Das Unvermeidliche

Seit fast mehr als 4 Monaten bin ich jetzt zurück aus Costa Rica und erst jetzt konnte ich mich überwinden, alles was in den letzten Wochen vor meiner Abreise passiert ist, revue passieren zu lassen und darüber zu schreiben. Es fällt mir heute immer noch schwer darüber zu sprechen und sogar darüber nachzudenken tut unendlich weh.

Ein paar Wochen vor meiner Abreise verabredete ich mich mit einem Freund, da ich mit ihm und seiner Tante costarikanisch essen wollte. Als wir an unserem vermeintlichen Treffpunkt ankamen, war niemand da. Auf einmal spragen alle meine besten Freunde hinter einer Mauer hervor. Eine Überraschungsparty! Für mich! Ich war so gerührt, dass es mir Tränen hervorrufte. Wir grillten, redeten und genoßen die Zeit zusammen. Kurz vor dem Ende musste jeder einmal aufstehen und mir ein paar Sätze widmen. Es ging um meine Zeit mit ihnen, wie sehr sie mich in ihre Herzen geschlossen haben und dass etwas in ihrer Gruppe fehlen wird, wenn ich weg bin. Die Wörter zeigten mir erst wie wichtig ich ihnen wirklich geworden bin. Vorher war ich nie wirklich sicher, ob ich für sie genau so ein Teil ihres Lebens geworden bin, wie sie alle für mich. Aber dieser Abend löschte jeden meiner Zweifel aus.

Die schlimmsten Tage waren aber die Tage vor meiner Abreise. Ich habe noch nie so viel am Stück geweint, wie ich es an diesem Wochenende tat. Am Freitag war mein letzter Schultag und ich lief um her, verteilte meine Abschiedsbriefe, verabschiedete mich von allen die ich kannte und weinte mit den anderen Austauschschülern zusammen pausenlos. Wir alle hatten danach verquollene Augen. Das schlimmste war die Überwindung aus der Schule zu gehen. Ich drehte mich noch einmal um, sah meine Freunde zum letzten Mal und weinte laut und schluchtzend bis nach Hause und selbst dann konnte ich nicht aufhören. Am Abend hatte ich aber die Abschiedsfeier von Taekwondo, also musste ich meine Augen kühlen, damit ich halbwegs normal dort hingehen konnte, um gleich wieder mit weinen anzufangen. Alle aus meiner Taekwondo-Gruppe erwarteten mich und wir aßen mein Lieblingsgericht „arroz con pollo“, machten Fotos und alle unterschrieben auf einer Costa Rica-Flagge für mich. Da ich auch an meine Taekwondo-Gruppe einen Abschiedsbrief geschrieben hatte, wurde er anschließend vor allen laut vorgelesen. Danach richtete mein Lehrer einige Worte an mich, die mich zutiefst ehrten. Er meinte, dass die bestehende Gruppe sonst nie Leute mit so einem hohen Gürtel, wie ich ihn hatte, so gut aufnahmen wie mich und dass es ein Verlust für die Akademie sei, dass ich gehe. Da er sonst immer wenig Gefühle zeigte, war ich einfach nur erstaunt und fühlte eine so große Verbundenheit mit diesen Leuten, dass es mir den Rest gab und ich in Tränen ausbrach. Beim Verabschieden wurde es nur noch schlimmer und ich musste schon wieder mit verquollenen Augen nach Hause.
Am Samstag hatte ich ein letztes Mal Training, aber es waren bei weitem nicht so viele anwesend, als am Abend davor. Als sie alle hinterher sich am Umziehen waren, verbeugte ich mich vor dem Raum, umarmte meinen Lehrer, der mir in einem Jahr so viel beigebracht hat und brachte meinen besten Freund nach Hause. Und auch hier liefen mir wieder die Tränen, als ich ihn von mir weggehen sah. Am Abend dann war endlich die ersehnte Abschiedsparty der Schule, die ein paar Klassenkameradinnen der Italienerin für uns drei Austauschschüler organisiert hatten. Sie hatten eine „finka“, also sprich ein Haus, gemietet, mit Dj und es gab Essen und ein wenig Alkohol. Wir machten die Nacht durch und ich kahm total erschöpft morgens um 9 nach Hause und schlief den Rest des Tages.
Da ich mich nicht richtig von meinem Freund dem Schweden verabschieden konnte, wollte ich ihn am Sonntag Abend nochmal besuchen gehen, aber ahnte nicht in was für eine Feier ich reinplatzte. Schon von Weitem hörte ich Musik und als ich reinkam, sah ich ihn in Mitten seiner Familie stehen, tanzend, weinend und singend gleichzeitig. Als er mich erblickte, kam er auf mich zu und wir umarmten uns und weinten und sagten uns in einer Minuten zwischen schluchtzen und weiter weinen, wie sehr wir uns mochten und dass wir uns niemals vergessen würden.
Da ich auch einer Freundin vom Taekwondo versprochen hatte nochmal bei ihr vorbeizuschauen, tat ich das bei der Gelegenheit. Doch schon als ich sie sah liefen mir schon wieder die Tränen das Gesicht herunter. Ihre Familie hatte vor Jahren auch mal einen Austauschschüler aufgenommen und waren die liebsten Menschen, die ich seit langem getroffen hatte. Immer als ich vorbeigekommen war, haben sie viel Interesse an mir, meiner Kultur und meinen Erfahrungen im Ausland gezeigt und ich habe sie seit der ersten Minute in mein Herz geschlossen.

