Die Reise geht zuende

Meine Reise geht nun bald zuende. Ich habe noch eine Station vor mir und am Samstag sehe ich nach über 2 Jahren meine Familie und meine Freunde wieder. Aufgeregt bin ich sehr, da ich mich und auch alle Leute die ich kenne verändert haben werden.
Ich kann garnicht zusammenfassen, was ich in diesen 2 Monaten, die ich jetzt durch Costa Rica, Guatemala, Nicaragua und Panama gereist bin, alles erlebt habe. Ich habe einen Vulkan bestiegen, einen bin ich runtergerutscht, habe die Ruinen in Tikal besucht, war auf der schönsten und artenvielfaltreichsten Insel, die ich je gesehen habe, bin durch viele Nationalparks gestapft, habe unzählige Tiere gesehen und und und…
Ich hätte niemals gedacht, dass ich in einer eigentlich so kurzen Zeit, so viel erleben umd sehen könnte. Ich habe so viele nette, interessante Menschen kennengelernt und bin jetzt natürlich einerseits traurig, dass meine Reise zuende geht, andererseits aber auch gespannt und voller Vorfreude auf meine Familie und Freunde in Paraíso. Und die Zeit mit ihnen wird nochmal einmal eine ganz andere Erfahrung!

Back to Costa Rica

Hier sitze ich nun. In einem Restaurant mit Blick aufs rauschende Meer. Über mir tobt der Wind, es regnet stark, aber es ist trotzdem warm. Montezuma, Costa Rica. Endlich bin ich zurück. Seit einer Woche nun Reise ich schon rum und es fühlt sich einerseits an wie gar nichts, andererseits an wie ewig. Ich weiß schon lange nicht mehr welchem Wochentag wir haben und versuche die Zeit mit mir alleine zu genießen. Ab und zu wünschte ich mir etwas Gesellschaft. Einen guten Freund zum Beispiel, oder einen meiner Eltern um meine Erfahrungen mit jemandem zum teilen.
Der Sternenhimmel vorgestern Nacht, bei dem man die Milchstraße sehr deutlich sehen konnte zum Beispiel. Oder der türkis-blaue Wasserfall letzte Woche, der mich 3 Stunden Wanderung, min. 1 Liter Schweiß und 3 Blasen gekostet hat. Oder die biolumineszierenden Algen gestern. Unglaubliche Erlebnisse, die ich gerne mit jemandem geteilt hätte außer mit mir selber.
Aber hier bin ich nun mal und kann die Zeit trotzdem genießen…

16.08.2017

Bald ist es soweit. Ich mache mein Abitur und unzählige Möglichkeiten werden mir offen stehen. Mein Traum: einfach losreisen, immer dort arbeiten wo ich gerade bin um mir meine Weiterreise finanzieren zu können und das mein Leben lang. Die Realität: Keinen Mut um diesem Traum zu erfüllen, Studium und dann mal sehen was kommt. Aber was ich studieren möchte weiß ich noch nicht. Daher möchte ich erst etwas reisen um mir meiner Ziele und Interessen klar zu werden. Zunächst verbringe ich 3 Wochen in Schweden um bei einem sozialen Projekt mitzuhelfen und Kinder zu betreuen. Und dann, am 16.08., wird endlich einer meiner Träume wahr. Ich kehre in mein geliebtes Land Costa Rica zurück. Ich habe vor erst ein bisschen alleine zu reisen, mir Guatemala und Panama anzusehen und danach mein liebgewonnenes kleines Städtchen Paraíso und meine tolle Familie und tollen Freunde zu besuchen. Als ich vor einigen Wochen endlich den Flug buchte konnte ich es gar nicht fassen. Wie ein kleines Mädchen hüpfte ich auf und ab und schrie mir die seele aus dem Leib. Bis jetzt ist die Information, dass ich sehr bald nach Costa Rica zurückkehren werde, noch nicht in meinem Kopf angelangt. Dies werde ich wohl erst richtig realisieren wenn ich in San José am Flughafen stehe, mir die Sonne ins Gesicht scheint und ich im Hintergrund die Leute Spanisch sprechen höre. Auf diesen Tag blicke ich erwartungsvoll entgegen. Er ist meine Motivation jetzt durchzuhalten und mein Abi so gut es geht zu bestehen. Dieser Tag wird einer der glücklichsten in meinem Leben…
2018 würde ich gerne für einige Zeit nach Japan gehen, um nochmal eine ganz andere Kultur kennenzulernen, denn auf dieser Seite des Kontinents habe ich mich leider noch nie befunden. Ich denke, das wird eine ganz andere, aber trotzdem unvergessbare Erfahrung werden und ich freue mich darauf diese Ku´ltur etwas näher kennenzulernen.
Was danach folgt weiß ich noch nicht. Ich möchte etwas studieren, bei dem ich mir sicher bin, dass es das ist was ich später einmal machen möchte. Und desswegen muss ich mit vorsicht meinen Studiengang wählen. Leider fällt es mir sehr schwer mich zu entscheiden, da es einfach zu viele Dinge gibt, die mich interessieren. Wie soll ich da die perfekte Auswahl treffen?
Naja. Noch bleibt mir etwas Zeit mir darüber Gedanken zu machen und bis dahin versuche ich mein Leben zu genießen.

Das Unvermeidliche

Seit fast mehr als 4 Monaten bin ich jetzt zurück aus Costa Rica und erst jetzt konnte ich mich überwinden, alles was in den letzten Wochen vor meiner Abreise passiert ist, revue passieren zu lassen und darüber zu schreiben. Es fällt mir heute immer noch schwer darüber zu sprechen und sogar darüber nachzudenken tut unendlich weh.

Ein paar Wochen vor meiner Abreise verabredete ich mich mit einem Freund, da ich mit ihm und seiner Tante costarikanisch essen wollte. Als wir an unserem vermeintlichen Treffpunkt ankamen, war niemand da. Auf einmal spragen alle meine besten Freunde hinter einer Mauer hervor. Eine Überraschungsparty! Für mich! Ich war so gerührt, dass es mir Tränen hervorrufte. Wir grillten, redeten und genoßen die Zeit zusammen. Kurz vor dem Ende musste jeder einmal aufstehen und mir ein paar Sätze widmen. Es ging um meine Zeit mit ihnen, wie sehr sie mich in ihre Herzen geschlossen haben und dass etwas in ihrer Gruppe fehlen wird, wenn ich weg bin. Die Wörter zeigten mir erst wie wichtig ich ihnen wirklich geworden bin. Vorher war ich nie wirklich sicher, ob ich für sie genau so ein Teil ihres Lebens geworden bin, wie sie alle für mich. Aber dieser Abend löschte jeden meiner Zweifel aus.

