Ferien

Die Tage ziehen vorbei. Ich gucke auf meinen Kalender und wenn ich das nächste Mal draufgucke sind schon wieder 3 Tage vergangen. Die Tage ziehen sich manchmal sehr lange hin, aber im Nachhinein vergehen sie sehr schnell. Diese Woche haben wir fast alle Arbeiten für dieses Jahr geschrieben. Nächste Woche stehen noch 2 an und dann habe ich sehr lange Ferien. Ich weiß nicht genau wie lange, aber es sind mehr als 2 Monate. Ich habe mich bisher auf die Ferien gefreut, aber jetzt habe ich Angst vor ihnen. Ich habe Angst, jeden Tag in meinem Zimmer zu sitzen und nichts zu tun. Ich habe ein paar Sachen vor, wie zum Beispiel eine Reise nach Nicaragua mit AFS, die Verabschiedung der Austauschschüler, die im Januar abreisen, den „Rio Celeste“ besuchen, mit anderen Austauschschülern verreisen, einen aktiven und einen unaktiven Vulkan besuchen oder an den Strand fahren. Ich werde diese Sachen ganz sicher unternehmen, aber trotzdem habe ich Angst, irgendwie alleine zu sein und Langeweile zu haben. Ich habe noch nicht wirklich Freunde gefunden. In Deutschland war ich es gewohnt 2-3 maximal 4 gute Freunde zu haben, mit denen ich die Pause verbringe und mit denen ich mich verabrede. Aber hier scheint jeder mit jedem auszukommen und sich nur als Gruppe zu treffen.
In letzer Zeit denke ich auch viel über mein Zuhause in Deutschland nach und wie es sein wird, wenn ich wieder zurückkomme. Ich habe gedacht und denke es immer noch, dass es mich aufheitert, wenn ich daran denke wie schön es sein wird, wenn ich wieder da bin, aber ich fühle mich nicht besser dadurch bzw. ich weiß nicht, ob ich mich dadurch besser fühle. Ich will es glauben, aber sicher bin ich mir nicht. Ich kann nicht sagen, dass ich hier vollkömmen glücklich bin, denn das kann ich hier glaube ich nie ohne meine richtige Familie und meine Freunde, aber ich hoffe, dass ich meinem eigenen Ich hier näher komme und danach hoffentlich ein bisschen besser weiß, wer ich bin.