Montag war es dann soweit. Abschiednehmen von meiner Familie. Zuerst von meinen Gastschwestern und meinem Gastvater, da sie im Laden arbeiten mussten und mich nicht zum Flughafen begleiten konnten. Mein Vater weinte, meine Schwestern weinten, ich weinte und wir schlossen uns in die Arme. Die ganze Autofahrt über fühlte ich mich wie gelähmt. Ich starrte aus dem Fenster und dachte an garnichts. Meine Mutter, mein Bruder, mein verrückter, liebenswürdiger Onkel, meine Tante und meine ASF-Kontaktperson, ließen mich soweit es ging in Ruhe, da sie merkten wie schlecht es mir ging. Wir hielten am Smoothie-Stand und ich trank meinen letzten „batido“, bevor es weiter zum Flughafen ging. Gepäck aufgeben ging schnell und schon war der meist gefürchtete aber unumgänglicher Augenblick erreicht. Das endgültige Verabschieden dieser Familie, dieses Landes und all das was ich zurücklassen würde, was ich so sehr liebe. Zuerst umarmte ich meine Kontaktperson. Immer wieder flüsterte ich ihr ins Ohr:“Ich kann nicht, ich kann nicht. Ich kann einfach nicht!“ Ich hatte in diesem Moment so ein Bedürfnis einfach nur weg zulaufen. Weg von dieser Situation, weg vom Flughafen und weg von dem aller schwierigsten Schritt meines Lebens. Dieses Gefühl, dieser Schmerz war schlimmer als jede Wunde, jede Verletzung und jede Traurigkeit, die ich je gespürt hatte. Ich umarmte alle nacheinander, aber als letztes meine liebe, tolle Mutter. Da wir uns nie wirklich umarmt hatten, war dies einer der schönsten, aber auch der traurigsten Momente in meinem Leben. Als es dann an der Zeit war zu gehen, setzte ich widerwillig einen Fuß vor den anderen, zwang mich zum Weitergehen und blickte auf meine weinende Mutter zurück. Seit diesem Augenblick, weinte ich den Rest des Tages fast ununterbrochen. Ich ging durch die Kontrolle und konnte mich nicht beherschen und weinte, schluchzte. Mir war in diesem Moment alles andere egal. Ich lies meinem Schmerz freien Lauf und er breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Nachdem auch meine beste Freundin Sara, die Italienerin, durch den Check-In kam, fielen wir uns in die Arme und heulten gemeinsam. Der lange Flug stand uns bevor und ich las das Heft durch, in das alle die ich kannte für mich etwas reingeschrieben hatten. Bei jeder Seite weinte ich aufs Neue los und einige Dinge, die mir Personen in diesem kleinen Brief gestanden, rührten mich zutiefst. Den Rest des Fluges verbrachte ich damit zu schlafen und Filme zu schauen.
Als wir dann endlich in Madrid landeten, stand mir ein 5-stündiger Aufenthalt bevor, den ich hauptsächlich alleine verbringen musste, da ich die einzige war, die von dort aus nach Berlin flog. Da ich mich nicht aufs Lesen konzentrieren konnte und auch nicht schlafen konnte, schaltete ich meinen Laptop ein und schaute mir nochmals alle Fotos meines Auslandsjahres an und natürlich liefen wieder Tränen.
Dann ging es endlich weiter und als ich in Berlin landete, realisierte ich erstmals, dass das nun der endgültige Schluss war. Ich war gelandet. In meiner alten Heimat, die ich nicht mehr so empfand wie früher. Ich fiel meiner Mutter und meiner Schwester um den Hals und weinte. Natürlich weil ich sie vermisst hatte, aber größtenteils, weil ich nun ein für alle mal Costa Rica hinter mir gelassen hatte. Wir gingen also auf den Ausgang zu und dort stand plötzlich meine beste Freundin. Ich bracht in Tränen aus und wir fielen uns in die Arme. Ich hatte sie so sehr vermisst! Ich hatte nämlich all meinen Freunden erzählt, dass ich eine Woche später zurückkommen würde, um sie überraschen zu können, doch meine beste Freundin hatte das Foto gesehen, dass meine Mutter auf Facebook gepostet hatte, auf dem wir am Flughafen standen. Also wurde es zu einer Überraschung für mich.Im Auto bekam ich eine Sprachnachricht meiner Gastmutter, in der sie schluchzend fragte wie es mir gehte. Dies war das letzte mal, dass ich an diesem langen Wochenede weinte. Den Rest der Autofahrt über starrte mich meine beste Freundin an und als ich sie danach fragte, meinte sie, dass es so ungewohnt sei, mich bei ihr zu haben.