Die schlimmsten Tage waren aber die Tage vor meiner Abreise. Ich habe noch nie so viel am Stück geweint, wie ich es an diesem Wochenende tat. Am Freitag war mein letzter Schultag und ich lief um her, verteilte meine Abschiedsbriefe, verabschiedete mich von allen die ich kannte und weinte mit den anderen Austauschschülern zusammen pausenlos. Wir alle hatten danach verquollene Augen. Das schlimmste war die Überwindung aus der Schule zu gehen. Ich drehte mich noch einmal um, sah meine Freunde zum letzten Mal und weinte laut und schluchtzend bis nach Hause und selbst dann konnte ich nicht aufhören. Am Abend hatte ich aber die Abschiedsfeier von Taekwondo, also musste ich meine Augen kühlen, damit ich halbwegs normal dort hingehen konnte, um gleich wieder mit weinen anzufangen. Alle aus meiner Taekwondo-Gruppe erwarteten mich und wir aßen mein Lieblingsgericht „arroz con pollo“, machten Fotos und alle unterschrieben auf einer Costa Rica-Flagge für mich. Da ich auch an meine Taekwondo-Gruppe einen Abschiedsbrief geschrieben hatte, wurde er anschließend vor allen laut vorgelesen. Danach richtete mein Lehrer einige Worte an mich, die mich zutiefst ehrten. Er meinte, dass die bestehende Gruppe sonst nie Leute mit so einem hohen Gürtel, wie ich ihn hatte, so gut aufnahmen wie mich und dass es ein Verlust für die Akademie sei, dass ich gehe. Da er sonst immer wenig Gefühle zeigte, war ich einfach nur erstaunt und fühlte eine so große Verbundenheit mit diesen Leuten, dass es mir den Rest gab und ich in Tränen ausbrach. Beim Verabschieden wurde es nur noch schlimmer und ich musste schon wieder mit verquollenen Augen nach Hause.
Am Samstag hatte ich ein letztes Mal Training, aber es waren bei weitem nicht so viele anwesend, als am Abend davor. Als sie alle hinterher sich am Umziehen waren, verbeugte ich mich vor dem Raum, umarmte meinen Lehrer, der mir in einem Jahr so viel beigebracht hat und brachte meinen besten Freund nach Hause. Und auch hier liefen mir wieder die Tränen, als ich ihn von mir weggehen sah. Am Abend dann war endlich die ersehnte Abschiedsparty der Schule, die ein paar Klassenkameradinnen der Italienerin für uns drei Austauschschüler organisiert hatten. Sie hatten eine „finka“, also sprich ein Haus, gemietet, mit Dj und es gab Essen und ein wenig Alkohol. Wir machten die Nacht durch und ich kahm total erschöpft morgens um 9 nach Hause und schlief den Rest des Tages.
Da ich mich nicht richtig von meinem Freund dem Schweden verabschieden konnte, wollte ich ihn am Sonntag Abend nochmal besuchen gehen, aber ahnte nicht in was für eine Feier ich reinplatzte. Schon von Weitem hörte ich Musik und als ich reinkam, sah ich ihn in Mitten seiner Familie stehen, tanzend, weinend und singend gleichzeitig. Als er mich erblickte, kam er auf mich zu und wir umarmten uns und weinten und sagten uns in einer Minuten zwischen schluchtzen und weiter weinen, wie sehr wir uns mochten und dass wir uns niemals vergessen würden.
Da ich auch einer Freundin vom Taekwondo versprochen hatte nochmal bei ihr vorbeizuschauen, tat ich das bei der Gelegenheit. Doch schon als ich sie sah liefen mir schon wieder die Tränen das Gesicht herunter. Ihre Familie hatte vor Jahren auch mal einen Austauschschüler aufgenommen und waren die liebsten Menschen, die ich seit langem getroffen hatte. Immer als ich vorbeigekommen war, haben sie viel Interesse an mir, meiner Kultur und meinen Erfahrungen im Ausland gezeigt und ich habe sie seit der ersten Minute in mein Herz geschlossen.

