem Gastvater bei einem weiteren Rennen zugeschaut und sind mit dem Auto neben ihm hergefahren, während mein Gastbruder und seine Freunde ihn angefeuert haben. Wir begleiteten ihn bis zur Ziellinie und fuhren dann nach Hause. Gerade sind wir von einem weiteren Kindergeburtstag wiedergekommen. Diesmal waren mehr Leute da. Die Erwachsenen saßen auf Stühlen und Bänken an den Wänden, es lief laute Musik und die kleinen Kinder, hauptsächlich Mädchen, tanzten in der Mitte zur Musik. Derweil wurden wir mit Essen bedient. Nachos mit Dip, ein warmes Abendessen, Eis und am Ende noch Kuchen. Ich bin fast geplatzt. Zwischendurch gab es eine Piñata. Alle prügelten sich förmlich um die Süßigkeiten, aber am Ende hatten beinahe alle gleich viel. Als der Kuchen reingetragen wurde, haben alle gesungen und das Mädchen, dass Geburtstag hatte, blies die Kerzen aus. Die Kerzen fingen aber immer wieder an zu brennen und das Mädchen war total verwundert. Es freute sich aber riesig, alle um sich zu haben und im Mittelpunkt zu stehen und es wurden viele Fotos gemacht.

Morgen ist wieder Schule und ich muss mit 3 meiner Klassenkameradinnen einen Kurzvortrag über Persönlichkeitsstörung, spezifiziert auf Schizophrenie halten. Manche Fächer sind hier wirklich anspruchsvoller, als auf meiner Schule in Berlin. Das hätte ich niemals gedacht, denn auch die anderen Schüler aus Deutschland, die in Costa Rica sind und mit denen ich in einer Whatsappgruppe bin, sagen, dass die Schule bei ihnen so anspruchsvoll ist als wären sie in der 8. Klasse. Trotzdem freue ich mich auf die Schule und morgen bin ich ja auch nach der Schule mit den Mädchen aus meiner Klasse verabredet.

Día da madre

Meine Familie, das kann ich immer nur wiederholen, ist sehr nett. Was mir aber auffällt ist, dass meine Familie offensichtlich nichts von Recycling und umweltbewussten Verhalten versteht. Wenn ich mit meiner Gastmutter einkaufen gehe, braucht sie immer 2 Platiktüten, auch wenn es nicht viel ist was wir eingekauft haben und es locker in eine gepasst hätte, um die Einkäufe zu verstauen. Zu Hause wirft sie sie aber direkt weg, anstatt sie nochmals zu benutzen. Als ich meiner Gastmutter gestern half das Mittagessen vorzubereiten,  wusch ich den Salat und sie sagte mir, dass ich alle Blätter die nur ein bisschen braun waren und ein paar Flecken hatten auszusortieren. Ich fragte mich warum und als ich fertig war warf sie die aussortierten Salatblätter einfach weg, obwohl man die noch hätte essen können. Aber warum? Eines Tages, wenn ich besser Spanisch sprechen kann, werde ich sie fragen.