Am nächsten Morgen vergaß ich meine Trauer und versuchte mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Es war herrlich Zeit mit meiner besten Freundin zu verbringen und wir hatten die langen Ferien vor uns, um uns wieder neu „kennen zu lernen“.
Da meine anderen Freunde noch nichts von meiner Ankunft wussten, überraschte ich sie am Flughafen, da sie gerade von ihrer Kursfahrt zurückkamen. Es war ein durcheinander und sie waren natürlich mehr als überrascht. Am nächsten Tag lud ich dann alle zu mir nach Hause ein, kochte „arroz con pollo“ und zeigte Fotos aus Costa Rica.
Eine Woche später fuhren ich und meine beste Freundin dann los. Wir fuhren nach Aachen und gingen mit meiner Familie und Freunden wandern und genossen jede Sekunde zusammen. Ich habe die ganzen Sommerferien nicht einmal in meinem Bett alleine geschlafen. Wenn meine beste Freundin nicht bei mir geschlafen hat, schlief meine Schwester bei mir und zu meine riesigen Freunde, kam mich schon in den letzten beiden Wochen Sara besuchen. Wir vebrachten ein großartige Zeit zusammen. Ich zeigte ihr Berlin, wir redeten viel über Costa Rica und dachten nicht an ihre baldige Abreise. Doch diese kam viel zu schnell näher und als wir uns verabschiedet hatten, rief ich schluchzend meine beste Freundin an und heulte am Telefon die ganze Zeit. Es war der Zeitpunkt, an dem ich merkte, dass es jetzt endgültig vorbei war. Ich würde am kommenden Montag in meinen Alltag zurückkehren und nichts würde sich von vor einem Jahr geändert haben…

Und seit ich wieder in der Schule bin vergeht sie Zeit wie im Rausch. Ich kann nicht fassen, dass schon 4 Monate(!) vergangen sind, seit meiner Rückkehr. Die meiste Zeit lebe ich einfach nur dahin und fühle gar nichts, aber in manchen Momenten kommt die Traurigkeit und das Heimweh nach meiner „2. Heimat“ hoch und mir laufen die Tränen übers Gesicht. Es gibt nicht einen Tag, an dem ich nicht an Costa Rica denke und an den ersehnte Tag, an dem ich endlich wieder dort hin zurückkehren kann und vielleicht plane ich ja sogar Costa Rica langfristig in meine Zukunft ein, denn das Gefühl, dass ich dort empfunden habe, empfinde ich hier in Deutschland nicht. Es ist ein Gefühl der Liebe zu einem Land und zu den Menschen in einem Land. Ein Gefühl der Geborgenheit und der Zufriedenheit………

Durcheinander der Gefühle

In den letzten Wochen und Monaten ist nicht viel passiert oder besser gesagt es ist viel passiert, denn ich habe einfach mein Leben hier gelebt, aber darüber möchte ich nicht schreiben. Viel mehr will ich versuchen zu beschreiben wir ich mich im Moment fühle.
Ich bekomme immer wieder gesagt, dass ich die Abreise vergessen soll und einfach leben soll, aber das ist nicht so einfach. In jeder freien Minute muss ich an meine Abreise denken und mir schwirrt die Zahl der Tage die mir bleiben im Kopf herum. Außerdem werden die Tage häufiger, an denen ich sehr traurig bin und oft breche ich einfach so aus dem Nichts in Tränen aus. Es ist für mich so unglaublich schwer meine Gefühle, die ich gerade fühle, zusammenzufassen und zu beschreiben. Auf der einen Seite bin ich voller Freunde, meine Familie und meine Freunde aus Deutschland wiederzusehen, aber auf der anderen Seite verspüre ich unendliche Traurigkeit darüber, diesen wundervollen Ort namens Paraíso, bzw. Costa Rica, mit all seinen Menschen zu verlassen. Es gibt viele Sachen, die ich an Deutschland vermissen, aber auch umso mehr, die ich an Costa Rica vermissen werde. Dass die Städte hier so klein sind, dass die Leute hier mit dem was sie haben (und das ist nicht immer viel) einfach zufrieden sind, dass alle ihr Land lieben und stolz darauf sind, ein Teil von ihm zu sein, dass alle hier so freundlich, offen, liebevoll und herzlich sind, dass die Natur hier so vielfältig ist und dass man, wenn man genau hinschaut, überall Leben entdecken kann… Ich werde meine zwei Gastschwestern vermissen, die auf der einen Seite schon sehr erwachsen sind, aber auf der anderen eigentlich noch klein sein wollen, mein Gastvater und meine Gastmutter, die auf den ersten Blick ganz normal erscheinen, aber wenn man sie kennenlernt, ein bisschen verrückt sind (im gutgemeinten Sinne), mein Gastbruder, der nach außen hin sehr unerzogen scheint, aber von Innen seine Mutter aus tiefsten Herzen und bedingungslos liebt, meine Kontaktperson, die immer für mich da ist und mir in jeder Situation hilft, meine Freunde, bei denen ich mich nicht entscheiden könnte, wen ich am meisten mag, der Typ in der Cafeteria der Schule mit dem ich mich immer unterhalte und der, wenn er mich in der Schülermasse sieht direkt bedient, mein Taekwondo Lehrer, der immer Späßchen macht und halb verrückt ist (auch im gutgemeinten Sinne), der Mann in meiner Lieblingsbäckerei, der mich immer freundlich grüßt, das unglaubliche Schüler-Lehrer-Verhältnis, die Schuluniformen in der Schule, die leichten Klassenarbeiten in der Schule, das einseitige, aber trotzdem sehr leckere Essen, die tollen frischen Früchte, die wilden Hunde, die immer und überall zu sein scheinen, das verrückte Wetter, in einer Minute scheint die Sonne und in der anderen platzt der Regen heraus und kalter Wind fegt durch die Straßen, die Busse, die ähnlich aussehen wie die alten amerikanischen Schulbusse und sehr wackelig sind, deren Busfahrer, die immer nett grüßen und für jeden nochmal die Tür aufmachen der zu spät noch angerannt kommt, auch wenn der Bus schon halb am Wegfahren ist, der starke Regen, den ich mir so gerne abends im Bett anhöre, die Erdbeben, die für mich immer wieder eine neue Erfahrung sind und die ich sehr faszinierend finde, die kleinen Häuser und dass es hier fast keine Hochhäuser gibt, die Leute, die eigentlich jeden Tag in Jogginhose herumlaufen und nur bei bestimmten Anlässen sich richtig Schick machen, und so unglaublich viele Dinge mehr. Ich habe versucht all die Sachen aufzuschreiben, an die ich mich, wenn ich zurück bin, erinnern will und ich habe dabei immer Angst, dass ich irgendetwas vergesse und diese Tatsache macht mich umso trauriger.