Montag war es dann soweit. Abschiednehmen von meiner Familie. Zuerst von meinen Gastschwestern und meinem Gastvater, da sie im Laden arbeiten mussten und mich nicht zum Flughafen begleiten konnten. Mein Vater weinte, meine Schwestern weinten, ich weinte und wir schlossen uns in die Arme. Die ganze Autofahrt über fühlte ich mich wie gelähmt. Ich starrte aus dem Fenster und dachte an garnichts. Meine Mutter, mein Bruder, mein verrückter, liebenswürdiger Onkel, meine Tante und meine ASF-Kontaktperson, ließen mich soweit es ging in Ruhe, da sie merkten wie schlecht es mir ging. Wir hielten am Smoothie-Stand und ich trank meinen letzten „batido“, bevor es weiter zum Flughafen ging. Gepäck aufgeben ging schnell und schon war der meist gefürchtete aber unumgänglicher Augenblick erreicht. Das endgültige Verabschieden dieser Familie, dieses Landes und all das was ich zurücklassen würde, was ich so sehr liebe. Zuerst umarmte ich meine Kontaktperson. Immer wieder flüsterte ich ihr ins Ohr:“Ich kann nicht, ich kann nicht. Ich kann einfach nicht!“ Ich hatte in diesem Moment so ein Bedürfnis einfach nur weg zulaufen. Weg von dieser Situation, weg vom Flughafen und weg von dem aller schwierigsten Schritt meines Lebens. Dieses Gefühl, dieser Schmerz war schlimmer als jede Wunde, jede Verletzung und jede Traurigkeit, die ich je gespürt hatte. Ich umarmte alle nacheinander, aber als letztes meine liebe, tolle Mutter. Da wir uns nie wirklich umarmt hatten, war dies einer der schönsten, aber auch der traurigsten Momente in meinem Leben. Als es dann an der Zeit war zu gehen, setzte ich widerwillig einen Fuß vor den anderen, zwang mich zum Weitergehen und blickte auf meine weinende Mutter zurück. Seit diesem Augenblick, weinte ich den Rest des Tages fast ununterbrochen. Ich ging durch die Kontrolle und konnte mich nicht beherschen und weinte, schluchzte. Mir war in diesem Moment alles andere egal. Ich lies meinem Schmerz freien Lauf und er breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Nachdem auch meine beste Freundin Sara, die Italienerin, durch den Check-In kam, fielen wir uns in die Arme und heulten gemeinsam. Der lange Flug stand uns bevor und ich las das Heft durch, in das alle die ich kannte für mich etwas reingeschrieben hatten. Bei jeder Seite weinte ich aufs Neue los und einige Dinge, die mir Personen in diesem kleinen Brief gestanden, rührten mich zutiefst. Den Rest des Fluges verbrachte ich damit zu schlafen und Filme zu schauen.
Als wir dann endlich in Madrid landeten, stand mir ein 5-stündiger Aufenthalt bevor, den ich hauptsächlich alleine verbringen musste, da ich die einzige war, die von dort aus nach Berlin flog. Da ich mich nicht aufs Lesen konzentrieren konnte und auch nicht schlafen konnte, schaltete ich meinen Laptop ein und schaute mir nochmals alle Fotos meines Auslandsjahres an und natürlich liefen wieder Tränen.
Dann ging es endlich weiter und als ich in Berlin landete, realisierte ich erstmals, dass das nun der endgültige Schluss war. Ich war gelandet. In meiner alten Heimat, die ich nicht mehr so empfand wie früher. Ich fiel meiner Mutter und meiner Schwester um den Hals und weinte. Natürlich weil ich sie vermisst hatte, aber größtenteils, weil ich nun ein für alle mal Costa Rica hinter mir gelassen hatte. Wir gingen also auf den Ausgang zu und dort stand plötzlich meine beste Freundin. Ich bracht in Tränen aus und wir fielen uns in die Arme. Ich hatte sie so sehr vermisst! Ich hatte nämlich all meinen Freunden erzählt, dass ich eine Woche später zurückkommen würde, um sie überraschen zu können, doch meine beste Freundin hatte das Foto gesehen, dass meine Mutter auf Facebook gepostet hatte, auf dem wir am Flughafen standen. Also wurde es zu einer Überraschung für mich.Im Auto bekam ich eine Sprachnachricht meiner Gastmutter, in der sie schluchzend fragte wie es mir gehte. Dies war das letzte mal, dass ich an diesem langen Wochenede weinte. Den Rest der Autofahrt über starrte mich meine beste Freundin an und als ich sie danach fragte, meinte sie, dass es so ungewohnt sei, mich bei ihr zu haben.

Am nächsten Morgen vergaß ich meine Trauer und versuchte mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Es war herrlich Zeit mit meiner besten Freundin zu verbringen und wir hatten die langen Ferien vor uns, um uns wieder neu „kennen zu lernen“.
Da meine anderen Freunde noch nichts von meiner Ankunft wussten, überraschte ich sie am Flughafen, da sie gerade von ihrer Kursfahrt zurückkamen. Es war ein durcheinander und sie waren natürlich mehr als überrascht. Am nächsten Tag lud ich dann alle zu mir nach Hause ein, kochte „arroz con pollo“ und zeigte Fotos aus Costa Rica.
Eine Woche später fuhren ich und meine beste Freundin dann los. Wir fuhren nach Aachen und gingen mit meiner Familie und Freunden wandern und genossen jede Sekunde zusammen. Ich habe die ganzen Sommerferien nicht einmal in meinem Bett alleine geschlafen. Wenn meine beste Freundin nicht bei mir geschlafen hat, schlief meine Schwester bei mir und zu meine riesigen Freunde, kam mich schon in den letzten beiden Wochen Sara besuchen. Wir vebrachten ein großartige Zeit zusammen. Ich zeigte ihr Berlin, wir redeten viel über Costa Rica und dachten nicht an ihre baldige Abreise. Doch diese kam viel zu schnell näher und als wir uns verabschiedet hatten, rief ich schluchzend meine beste Freundin an und heulte am Telefon die ganze Zeit. Es war der Zeitpunkt, an dem ich merkte, dass es jetzt endgültig vorbei war. Ich würde am kommenden Montag in meinen Alltag zurückkehren und nichts würde sich von vor einem Jahr geändert haben…

Und seit ich wieder in der Schule bin vergeht sie Zeit wie im Rausch. Ich kann nicht fassen, dass schon 4 Monate(!) vergangen sind, seit meiner Rückkehr. Die meiste Zeit lebe ich einfach nur dahin und fühle gar nichts, aber in manchen Momenten kommt die Traurigkeit und das Heimweh nach meiner „2. Heimat“ hoch und mir laufen die Tränen übers Gesicht. Es gibt nicht einen Tag, an dem ich nicht an Costa Rica denke und an den ersehnte Tag, an dem ich endlich wieder dort hin zurückkehren kann und vielleicht plane ich ja sogar Costa Rica langfristig in meine Zukunft ein, denn das Gefühl, dass ich dort empfunden habe, empfinde ich hier in Deutschland nicht. Es ist ein Gefühl der Liebe zu einem Land und zu den Menschen in einem Land. Ein Gefühl der Geborgenheit und der Zufriedenheit………