Gestern war der Geburtstag von einer meiner Gastschwestern. Ich hatte nur Zeit ihr kurz zu gratulieren, dann musste sie schon in die Schule. Ich sah keine Geschenke und keinen Kuchen. Nichts. Auch als sie nach Hause kam, nichts. Am Abend aber, haben wir (der Rest der Familie) einen Kuchen für sie gekauft, aber da ich einen Migräneanfall hatte, war ich nicht dabei, als sie gesungen haben und ihn gegessen haben. Ich frage mich ob sie dann dort geschenke bekommen habe, aber bisher habe ich noch nichts gesehen. Bekommt man hier nichts zum Geburtstag oder bin ich einfach nur blind?
Heute ist Muttertag (día da madre) und der Geburtstag von meiner kleinen Schwester in Berlin. Meine Gastschwestern und ich haben unserer Mutter gestern schon Blumen geschenkt, da die Läden heute nicht auf haben, weil Muttertag hier als Feiertag gilt. IIch habe gestern Abend mit meiner Schwester und meinem Vater geskypt und wir haben gewartet, bis es in Deutschland 00:00 geworden ist, damit ich ihr schon gratulieren konnte. In dem Moment war ich unglaublich traurig, dass ich nicht bei ihr sein und sie nicht in den Arm nehmen konnte. Ich war den ganzen Abend über noch ein bisschen traurig, doch als ich Migräne bekam ging ich früh ins Bett und dachte nicht mehr daran.
Morgens ist das Gefühl, dass ich nach Hause zu meiner Familie will am stärksten. Ich liege im Bett und bin mit meinen Gedanken ganz alleine. Ich stelle mir meinen kleinen Bruder vor und das ich eine sehr wichtige Entwicklungsphase verpasse. Ich denke an die Schule, die hier so einfach ist und das ich nach dem Jahr in der Schule zurückhängen werde. Ich denke an das Essen, dass hier so anders ist. Es gibt zum Frühstück Kaffee mit sehr viel Zucker und ein ungetoastetes Weißstoast mit Butter. Zum Mittagessen kocht meine Gastmutter immer frisch, aber es gab bisher nur Fleisch. Nudeln mit Fleisch, Kartoffeln mit Fleisch, Reis mit Fleisch und heute gibt es Suppe mit Fleisch. Danach gibt es manchmal Früchte. Hier isst man kein richtiges Abendbrot, sondern es gibt so um 17:00-18:00 wieder Kaffee und ein Weißtoast. Auch wenn ich satt werde, obwohl ich sonst immer viel mehr esse, vermisse ich ein richtiges Vollkornbrot mit richtigem Aufschnitt. Ich denke an vieles morgens und fühle mich sehr alleine und wiederstandslos. Ich stelle mir auch häufig die Frage, was dieses Jahr wirklich bringt. Am Anfang hat man es schwer und vermisst sein Zuhause, in der Mitte hat man mal eine sehr fantastische Zeit, da man sich eingelebt hat, Freunde gefunden hat und viele neue Sachen erlebt und am Ende ist man sehr traurig, dass man das alles zurücklassen muss und nicht weiß ob man seine Familie hier jemals wiedersehen wird. Außerdem hängt man danach im Schulstoff  zurück und muss sowieso die 11. Klasse wiederholen. Wenn ich dann aber die Wahl gestellt bekommen würde mach Hause zu fahren oder hier zu bleiben würde ich trotzdem hier bleiben wollen und ich sage mir auch immer wieder, dass ich das schaffen werde und dass ich stark bleiben muss. Ich weiß, dass das Auslandsjahr mir viel mehr bringen wird, als das was ich glaube zu verpassen. Natürlich weiß ich noch nicht was es mir genau bringen wird, aber ich bekomme immer wieder gesagt, dass man seine Familie und das Leben in Deutschland mehr schätzen lernt und sich seine Denkweise in vielen Hinsichten verändert. Und obwohl ich erst eine Woche hier bin, habe ich schon vieles gelernt. Die Leute achten hier nicht so aufs Aussehen wie ich es in Berlin gewohnt bin. Hier ist es nur wichtig, dass man sich pflegt und jeden Tag duscht. Außerdem akzeptiert man hier jeden so wie er ist und ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe und zwinge mich dazu durch zu halten.
So ging es mir bisher jeden Morgen. Es liegt daran, dass ich morgens ganz für mich bin, denn wenn ich aufstehe, habe ich etwas zu tun und lebe im Jetzt und denke nur an die nächsten Stunden und Tage.

Langsam habe ich das Gefühl, dass ich die Hälfte des Dorfes kenne. Jeden Tag kommt mindestens ein Person bei meiner Familie vorbei, die ich noch nicht kenne und auch auf der Straße werde ich jedem vorgestellt, den die Familie kennt. Verwandte, Freunde, Bekannte, Nachbarn und sogar ein Taxifahrer, der anscheinend mit meiner Familie befreundet ist. „Das ist Lana. Sie wohnt ein Jahr bei mir. Sie macht ein Auslandsjahr mit einer Organisation. Sie ist Deutsche. Sie wird hier auch zur Schule gehen.“ So lautet der Text, den meine Gastmutter meisten verwendet um mich bekannt zu machen. Und ich nicke dabei immer hofflich, lächle und sage Hallo.

Am Wochenende fahren wir nach San Carlos. Die Stadt liegt im Nordosten an der Grenze zu Nicaragua und wir fahren dorthin um in warmen Erdwasser, dass von einem naheliegenden Vulkan kommt, zu baden. In Brasilien gab es sowas und ich freue mich sehr darauf meine Erinnerungen aufzufrischen. In Brasilien sind wir immer Abends zu den „Aguas quentes“ (heißen Quellen) gefahren. Es war dunkel und man musste noch durch ein Stück Wald gehen um zu ihnen zu gelangen. Anschließend musste man sich schnell umziehen oder ausziehen, je nachdem ob man schon Schwimmsachen an hatte oder nicht, und ins warme Wasser springen, damit man nicht von den Mücken zerstochen wurde. Es war das schönste Gefühl, dass ich jemals gespürt habe. Du liegst im warmen Quellwasser, hast die Augen zu und hörst nur das zirpen der Grillen, das quaken der Frösche und Kröten und den Wind in den Bäumen. Wenn du dann die Augen auf machst siehst du den schönsten und deutlichsten Sternenhimmel, den du je gesehen hast.
Wir werden aber am Tag hinfahren, aber ich glaube es wird auch außergewöhnlich schön werden.