Selbst jetzt, wenn ich darüber nachdenke, kommen mir die Tränen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich dieses Land und deren Leute liebe. Ich bin mehr als froh, dass ich dieses Auslandsjahr machen durfte und ich kann es nur jedem raten, der darüber nachdenkt eines zu machen. Man verändert sich in so vielen Dingen und lernt so viel dazu, dass man es zuerst gar nicht fassen kann. Ich kann dazu nichts mehr sagen, als dass es mir immer wieder das Herz bricht, wenn ich daran denke, dass ich all das in ca. 1 Monat hinter mir lassen muss und erstens weiß, dass es niemals wieder so sein wird wie jetzt und zweitens nicht weiß, wann ich das nächste Mal hier her kommen werde.

Zeit

Seit die Schule wieder angefangen hat, vergeht die Zeit noch schneller als in den Ferien. Ich stehe Morgens auf, gehe in die Schule, wenn ich zurück komme trinken wir Kaffee, um 7 gehe ich zum Taekwondo und schon ist ein Tag vorbei. Immer wenn ich die App auf meinem Handy öffne, um zu sehen wie viele Tage mir noch bleibe, erleide ich einen kleinen Schock. Es scheint mir, als würde ich an einem Tag draufgucken und am nächsten sind statt 1 Tag, 4 Tage vergangen. Ich versuche hier wirklich jeden Tag zu genießen, obwohl ich nur in die Schule gehe. Ich versuche meine Umgebung in mich aufzunehmen und mir alles zu merken, was ich erlebe. Erst seit ein paar Monaten fällt mir wirklich die schlichte Schöhnheit von dieser kleinen Stadt auf, die einem im ersten Moment gar nicht bewusst wird. Paraiso ist von Bergen voller verschiedensten Bäumen und Sträuchern umgeben und immer wenn ich an den Häusern vorbeiblicke, sehe ich weite Felder auf den Bergen und manchmal, wenn es ein klarer Tag ohne viele Wolken ist, sehe ich sogar einen Vulkan qualmen.
Ich bin so unendlich froh diesen Schritt gewagt zu haben und dieses Auslandsjahr zu machen, denn meine Erfahrung hier kann mir 1. niemand mehr nehmen und 2. haben nicht viele Jugendliche so etwas erlebt, wie ich in meinem Alter.

Wovor ich aber am meisten Angst habe, ist der Schmerz und das Gefühl, dass mich niemand versteht, wenn ich wieder nach Deutschland zurückkomme. Ich weiß, dass viele Leute versuchen werden, mir so gut es geht zu helfen und mich zu verstehen aber es kann niemand verstehen, der es nicht selber erlebt hat. Und dieses Gefühl macht mir jetzt schon Angst.