Durcheinander der Gefühle

In den letzten Wochen und Monaten ist nicht viel passiert oder besser gesagt es ist viel passiert, denn ich habe einfach mein Leben hier gelebt, aber darüber möchte ich nicht schreiben. Viel mehr will ich versuchen zu beschreiben wir ich mich im Moment fühle.
Ich bekomme immer wieder gesagt, dass ich die Abreise vergessen soll und einfach leben soll, aber das ist nicht so einfach. In jeder freien Minute muss ich an meine Abreise denken und mir schwirrt die Zahl der Tage die mir bleiben im Kopf herum. Außerdem werden die Tage häufiger, an denen ich sehr traurig bin und oft breche ich einfach so aus dem Nichts in Tränen aus. Es ist für mich so unglaublich schwer meine Gefühle, die ich gerade fühle, zusammenzufassen und zu beschreiben. Auf der einen Seite bin ich voller Freunde, meine Familie und meine Freunde aus Deutschland wiederzusehen, aber auf der anderen Seite verspüre ich unendliche Traurigkeit darüber, diesen wundervollen Ort namens Paraíso, bzw. Costa Rica, mit all seinen Menschen zu verlassen. Es gibt viele Sachen, die ich an Deutschland vermissen, aber auch umso mehr, die ich an Costa Rica vermissen werde. Dass die Städte hier so klein sind, dass die Leute hier mit dem was sie haben (und das ist nicht immer viel) einfach zufrieden sind, dass alle ihr Land lieben und stolz darauf sind, ein Teil von ihm zu sein, dass alle hier so freundlich, offen, liebevoll und herzlich sind, dass die Natur hier so vielfältig ist und dass man, wenn man genau hinschaut, überall Leben entdecken kann… Ich werde meine zwei Gastschwestern vermissen, die auf der einen Seite schon sehr erwachsen sind, aber auf der anderen eigentlich noch klein sein wollen, mein Gastvater und meine Gastmutter, die auf den ersten Blick ganz normal erscheinen, aber wenn man sie kennenlernt, ein bisschen verrückt sind (im gutgemeinten Sinne), mein Gastbruder, der nach außen hin sehr unerzogen scheint, aber von Innen seine Mutter aus tiefsten Herzen und bedingungslos liebt, meine Kontaktperson, die immer für mich da ist und mir in jeder Situation hilft, meine Freunde, bei denen ich mich nicht entscheiden könnte, wen ich am meisten mag, der Typ in der Cafeteria der Schule mit dem ich mich immer unterhalte und der, wenn er mich in der Schülermasse sieht direkt bedient, mein Taekwondo Lehrer, der immer Späßchen macht und halb verrückt ist (auch im gutgemeinten Sinne), der Mann in meiner Lieblingsbäckerei, der mich immer freundlich grüßt, das unglaubliche Schüler-Lehrer-Verhältnis, die Schuluniformen in der Schule, die leichten Klassenarbeiten in der Schule, das einseitige, aber trotzdem sehr leckere Essen, die tollen frischen Früchte, die wilden Hunde, die immer und überall zu sein scheinen, das verrückte Wetter, in einer Minute scheint die Sonne und in der anderen platzt der Regen heraus und kalter Wind fegt durch die Straßen, die Busse, die ähnlich aussehen wie die alten amerikanischen Schulbusse und sehr wackelig sind, deren Busfahrer, die immer nett grüßen und für jeden nochmal die Tür aufmachen der zu spät noch angerannt kommt, auch wenn der Bus schon halb am Wegfahren ist, der starke Regen, den ich mir so gerne abends im Bett anhöre, die Erdbeben, die für mich immer wieder eine neue Erfahrung sind und die ich sehr faszinierend finde, die kleinen Häuser und dass es hier fast keine Hochhäuser gibt, die Leute, die eigentlich jeden Tag in Jogginhose herumlaufen und nur bei bestimmten Anlässen sich richtig Schick machen, und so unglaublich viele Dinge mehr. Ich habe versucht all die Sachen aufzuschreiben, an die ich mich, wenn ich zurück bin, erinnern will und ich habe dabei immer Angst, dass ich irgendetwas vergesse und diese Tatsache macht mich umso trauriger.

Selbst jetzt, wenn ich darüber nachdenke, kommen mir die Tränen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich dieses Land und deren Leute liebe. Ich bin mehr als froh, dass ich dieses Auslandsjahr machen durfte und ich kann es nur jedem raten, der darüber nachdenkt eines zu machen. Man verändert sich in so vielen Dingen und lernt so viel dazu, dass man es zuerst gar nicht fassen kann. Ich kann dazu nichts mehr sagen, als dass es mir immer wieder das Herz bricht, wenn ich daran denke, dass ich all das in ca. 1 Monat hinter mir lassen muss und erstens weiß, dass es niemals wieder so sein wird wie jetzt und zweitens nicht weiß, wann ich das nächste Mal hier her kommen werde.

Umzug in ein neues Haus, in ein neues Zuhause!

Vor einer Woche sind wir umgezogen. Als ich nach Costa Rica kam, war es noch nicht klar, ob ich noch da sein würde, wenn meine Familie das Haus baut und umzieht. Aber ich bin zum Glück noch da, da ich mich sofort in dieses neue Haus verliebt habe. Mein Gastvater hat einen großen Betrieb, der einen Supermarkt, ein Sportgeschäft und eine Autowerkstatt beinhaltet. Zwei Minuten zu Fuß davon entfernt liegt das neue Haus, bei dessen Bau ich gespannt zugeschaut habe. Es liegt am Rand eines kleinen Abhangs, in dem mein Gastvater ein See angelegt hat und einen großen Stall für all unsere Tiere gebaut hat. Das Haus hat eine riesige Terrasse, von der man einen schönen Ausblick auf die umliegende Natur hat. Mein Zimmer ist ca. 3 mal größer (ungefähr 4 mal 4 Meter groß) als das im alten Haus und ich habe zu meiner großen Freude ein Fenster. Ich will nicht sagen, dass ich das andere Haus nicht gemocht habe, denn es hatte auch seine Vorteile, wie zum Beispiel, dass man nur 10 min. zu Fuß ins Zentrum brauchte, aber seit dem ersten Moment im neuen Haus fühle ich mich mehr als wohl. Ich habe mich im alten Haus ein bisschen eingeengt gefühlt, aber hier habe ich sehr viel Platz und vor allem kann ich jetzt mein Fenster aufmachen und die frische Luft genießen.
Außerdem ist das Haus an sich unglaublich groß. Ich habe mal nur das Wohnzimmer mit Schritten gemessen und die Breite beträgt ca. 5 Meter und die Länge ungefähr 13 Meter. Wenn man durch eine Glastür ins Wohnzimmer eintritt, geht man direkt auf die offene Küche zu. Wenn man sich dann nach links dreht und ins Wohnzimmer schaut, sind auf der rechten Seite, in Reihenfolge, eigentlich erst die Küche, dann ein Zimmer für die Fahrräder meine Gastvaters, die Waschküche und das Bad von meinen Gastschwestern und mir, gegenüber das Zimmer meiner Gasteltern mit eigenem Bad, das Zimmer meines Gastbruder und das Zimmer einer meiner Gastschwestern und auf der linken Seite das Zimmer meiner anderen Gastschwester, mein Zimmer und das Gästezimmer, in dem im Moment der Freund meiner einen Gastschwester wohnt, da er im Laden meines Vaters arbeitet und viel zu weit weg wohnt, um jeden Tag von seinem zu Hause nach hier zu kommen und wieder zurück zu fahren.
Ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl hier und ich glaube, das tut meine Familie auch. Ich weiß, dass es meinem Gastvater am meisten schwer fällt, das alte Haus zu verlassen, da er sein ganzes – und ich meine „sein ganzes Leben“ – dort gelebt hat. Aber das wird sich mit der Zeit schon wieder legen. Das Problem ist, dass es mir jetzt noch schwerer fallen wird hier weg zu gehen und ich mir das einfach nicht vorstellen kann.

Heute waren wir Fische für unseren See fangen. Es war ein sehr schmaler, sehr flacher Fluss, nur 20 Minuten von unserem Haus entfernt und wir fuhren mit dem Abschleppwagen meines Vaters. Da vorne nur 3 Personen hereinpassten, fuhren die restlichen Personen hinten auf der Plattform mit. Mein Gastvater, meine Gastmutter und meine Gastschwester fuhren vorne und Freunde, Verwandte und ich hinten. Ich genoss den Fahrtwind und die Natur an der wir vorbei kamen und als zwei Polizisten an uns vorbeifuhren und uns nett anlächelten, fiel mir auf, dass sowas in Deutschland niemals erlaubt wäre und man sofort angehalten werden würde und eine hohe Strafe zahlen müsste. Es war ein recht kurzer Ausflug, da die Männer fischten, die Frauen zuschauten und in ca. 1 Stunde mehr als 200 kleine Fische gefangen waren.

Trotzdem fiel mir heute einmal wieder auf, wie sehr ich einfach alles an Costa Rica mag und auch zu schätzen weiß, was ich hier erlebe, denn viele Sachen gibt es in Deutschland einfach nicht.

Viel passiert

Seit meinem letzten Post ist viel Zeit vergangen. Ich schätze es hat damit zu tun, dass ich versucht habe, nicht eine Sekunde an meine Abreise zu denken. Ich habe mein Leben hier gelebt und genossen und einfach versucht, alles was mit Deutschland zu tun hat in den Hintergrund zu drängen. Aber gerade jetzt wird die Abreise immer präsenter und langsam auch realer. Ich habe meine Flugdaten. Ich fange an ein Heft herum zu reichen, in das alle etwas für mich reinschreiben sollen und es kommt immer häufiger vor, dass ich sehr traurig werde und mir manchmal auch die Tränen runterlaufen.

Jedenfalls ist vor ein paar Wochen mein Vater nach Costa Rica gekommen um mich zu besuchen und ich kann vorneweg schon sagen, dass es eine unglaubliche und unvergessliche Zeit war, über die ich noch viel nachzudenken habe, da es so viele neue Erfahrungen und Eindrücke waren. Als er in Paraíso ankam, fühlte ich mich komischerweise sehr komisch und wusste zuerst nicht woran das lag. Es lag daran, dass mein Gefühl mir sagte, dass er nicht hierhin gehört und es war mir unangenehm, so ein Gefühl gegenüber meinem Vater zu verspüren. Es lag nicht daran, dass ich mich nicht wahnsinnig freute, dass er da war, sondern, dass 1. mit seiner Ankunft wieder ein Abschnitt meines Auslandsjahres anfing und zuende ging und 2., dass ich in meinem Inneren die zwei Sachen, meine Familie und mein Leben hier, mit meiner „echten“ Familie getrennt haben wollte. Aber als wir aufbrachen und Paraíso hinter uns ließen, verschwand dieses Gefühl bei jedem Kilometer mehr.

Bevor wir uns aber auf die Reise machten, unternahmen wir einen Tagesauflug von Paraíso aus mit einem Reiseführer – der mit meiner Gastmutter und mittlerweile auch mit mir sehr gut befreundet ist – und 2 älteren deutschen Damen, die gerade in Costa Rica rumreisten zum „Volcan Poas“ (Der Poas-Vulkan). Zuerst besuchten wir soetwas wie einen Tierpark in der Nähe des Vulkans. Was wir für Tiere aus der Nähe zu Gesicht bekamen war unfassbar aber uns beiden tat es Leid, dass sie alle eingesperrt waren und wir hätten uns gewünscht sie in freier Wildbahn zu sehen. Es gab die verschiedensten Frösche und Schlangen, Raubkatzen, Affen, bunte Vögel und ein Haus, in dem man sogar einen Tukan auf den Arm nehmen konnte (Bilder –> hier). Was mir aber irgendwie am besten gefiel, war das Schmetterlingshaus. Es hört sich erstmal nach nichts besonderem an, aber es war so voll voller Schmetterlinge, dass direkt ein paar Schmetterlinge auf dich flogen und auf dir sitzen blieben. Wo du auch hinschautest sahst du Schmetterlinge. Schade war, dass dadurch dass so viele Schmetterlinge in einem Haus versammelt waren, viele auch starben. Wenn man auf den Boden schaute entdeckte man bei jedem Meter den man ging mindestens 1-2 tote Schmetterlinge auf dem Boden kleben. Trotzdem war es ein buntes, heiteres Spektakel.
Im Park gab es außerdem die größten Blätter, die ich bisher gesehen habe. Sie waren größer als ein normaler Regenschirm und ich war einfach nur überwältigt von deren Größe. Danach sind wir für eine Stunde von einem Wasserfall zum anderen gewandert, die alle auf einer Strecke lagen  und hatten eine sehr schöne Aussicht. Als letztes sind wir zum Vulkan gefahren. Wir waren die letzten Besucher die eintrafen und waren auf dem Vulkan, außer einem Ehepaar, ganz alleine. Außerdem hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter, da es sehr bedeckt am Morgen war und als wir am Nachmittag den Vulkan besuchten, hatten sich die Wolken aufgelöst und wir konnten bis in den qualmenden Krater sehen. Es stank sehr nach Schwefel und auf einem Schild wurde den Besuchern geraten, nicht länger als eine halbe Stunde auf dem Vulkan zu bleiben, da diese Dämpfe nicht ganz unschädlich sind. Es hat sich aber mehr als gelohnt, da man wirklich den ganzen Vulkan samt Krater sehen konnte und im Hintergrund die weite Aussicht.
Am Sonntag, den 19. April, ging es dann richtig los.