Eine Freundin fürs Leben

Vor über 2 Wochen sind die alten Austauschschüler abgereist. Ein Tag davor, habe ich meine beste Freundin hier besucht, um ihr auf Wiedersehen zu sagen. Wir saßen in ihrem chaotischen Zimmer und redeten fast 2 Stunden lang. Als ich gehen musste, umarmte sie mich mindestens 5 mal und als ich mich langsam von ihrem Haus entfernte, mich nochmal umdrehte und sie ins Haus gehen sah, liefen mir ein paar Tränen runter. Auf meinem Nachhauseweg las ich ihren Brief, den sie mir gegeben hatte und fing an zu weinen. Ich habe in so einer kurzen Zeit eine echte Freundin gefunden und es war nicht sicher ob ich sie jemals wiedersehen würde. Sie hat mir erzählt, dass sie vielleicht in diesem Sommer nach Berlin kommen würde, was mich unendlich freuen würde, aber das ist noch nicht klar. Seit sie weg ist, schreiben wir fast jeden Tag und sie erzählt mir wie es ihr geht. Sie hat mir erzähl, dass es ihr nicht gut geht, da sie kein Spanisch mehr sprechen kann und sie nicht mehr die Freiheit hat, die sie in Costa Rica hatte. Japan ist nochmal ein riesiger Unterschied zu Deutschland und ich kann mir vorstellen, dass es für meine Freundin ein großer Schock war zurückzukommen.
Außerdem fehlt hier in Paraiso entwas, seit sie weg ist. Ich konnte immer zu ihr, wenn ich langeweile hatte und ich konnte ihr alles erzählen. Vor Allem konnte sie mir in jeder Hinsicht guten Rat geben, da sie ja schon viel länger hier war als ich.

Am nächsten Tag verabschiedete ich dann mit der Italienerin die blieb, meine andere gute Freundin. Als sie ins Auto stieg, realisierte ich noch gar nicht, dass sie wirklich jetzt wegfuhr. Ich musste im ersten Moment auch nicht weinen, aber als ich meine eine Freundin neen mir weinen sah, liefen bei mir auch die Tränen.
Selbst jetzt fühlt es sich noch nicht so schmerzhaft an, dass sie nicht mehr da sind, aber wenn ich wirklich darüber nachdenke, werde ich traurig.

Diese Verabschiedung hat mir zudem noch gezeigt, dass ich auch bald an der Reihe bin, aber daran will ich wirklich nicht viel denken.

Weihnachtsfeier/Verabschiedung

Vor zwei Wochen war eine von AFS verantstaltete Weihnachtsfeier bzw. Verabschiedung der Austauschschüler, die im Januar abreisen werden. Die Austauschschüler führeten einen typischen Tanz vor, der „Folclórico“ heißt. Dafür haben wir extra Tanzstunden genommen, die aber allen sehr viel Spaß gemacht haben.
Außerdem wurden die Videos gezeigt, die die Austauschschüler, die jetzt abreisen, für ihre Familien gemacht haben. Ich musste bei jedem einzelnen weinen, da es mich erstens daran erinnerte, dass ich selber mal so weit sein würde und „Tschüs“ sagen muss und zweitens daran, dass ich die Leute (meine Freunde, die bald abreisen), die ich hier jetzt ins Herz geschlossen habe, vielleicht nie wieder sehen werde. Wenn ich jetzt daran denke kommen mir noch die Tränen, da wir alle einfach eines gemeinsam haben. Dieses unvergessliche Jahr, mit neuen Eindrücken und neuen Leuten, die wir lieben.

Ferien

Die Tage ziehen vorbei. Ich gucke auf meinen Kalender und wenn ich das nächste Mal draufgucke sind schon wieder 3 Tage vergangen. Die Tage ziehen sich manchmal sehr lange hin, aber im Nachhinein vergehen sie sehr schnell. Diese Woche haben wir fast alle Arbeiten für dieses Jahr geschrieben. Nächste Woche stehen noch 2 an und dann habe ich sehr lange Ferien. Ich weiß nicht genau wie lange, aber es sind mehr als 2 Monate. Ich habe mich bisher auf die Ferien gefreut, aber jetzt habe ich Angst vor ihnen. Ich habe Angst, jeden Tag in meinem Zimmer zu sitzen und nichts zu tun. Ich habe ein paar Sachen vor, wie zum Beispiel eine Reise nach Nicaragua mit AFS, die Verabschiedung der Austauschschüler, die im Januar abreisen, den „Rio Celeste“ besuchen, mit anderen Austauschschülern verreisen, einen aktiven und einen unaktiven Vulkan besuchen oder an den Strand fahren. Ich werde diese Sachen ganz sicher unternehmen, aber trotzdem habe ich Angst, irgendwie alleine zu sein und Langeweile zu haben. Ich habe noch nicht wirklich Freunde gefunden. In Deutschland war ich es gewohnt 2-3 maximal 4 gute Freunde zu haben, mit denen ich die Pause verbringe und mit denen ich mich verabrede. Aber hier scheint jeder mit jedem auszukommen und sich nur als Gruppe zu treffen.
In letzer Zeit denke ich auch viel über mein Zuhause in Deutschland nach und wie es sein wird, wenn ich wieder zurückkomme. Ich habe gedacht und denke es immer noch, dass es mich aufheitert, wenn ich daran denke wie schön es sein wird, wenn ich wieder da bin, aber ich fühle mich nicht besser dadurch bzw. ich weiß nicht, ob ich mich dadurch besser fühle. Ich will es glauben, aber sicher bin ich mir nicht. Ich kann nicht sagen, dass ich hier vollkömmen glücklich bin, denn das kann ich hier glaube ich nie ohne meine richtige Familie und meine Freunde, aber ich hoffe, dass ich meinem eigenen Ich hier näher komme und danach hoffentlich ein bisschen besser weiß, wer ich bin.