Unser erstes Ziel war Monte Verde, ein Nebelwald, relativ in Zentrum des Landes. Auf der Fahrt in dem etwas heruntergekommenen Bus, der viel aushalten musste, da die Straße voller Schlaglöcher war und sowieso schon vollkommen uneben, betrachtete ich die atemberaubende Natur.  Dabei hatte ich abwechselnd den Geruch vom Benzin der Abgase, dem viel zu starken Parfum des Mannes vor mir und der blühenden frischen Natur in der Nase. Wir fuhren Berge rauf und wieder runter und während ich meinen Kopf aus dem Fenster hielt und den Wald unter mir, die Berge um mich, all die Pflanzen und die winzigen Häuser und deren Bewohner an denen wir vorbeikamen beobachtete, ging die Sonne in einem wunderschönen rosa-rot-ton langsam unter. Auf dieser Reise sah ich überraschenderweise die ersten Windmühlen in Costa Rica.
Als wir in Monte Verde, einer wirklich sehr niedlichen, kleinen, schönen Stadt ankamen, war es bereits dunkel. Wir checkten im Hotel ein und machten uns auf, das Stadtzentrum ein bisschen zu erkunden und unseren nächsten Tag zu planen. Wir entschieden uns, Klettern über den Bäumen und „Canopy“ zu buchen. Von dem Wandern über den Bäumen waren wir beide nicht sehr beeindruckt. Es waren mehrere Brücken, die wir zu überqueren hatten und von denen man aus einen tollen Blick auf den Wald, von dem wir umgeben waren, hatte. Auf den Wegen dazwischen, konnten wir die Vielfalt der Pflanzen um uns herum genießen. Tiere haben wir leider fast keine gesehen. Dafür war das „Canopy“ umso unvergesslicher.  Genauso, bzw. sehr ähnlich, hatte ich das Klettern in Brasilien in Erinnerung. Ich schreibe absichtlich „Canopy“, da es etwas vollkommen anderes war, als die Kletterparks, die man eigentlich so kennt. Natürlich gab es auch die normalen Sicherheitsgurte und das ganze Zubehör, aber der Parcour bestand aus ganz anderen Erlebnissen. Der Grund war nicht das Klettern an sich, das einen dazu gebracht hat in die Bäume zu klettern, sondern die fantastische Aussicht, die man bei jeder Fahrt hatte. Man musste eigentlich nicht viel tun, als von Baum zu Baum zu gehen  wo immer der nächste Helfer wartete um dich an das nächste Kabel zu schnallen. Die Fahrten, bzw. Seilbahnfahrten, waren das Erlebnis. Wenn du losfuhrst, befandest du dich praktisch noch im Wald und auf einmal brachst du aus dem Wald raus und befandest dich zwischen 100 und 200 Meter über dem Dschungel. Die längste Strecke betrug mehr als 1800 Meter und man kann sich nicht vorstellen, wie unglaublich es war. Das einzige was man sah, war Urwald, in der Ferne Berge und das Kabel, das vor dir wieder in den Wald eintauchte. Die 2 Highlights waren aber einmal 2 „Supermanflights“ und ein „Tarzan-Sprung“. Der Unterschied zwischen einer „normalen Seilbahnfahrt“ und dem „Supermanflug“ war, dass man am Rücken angeschnallt wurde und die Arme und Beine frei hatte, also wie Superman. Als ich über den Urwald rauschte und nur das Geräusch der Seilbahn hörte, fühlte ich mich als würde ich fliegen. Es war unglaublich. Man fühlte sich größer und stärker und einfach vollkommen frei. Der krönende Abschluss war dann der „Tarzan-Sprung“. Ich ging langsam die Brücke entlang zur Plattform und wurde dort festgeschnallt und zum Absprung vorbereitet. Ich blickte über die Kante in den ca. 40 Meter tiefen Abgrund und war sehr aufgeregt. Ich konnte mich nicht überwinden einfach herunter zu springen, aber irgendwann fand ich keinen Halt mehr und stürzte in den Abgrund. Die ersten 2 Sekunden befand ich mich im freien Fall und mir rutschte ein Schrei aus der Kehle. Es war etwas anderes als beim Fallschirmspringen, da ich mich wirklich unmittelbar über dem Boden befand. Es war ein unglaublicher Kick! Nach diesen 2 Sekunden ging der eigentliche Tarzan-Sprung los und ich sauste in einem riesigen Bogen nach unten und wieder nach oben in die Wipfel der Bäume hinein. Bis ich zu Stillstand kam, musste ich gleichzeitig vor Freude schreien und lachen, da es einfach nur unfassbar war.
Damit war unser Aufenthalt in Monte Verde auch leider schon beendet und es ging weiter nach Bijagua, einem kleinen Dorf in der Nähe des „Rio Celeste“ Flusses. Dieses Dorf, war das einzige auf unserer Reise, das nicht touristisch war, aber dafür leider auch das hässlichste. Es bestand aus der Hauptstraße, von der einige Sandstraßen zu vereinzelten kleinen Häusern wegführten, einigen Restaurants, 2 Supermärkten und sonst weit und breit nichts. Wir ließen unsere Sachen im Hotel und verbrachten den Rest des Nachmittags und den Abend mit Essengehen, Einkaufengehen und früh ins Bett gehen. Am nächsten Tag brachte uns dann ein Mann, der einen kleinen Geländewagen besaß, zum Nationalpark „Tenorio“. Der steinige, sehr unebene Weg führte durch den Dschungel  und nach ca. einer Stunde Fahrt erreichten wir den Eingang des Nationalparks. Wir liehen und Gummistiefel aus und stapften, mit etwas Nieselregen im Gesicht, in den Urwald hinein. Der Weg war erst sehr gerade und eben, aber schon bald fing er an, aus Baumwurzeln und Matsch zu bestehen. Ich hatte gar nicht genügend Zeit um die Pflanzen, Tiere und einfach alles um mich herum zu bewundern, da ich mich auf meine Schritte konzentrieren musste. Irgendwann stiegen wir ab, zum Fuße eines Wasserfalls. Das Rauschen des Wassers wurde immer lauter und so langsam wurde der Wasserfall auch sichtbar. Er war unglaublich und viel größer als ich ihn mir vorgestellt hatte bzw. viel größer, als er auf den Bildern im Internet aussah. Und es stimmte. Er war tatsächlich so Türkis, wie man ihn auf den Bildern gesehen hatte. Mein Papa und ich konnten gar nicht mehr aufhören zu staunen.
Immer wieder kreuzten wir den tief türkisen Fluss, wie er sich seinen Weg durch den Urwald bahnte. Es war so friedlich und ruhig und ich genoss diese Stille und die Schönheit des Flusses. Es kam mir irgendwie so unnatürlich oder besser gesagt, übernatürlich vor. Ein strahlend türkiser Fluss in Mitten von grüner blühender Natur. Wir beide konnte es gar nicht fassen. Unsere Wanderung dauerte ca. 4 Stunden und ich begreife bis heute nicht, was ich da eigentlich gesehen habe.

Unser vorletzter Halt waren die „Playas del Coco“ (Kokosnussstrände) am Pazifik. Ein wirklich sonniges, fröhliches Städtchen voller Leben. Sehr touristisch, aber trotzdem sehr sehr schön. Das Hotel, in das wir eincheckten, war das schönste auf unserer ganzen Reise. Es war altmodisch gebaut und hatte eine Terrasse mit Hängematten, von der man das Meer aus sehen konnte. Da wir schon kurz nach Mittag angekommen waren, gingen wir etwas Essen und uns über die Preise der Tauchkurse informieren und entschieden uns relativ schnell für einen, der 2 Tage dauerte. Am nächsten Tag ging es dann los. Mein Vater machte den „Refresh“, da er vor 20 Jahren seinen Padi-Tauchschein gemacht hatte. Ich machte den „Adventure“ und eine junge Frau aus unserem Hotel machte den Tauchschein. Es ging mit dem Tauchlehrer erstmal in den Pool um zu lernen, wie man sich das Equipment anlegt und wie man sich in bestimmten Situationen unter Wasser zu verhalten hat. Zudem lernte ich noch die Handzeichen der Taucher, um sich unter Wasser zu verständigen. Damit waren die ersten Tauchstunden hinter uns. Am folgenden Tag ging es dann ganz früh aufs offene Meer hinaus. Ich war ein bisschen aufgeregt als es losging aber meine Neugier überwog dieses Gefühl. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich und brauchte sehr lange bis es einigermaßen funktionierte und ich ganz langsam das Seil des Ankers hinuntertauchte. Mein rechtes Ohr tat ein bisschen weh, aber ich vergaß den Schmerz sofort, als wir anfingen uns auf 12 Metern Tiefe zu bewegen. Wir sahen gar nicht so viele Tiere, aber für mich war es das Tauchen an sich, das zählte. Nach ca. 40 min. machte mein Vater das Zeichen, dass er nur noch 500 pHs hat und ich bekam ein bisschen Angst, da wir uns ja noch immer auf 12 Meter Tiefe befanden und es seine Zeit braucht, nach oben zu gelangen, weil man immer mal wieder einige Minuten auf einer Höhe verweilen musste, damit der Körper den Druck ausgleichen kann. Wir schafften es aber ohne Probleme nach oben, was mir komischerweise sehr in den Ohren wehtat, und mein Vater erzählte mir oben, dass sein Luft in den letzten 2 Metern ausgegangen ist und er Glück gehabt hat, dass dies nicht früher geschehen war. Nach diesem ersten Tauchgang war mir irgendwie schlecht und ich fühlte mich unglaublich erschöpft. Ich musste mich sogar übergeben, aber ich machte den 2. Tauchgang natürlich auch mit. Den restlichen Tag danach verbrachte ich erschöpft im Bett und auch die Tage danach fühlte ich mich noch krank und hatte das Gefühl immer noch Druck auf den Ohren zu haben.

Unser letztes Ziel war Cahuita, ein kleines süßes Dorf an der Karibik. Wir mussten einen Zwischenstopp in San José einlegen, da wir einmal durchs ganze Land vom Pazifik zur Karibik reisen mussten. Die Busfahrt nach Cahuita war einfach nur unglaublich. Man fuhr die ganze Zeit durch einen „Tunnel“ aus Bäumen, die links und rechts neben einem min. 20 Meter in die Höhe ragten und man wusste einfach, dass man von nichts umgeben war außer Urwald und dass das nächste Dorf Kilometer weit entfernt war. Dabei sind mir zum ersten Mal zwei Sachen aufgefallen. Erstens, dass die Städte/Dörfer mitten im Urwald gebaut wurden und dass Costa Rica eigentlich nur aus Urwald besteht, denn wenn man nur 20 Minuten aus einer Stadt/Dorf herausfährt, sich mitten im Dschugel befindet. Und zweitens ist mir klar geworden, wie groß die Bäume hier sind und dass es keine so großen Bäume in Deutschland gibt. Jedenfalls tauchte man ganz plötzlich aus diesem bergigen Urwald heraus und befand sich auf Meereshöhe mit Palmenstränden. Dies machte sich vor allen Dingen bemerkbar, dass ich plötzlich warme feuchte Luft ins Gesicht bekam, statt der kühlen, erfrischenden aus dem Wald.
Cahuita war für mich das schönste Dorf auf unserer Reise. Natürlich wieder sehr touristisch, aber da wir unter der Woche dort ankamen, waren noch nicht viele Touristen dort. Wie in den anderen Dörfern, ließen wir unsere Sachen im Hotel und erkundeten die Gegend. In einem kleinen Klamottenladen, in dem ich mir einen wunderschönen Rucksack kaufte, lernten wir eine Frau kennen, mit der wir uns fast 30 Minuten lang unterhielten. Es war das interessanteste Gespräch, das ich je mit einer fremden Frau geführt habe. Und eben diese Frau war die offenste und ehrlichste Frau, die ich bisher kennengelernt habe und ich kann zu 100 %-iger Sicherheit sagen, dass es 1. nicht viele Leute auf der Welt gibt, die so offen sind, kein Blatt vor den Mund nehmen und das sagen, was sie denken und 2. dass ich sie sofort in mein Herz geschlossen habe, sie nie wieder vergessen werde und dass ich weiß, dass jeder froh  sein kann, der sie kennenlernt und sie als Freundin gewinnt.
Am Tag nach unserer Ankunft nahmen wir uns vor, einmal durch den Nationalpark zu wandern. Nach dem Frühstück machten wir uns also auf den Weg. Auf diesem 4-stündigen Marsch habe ich wohl die größte Vielzahl an Pflanzen und Tieren gesehen, wie sonst nirgendwo. Wir sahen kleine Leguane, lilafarbene Krebse, giftige knallgelbe Schlangen, Eichhörnchen-ähnliche Nagetiere, große blaue Schmetterlinge, Affen und vieles mehr. Wir gingen die ganze Zeit auf einem Sandweg, von dem man manchmal durch ein paar Bäume, das weite strahlende Meer sehen konnte.  Es war alles so atemberaubend und ich glaube ich habe diese ganzen Eindrücke immer noch nicht richtig verarbeiten können.
Am zweiten Tag waren wir Schnorcheln und wieder einmal kann ich nichts weiter dazu sagen als, dass es unglaublich war. Das Wasser war so klar, dass man manchmal sogar bis zu 10 Meter weit gucken konnte. Es war so friedlich Unterwasser, dass man gar nicht mehr auftauchen wollte. Ich zumindest wollte nie wieder weg von dieser ruhigen, liebevollen Unterwasserwelt. Wir sahen Korallen, sehr viele große und kleine Seeigel, einen knallroten Krebs, unzählige bunte und auch graue Fische, eine Muräne, zwei kleine graue Rochen, einen fantastischen, großen blauen Rochen mit weißen Punkten und sogar einen kleinen Hai, vor dem ich – als ich ihn erblickte – erstmal Angst hatte aber dann schnell bemerkte, dass er völlig harmlos ist.
Was ich noch zu Cahuita und generell der Gegend um Limón erwähnen möchte ist, dass mir mein Vater erzählt hat, dass genau diese Gegend dafür bekannt war, dass ausländischen Frauen, die zu Besuch in Costa Rica extra nach Limón gefahren sind, um dort mit den einheimischen Schwarzen zu schlafen. Im Gegenzug, luden die Frauen die Männer zum Essen ein oder ähnliches. Damals sah man also immer wieder Schwarze mit ihrem Fahrrad vorrüberfahren, auf dem die weißen Frauen hinten oder vorne draufsaßen. Als wir dort waren, hab ich davon sehr wenig mitbekommen und mein Papa erklärte mir, dass es nicht mehr so extrem sei, wie auf seiner Reise durch Costa Rica vor 20 Jahren.