Ans Herz wachsen

So langsam verliebe ich mich in alles, was in meiner Umgebung ist. Die Leute, die Stadt, das Leben hier. Letzte Woche habe ich sehr viel Zeit mit allen anderen Austauschschülern, die auf unserer Schule sind, verbracht und wenn ich sie ansehe, schmerzt es in meinem Herz. Es ist komisch, da ich sie erst so kurze Zeit kenne, aber wir verstehen uns alle total gut und haben alle etwas gemeinsam. Dieses Auslandsjahr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich sie in weniger als 1 Jahr nie mehr wieder sehen werde. Jedes Mal, wenn wir irgendeine AFS-Verantstaltung haben und alle Austauschschüler anwesend sind, könnte ich anfangen zu weinen. Es ist wahrscheinlich für andere, die nicht soetwas erleben was ich gerade erlebe, schwer vorstellbar so zu empfinden, aber diese Gemeinsamkeit, ein Jahr auf sich alleine gestellt zu sein, Ängste zu haben, Problemen gegenüber zu stehen, Lösungen zu finden, anfangen hier lieben zu lernen und so weiter, schweißt unglaublich zusammen.
Auch in die Stadt verliebe ich mich und ich kann mir nicht mehr vorstellen hier weg zu gehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein Dorf lieben lerne. Als ich vor meinem Auslandsjahr darüber nachdachte in ein kleines Dorf zu kommen, wo man alles zu Fuß in 10 min. erreichen kann, konnte ich mir dass nicht vorstellen. Ich dachte, dass es auf die Dauer sehr langweilig werden würde und ich das hassen würde. Aber das tue ich definitiv nicht. Alles notwendige, was man im Alltag braucht, kann man hier kaufen und wenn man mal neue Klamotten braucht oder Möbel etc., dann fährt man halt mal 30 min. mit dem Bus in die nächste größere Stadt.
In Deutschland werde ich auch wahrscheinlich nicht so oft Sport machen können wie hier. 1. Da ich wahrscheinlich viel zu sehr im Abi-stress sein werde und 2. weil ich viel zu lange zum Training fahren muss. Es ist so angenehm und irgendwie erholend hier zu leben, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann ohne das alles hier zu leben. Und auch die Leute beim Taekwondo fangen an mir so richtig ans Herz zu wachsen. Natürlich mag ich auch die Leute aus meiner Klasse, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass sie sich nicht wirklich für mich interessieren. Die Leute beim Taekwondo sind alle so nett und ich laufe ganz oft mit einem Jungen, den ich dort kennengelernt habe und der auch auf meine Schule geht, nach Hause. Und es macht Spaß sich auf Spanisch zu unterhalten. Vor allem dann, wenn du auch viel sagen kannst und du ein echtes Gespräch hinbekommst.
Es macht mich so unglaublich traurig, sowiele unglaublich tolle Menschen und soviel Nächstenliebe um mich zu haben. In manchen Punkten vermisse ich Deutschland und mein Zuhause dort schon, aber viele der anfänglich Sachen die ich vermisst habe, haben sich geändert. Ich kann das alles eigentlich garnicht beschreiben und ich weiß, dass es für viele, die dies hier lesen, fast gar nicht vorstellbar ist, wie ich mich gerade fühle, aber das einzige was ich sagen kann ist, dass man Deutschland und die Unterschiede zu anderen Ländern erst wirklich kennenlernt, wenn man in diesem Land lebt. Man lernt sich besser kennen, man erfährt andere Arten von Liebe, die man sich nie zugetraut hätte bzw. von der man nie wusste, dass es sie gibt und es ist einfach das schönste Gefühl, dass man haben kann.

Meine erste Note

fiechHeute war eigentlich ein ganz normaler Schultag. Wir schreiben zwar fast jeden Tag noch Arbeiten, aber heute habe ich meine erste Arbeit, die ich mitgeschrieben habe, zurückbekommen. Mathe. Obwohl ich besser als einige aus meiner Klasse bin, bin ich nicht mit meiner Note zufrieden. Ich habe 64 Punkte von 100. Mein Mathelehrer hat gesagt, dass das nicht schlecht für meine erste Arbeit ist, aber als ich mir die Fehler anschaute stellte ich fest, dass die meisten einfach nur aus nicht-richtig-nachdenken entstanden sind. Trotzdem bin ich stolz, dass ich ich eine 64 geschafft habe. Morgen schreiben wir Spanisch und Rechte Costa Ricas. Die 2 Fächer in denen ich wirklich nichts verstehe. Wahrscheinlich muss ich auch nicht mitschreiben, da die Lehrer mitbekommen haben, dass ich nichts verstehe.
Und sonst bin ich in den meisten Fächern meinen Klassenkameraden voraus. In Mathe behandeln wir jetzt lineare Funktionen und in Physik sind wir grad bei sich bewegenden Körpern. Eigentlich sitze ich die ganze Stunde nur rum und warte darauf, dass die anderen mit den Aufgaben fertig werden die wir lösen sollten.

Diese Riesenheuschrecke saß heute Morgen an der Wand neben der Tür zum Musikraum. Sie war länger als mein Mittelfinger und es ist das erste Tier, dass ich hier gesehen habe, dass es in Deutschland nicht gibt.