Alles in Allem verbrachten wir 2 unvergessliche Wochen zusammen, die wir beide nie wieder vergessen werden und die wir immer noch nicht ganz begriffen haben, da es so viel Neues war. Neue Eindrücke, neue Menschen, neue Erlebnisse, verschiedenste Tiere und Pflanzen…

Hier noch ein paar weitere Fotos.

Zeit

Seit die Schule wieder angefangen hat, vergeht die Zeit noch schneller als in den Ferien. Ich stehe Morgens auf, gehe in die Schule, wenn ich zurück komme trinken wir Kaffee, um 7 gehe ich zum Taekwondo und schon ist ein Tag vorbei. Immer wenn ich die App auf meinem Handy öffne, um zu sehen wie viele Tage mir noch bleibe, erleide ich einen kleinen Schock. Es scheint mir, als würde ich an einem Tag draufgucken und am nächsten sind statt 1 Tag, 4 Tage vergangen. Ich versuche hier wirklich jeden Tag zu genießen, obwohl ich nur in die Schule gehe. Ich versuche meine Umgebung in mich aufzunehmen und mir alles zu merken, was ich erlebe. Erst seit ein paar Monaten fällt mir wirklich die schlichte Schöhnheit von dieser kleinen Stadt auf, die einem im ersten Moment gar nicht bewusst wird. Paraiso ist von Bergen voller verschiedensten Bäumen und Sträuchern umgeben und immer wenn ich an den Häusern vorbeiblicke, sehe ich weite Felder auf den Bergen und manchmal, wenn es ein klarer Tag ohne viele Wolken ist, sehe ich sogar einen Vulkan qualmen.
Ich bin so unendlich froh diesen Schritt gewagt zu haben und dieses Auslandsjahr zu machen, denn meine Erfahrung hier kann mir 1. niemand mehr nehmen und 2. haben nicht viele Jugendliche so etwas erlebt, wie ich in meinem Alter.

Wovor ich aber am meisten Angst habe, ist der Schmerz und das Gefühl, dass mich niemand versteht, wenn ich wieder nach Deutschland zurückkomme. Ich weiß, dass viele Leute versuchen werden, mir so gut es geht zu helfen und mich zu verstehen aber es kann niemand verstehen, der es nicht selber erlebt hat. Und dieses Gefühl macht mir jetzt schon Angst.

Die letzten Ferientage

Diesen Mittwoch war ich mit einer Freundin an einem Strand, nicht weit von Jacó. Ihr Gastvater und eine nette Familien fuhren mit uns mit. Es war ein sehr heißer Tag und als wir ankamen, hüpften wir natürlich direkt ins Meer, aber sogar dsa Meerwaser war relativ warm. Nicht weit vom Strand weg hatten ein paar Freunde des Gastvaters meiner Freundin ein kleines Ferienhaus und sie luden uns ein mit ihnen zu essen. Die Hitze machte uns alle so müde, dass wir die restlichen Stunden im Swimmingpool der ganze Anlage dort verbrachten und fuhren als es dunkel wurde wieder nach Hause. Wir waren zum Glück mit dem Auto unterwegs, da ich mich in einem Bus bestimmt nicht so gut ausruhen hätte können, wie im Auto.

Heute war ich mit meiner Gastfamilie fischen. Wir fuhren mit dem Auto in eine nahe gelegene Stadt, in der mehrer Familien ihre Teiche bzw. Seen anboten, um in ihnen zu fischen. Bei mir biss leider keiner an, aber dafür 5 an der selbstgemachten Angel des Freundes meiner Gastschwester und 3 an der meines Gastvaters. Diese wurden dann vor Ort direkt zu einem Mittagessen verarbeitet, dass wir mit schöner Aussicht genossen.
Danach fuhren wir noch auf einen typischen Markt und auf verschiedene Aussichtsplätze um die unglaubliche Aussicht zu genießen.

Morgen ist Montag, aber ich muss zum Glück noch nicht in die Schule. Erst am Dienstag um 12 Uhr um meinen Stundenplan abzuholen, bis es Mittwoch dann wirklich losgeht. Einerseits freue ich mich auf die Schule, da ich mir nicht mehr gedanken machen muss über langeweile, aber andererseits auch nicht, da ich nicht mehr verreisen kann wann ich will.

„Rezo“

Die Zeit der „rezos“ (Gebete) geht jetzt langsam zu Ende. Die Leute hier in Costa Rica veranstalten ab dem neuen Jahr die sogenannten „rezos“. Weihnachten stellen hier die Menschen Krippen auf und man darf sie nicht wieder abbauen, bevor man sie angebetet hat. Die letzten Wochen bestanden für mich also fast nur aus beten und essen, da die Leute dich zu sich einladen, die Krippe anbeten und es dann für alle Essen gibt. Leckeres Essen. Nachdem man gebetet hat, bekommt jeder einen Keks und ein Schluck „Rompope“ (alkoholisches Getränk aus Eiern, Milch und Vanille), als Hauptgang meist ein typisches costaricanisches Essen und als Nachspeise Eis.
Ich war mindestens auf 4 „rezos“ und kann jetzt sogar schon einige Strophen mitbeten. Für mich war es eine schöne Erfahrung, da es sowas erstens, so weit ich weiß, nicht in Deutschland gibt und zweitens, ich nicht gläubig bin und noch nie bei so einer christlichen Verantstaltung dabei war.