Ich habe mich langsam wirklich eingelebt und bestreite jede Woche fast den gleichen Alltag (–> Hier findest du den Beitrag zu meinem Alltag).
Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich mich hier zu Zuhause fühle. Ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll, aber manchmal tue ich einfach Dinge, die bei mir Zuhause selbstverständlich und normal gewesen wären, aber ich nicht weiß ob das hier genauso ist. Z.B.: Meine Gastmutter hat Gurken und Tomaten in Scheiben geschnitten und isst ab und zu eine Scheibe während sie weiterkocht. Da ich das von Zuhause gewohnt bin nehme ich mir einfach auch eine Scheibe, aber ich weiß nicht ob das für die kurze Zeit die ich hier bin unhöflich kommt. Ich versuche mir dann immer die Situation andersherum vorzustellen. Wenn ich einen Gastschüler bei mir Zuhause hätte und er oder sie würde das so machen wie ich das mache, wie würde ich mich dann fühlen? Wäre es etwas ganz normales oder wäre das komisch?

Angekommen

Der letzte Mittwoch und heute waren wohl die letzten entscheidenden Tage die noch gefehlt haben, dass ich mich wirklich so fühle als wäre ich endlich angekommen.
Am Mittwoch kam meine eigene private AFS-Ansprechpartnerin, die mir zugeteilt wurde, zu mir nach Hause und wir haben uns zusammen mit meiner Gastmutter und einem anderen AFS-Mitarbeiter der mitgekommen ist über die letzten Wochen unterhalten. Es ging über alles, was sich bisher in meinem Leben verändert hat. Schule, Umgebung, Freunde, Familie, Haushalt, Essen und vieles mehr. Und als wir da so saßen und ich zu jeder Frage eigentlich nur „ja, sehr gut“ oder „alles toll“ antworten konnte, viel mir auf, dass ich nichts zu beklagen hatte. Ich fand alles hier toll und konnte an keiner Sache etwas negatives finden. Ich bemerkte das erste Mal wie wohl ich mich hier wirklich fühle. Natürlich gibt es Sachen, die ich vermisse, mal abgesehen von meiner Familie und meinen Freunden. Z.B. ein Fenster. In meinem Zimmer und auch in den anderen Schlafzimmern, gibt es keine einziges Fenster, außer an der Decke, damit ein bisschen Luft hineinströmen kann. Ich vermisse es aus einem Fester in die Natur oder einfach nur nach Draußen sehen zu können. Ich vermisse Tee und gutes deutsches Vollkornbrot. Aber daran kann ich mich für ein Jahr dran gewöhnen. Und außer diesen paar Kleinigkeiten finde ich es wirklich toll hier.

Heute war ich das erste Mal beim TaeKwonDo-Training und es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich habe den Sport vermisst und habe mich heute wirklich angestrengt. Ich habe endlich gemerkt, dass es der Sport für mich ist. Ich liebe es einfach. Alle dort waren sehr nett und wir haben uns kurz zusammen unterhalten. Woher ich bin, ob ich in Deutschland auch TaeKwonDo gemacht habe, welchen Gürtel ich habe, wo ich Spanisch sprechen gelernt habe, wo ich hier wohne, wie lange ich bleibe, auf welche Schule ich hier gehe etc. Sie waren alle sehr freundlich und haben sich gefreut, wenn ich mit ihnen geredet habe. Das Training dauert hier leider nur 1 Stunde, die aber komplett ausreichend war. Erst kurze Aufwärmung, dann kurze Rennübungen und dann nur noch Pratschentraining. Ich habe mich gefragt ob das jetzt jedes Training so geht, aber mein neuer Trainer meinte, dass sie auch viel Poomsaentraining machen. Darauf freue ich mich schon, auch um zu sehen wie gut die hier so sind.
Meine eine Gastschwester hatte mich zum Fitnessstudio gebracht und dort auf mich gewartet. Auf dem nach Hause weg ist mir aufgefallen, wie gut ich mich mit ihr unterhalten konnte. Noch nicht über tiefgreifende Themen, aber jede Frage und Antwort ging mir flüssig über die Lippen. WIr redeten den ganzen Weg nach Hause und es macht mir wirklich Spaß zu reden. Als wir dann zu Hause waren und ein paar Freunde oder Verwandte (ich bekomm das nicht auf die Reihe mit allen Freunden und Verwandten, die ich anscheinend bereits kennengelernt habe) zu Besuch waren und die eine sagte, wie gut ich schon alles verstehen würde, war ich komplett glücklich. Mir ist aufgefallen, dass es mir sehr gefällt auf Spanisch zu reden und dass mir alles schon viel leichter fällt. Außerdem fange ich an mir typische Wörter anzugewöhnen, die hier üblich sind. „Chau“(bzw. Tschau), benutz man hier immer für Tschüs, statt „adiós“; „Adiós“ benutzt man für Fremde oder Leute denen man häufiger auf der Straße begegnet um sie zu Grüßen; „Diay“ sagt man um Hallo zu sagen; “ Mae“ ist eher für Jugendliche und bedeutet sowas wie „Hey Kumpel“ oder „Hey Alter; „Plata“ bedeutet hier Geld; hier sagt man „vos“ statt „tú“ (du). Es gibt noch weitere übliche Redewendungen, aber die muss ich erst heraushören, verstehen und mir angewöhnen.

Als letztes möchte ich erwähnen, dass ich das erste Mal gedacht habe: „Ich will hier nie wieder weg!“

Mut

Dieser Abend war wohl der beste Abend der mir passieren konnte. Ich habe durch ihn so viel Mut bekommen wie von niemand anderem sonst. Es war ein Treffen mit dem AFS-Komitee von Paraíso und allen Austauschschülern, die hier oder in der Umgebung wohnen. Es kamen natürlich die Austauschschüler die ich schon kannte und die auch auf meine Schule hier gehen, alle Ansprechpartner der Austauschschüler, der Deutsche, der seine Gastfamilie hier besucht, eine Deutsche, die ich gestern bei der Infoverantstaltung kennengelernt habe und die hier arbeitet (sie hilft jüngeren Kindern und Jugentlichen in der Schule und betreut sie). Aber ich habe auch neue Leute kennengelernt. Es waren 2 Schüler aus Japan und ein Schüler aus Frankreich, die schon im Februar in Costa Rica angekommen sind. Sie haben sich vorgestellt und ein bischen von sich erzählt. Wie sie sich eingelebt haben, wie es ihnen geht und so weiter. Wir haben alle zusammen zu Abend gegessen und viel geredet. Und als ich so mit den neuen Gesichtern ins Gespräch kam, wurde mir bewusst wie gut sie Spanisch sprechen und wie wohl und glücklich sie sich hier fühlen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln, selbst auf dem Nachhauseweg nicht. Sie sahen alle so verdammt froh aus, dass ich mich einfach dem Gefühl hingab und es genoß fröhlich zu sein. Ich habe sogar das erste Mal seit ich hier bin wirklich gelacht. Alle waren in so einer guten Stimmung, dass man gar nicht anders konnte als die ganze Zeit zu grinsen. Es wurden Scherze gemacht und alle haben geredet, ob sie nun Spanisch sprachen oder Englisch oder ein Mix daraus. Ich habe die Austauschschüler die schon länger hier sind viel gefragt, z.B. wie sie sich in den ersten Wochen gefühlt haben und es ging ihnen genauso wie mir. Manchen weniger, manchen mehr. Ich habe so viel Erfahren, dass ich glaube, dass ich ab heute mein Leben hier wirklich genießen kann.
Natürlich habe ich in den Gesichtern der Austauschschüler die schon seit Februar hier sind, auch Angst und Traurigkeit gesehen. Und auch mein Gefühl fängt an die Seite zu wechseln. Ich kann mir jetzt schon vorstellen, auch jetzt mehr durch diesen wunderbaren Abend, wie es sein wird, wenn mein Rückflug immer näher rücken wird. Ich werde das Gefühl haben, zu wenig Zeit gehabt zu haben, um meinen Freunden und meiner Familie alles weiter zu geben, was ich aus Deutschland kenne und es wird eine Leere entstehen, wenn ich zurück in Deutschland sein werde. Die Leute sind hier so anders und das merke ich schon nach diesen 2 Wochen. Fröhlich, ausgelassen und zufrieden mit dem was sie haben. Sie leben ihr Leben und genießen jeden Moment den sie auf dieser Erde haben, denn ihnen ist bewusst, dass sie nur dieses eine Leben haben. Ich schaue jeden Tag in die Gesichter von den Leuten denen ich begegne und von denen die ich schon kenne und bin jetzt schon unfassbar traurig, dass ich nur ein Jahr Zeit habe, diese wunderbare Kultur und diese andere Mentalität der Menschen kennenzulernen und weiß jetzt schon, dass wenn ich zurück in Deutschland bin, nur noch zurück nach Costa Rica werden wollen, da mir die Art der Menschen hier um ein vielfaches besser gefällt, als die Art der Deutschen. Alle sind glücklich und akzeptieren einen so wie man ist. Alle sind nett zueinander, auch wenn man sich nicht kennt und es gibt trotzdem herzliche Küsse und Umarmungen.
Auch als ich zu Hause ankam, war ich noch von den Gefühlen erfüllt, die ich an dem Abend gespürt hatte und nutze diese Gelegenheit und meinen neuen Mut, um mit meiner Familie zu reden. Ich habe ihnen erzählt, dass ich es schade finde, dass ich noch nicht so viel reden kann und dass ich eigentlich viel zu sagen habe und sie haben mich beruhigt und mir gesagt, dass ich in 2 Monaten so schnell und flüssig reden kann wie sie. Danach saßen wir einfach nur auf dem Bett meiner Gasteltern, haben geredet und gelacht und haben nebenbei einen spanischen Film geguckt.
An diesem Abend war ich das aller erste Mal  wirklich wirklich glücklich, diesen großen Schritt gegangen zu sein und versuche jetzt dieses Gefühl für immer fest zu halten.