Wettkampf

Die letzten zwei Wochen haben wir beim Taekwondo beinahe nur Formen (Poomsae) geübt, da am letzten Sonntag ein Poomsae-Wettkampf stattgefunden hat. Mein Lehrer wollte, dass ich unbedingt daran teilnehme. In Deutschland war ich noch nie auf einem Wettkampf und natürlich war ich aufgeregt, da es eine ganz neue Erfahrung werden würde. Im nachhinein war ich jedoch ein bisschen zu aufgeregt, da es sehr schnell vorbei ging und kein großes Spektakel über irgendwas gemacht wurde.
Ich stand also am Sonntag um 5:30 auf, da wir uns um 6:20 vor dem Fitnessstudio treffen würden. Wir fuhren mit einem gemieteten Bus Richtung San José. Auf der Fahrt genoss ich die Aussicht und den Fakt, endlich mal weiter aus Paraíso rauszukommen. Nach 2 Stunden kamen wir vor einer relativ großen Halle an. Sie war aufgebaut wie ein Stadion, denn sie hatte Sitzplätze auf jeder Seite. In der Mitte waren zwei Matten hingelegt, die mit Tischen und Stühlen für die Jury umrundet waren. Am Rand gab es noch einen Bereich, indem man sich aufwärmen und nochmal seine Form durchgehen konnte. Die Halle war schon gefüllt mit vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die alle weiße Anzüge trugen und alle verschiedene Gürtelfarben hatten. Unsere Gruppe zog sich auch schnell um, da nicht mehr viel Zeit fehlte, bis es los ging. An der Wand neben den Umkleiden war eine Liste mit all den Namen und den dazugehörigen Nummern. Meine Nummer war 35, was bedeutete, dass ich noch ein bisschen Zeit hatte. Ich wärmte mich also auf und ging nocheinmal meine Form durch. Ich wusste, dass ich sie sicher konnte, aber unter Stress und Aufregung habe ich schon einigen Sachen vergessen und ich war viel zu aufgeregt. Ich trat gegen noch zwei Mädchen an, die in meinem Alter zu sein schienen. Die zwei Mädchen waren zuerst dran. Sie musste beide vor der Jury, die aus 3 Leuten bestand, die 7 Poomsae (Form) vormachen. Als sie fertig waren, erklang ein Pfiff und die Jury musste entweder den rechten oder den linken Arm heben, je nach dem, welche Seite ihnen besser gefallen hatte. Die Siegerin der beiden, musste anschließend mit mir die 8. Poomsae laufen. Ich trat an den Rand der Matten, mein Lehrer wünschte mir viel Glück und ich ging in die Mitte der Matten. Eine am Rand stehende Frau sagte die Wörter, die man als Begrüßung sagt und zu denen man sich verbeugt. Als es losging, vergaß ich einfach alle um mich herum und konzentrierte mich auf meine Tritte und Schläge. Alles in Allem dauerte es vielleicht maximal 2 Minuten, bis ich die Matte wieder verlassen durfte. Ich schüttelte meiner Partnerin die Hand und wir gingen zur Siegerehrung. Ich gewann Silber. Von der Ankunft, bis hin zu meiner Siegerehrung waren gerade mal 1 1/2  Stunden vergangen. Ich zog mich also um und schaute den anderen zu. Das wurde aber auf die dauert langweilig und ich machte mich auf den Weg mit ein paar anderen aus meiner Gruppe in die nahegelegene Stadt um etwas zu Essen zu kaufen. Als wir zurück kamen, waren die mit den höheren Gürteln dran. Manche machten die Poomse alleine vor, andere traten in 3-er Gruppen an. Es fühlte sich ewig an, aber mein Lehrer meinte, dass wir vielleicht einen Gruppenpreis gewinnen würden und wir deswegen warten. Und er hatte Recht. Wir gewannen den 3. Platz von allen Akademien, die an diesem Tag anwesend waren. Es wurden ein paar Fotos gemacht und dann ging es endlich nach Hause. Auf dem Weg machten wir Fotos von den Personen die eingeschlafen waren und ruhten uns selber ein bisschen aus. Es war ein anstrengender, langer, aber interessanter Tag mit neuen Erfahrungen für mich, die ich sehr genossen habe.

Geburtstag

Eine Freundin aus der Schule hatte Geburtstag und ich war eingeladen. Ich traf mich mit der deutschen Austauschschülerin im Park, da sie auch eingeladen war und wir ihr etwas zusammen schenken wollten. Ich hatte noch ein Parfum aus Deutschland dabei  und sie eine Lippencreme und eine Kette. Wir kauften Geschenkpapier, packten das Geschenk ein und machten uns auf den Weg. Als wir ankamen, waren schon ein paar Mädchen aus meiner Klasse da. Ich ging ins Zimmer meiner Schulfreundin, die gerade von einem sehr sehr kleinen Jugendlichen geschminkt und frisiert wurde, um ihr unser Geschenk zu geben. Wie ich hinterher erfuhr, war der Junge/Mann ein Freund, der ihr zum Geburtstag ein Styling geschenkt hatte. Als alle Mädchen aus meiner Klasse und zwei aus anderen Klassen gekommen waren, servierte die Mutter das typisch costarikanische Essen: „Aroz con Pollo“ (Reis mit Fleisch und dazu gibt es meistens Chips). Wir saßen alle in einem Stuhlkreis, unterhielten uns und es lief Musik. Eigentlich lief der restliche Abend genau weiter so ab. Wir aßen später dann auch Kuchen, sangen spanisches Karaoke und unterhielten uns. Trotzdem eine schöne Erfahrung.

Unterschiede

Hier ist eine Liste mit den Sachen, die anders sind, zu dem was ich gewohnt bin. Die Punkte beziehen sich nur auf meine eigenen Erfanhrungen und müssen nicht für andere Familien bzw. Orte in Costa Rica gelten. Immer wenn mir etwas neues auffällt, verlängert sich diese Liste.

1. Keine selbstgebackenen Kuchen – Ich habe noch keinen Kuchen gegessen, der nicht gekauft war. Selten backen Familien mal einen Kuchen    (mit einer Backmischung).

2. Kein Ofen –  Meine Familie hat keinen Ofen. Ich habe ein paar Freunde gefragt, ob sie einen Ofen zu Hause haben und sie meinten „ja“, aber sie würden ihn nahezu nie benutzen.

3. Fotos, Fotos, Fotos – Es stimmt, dass die Leute hier immer und überall Fotos machen und sie auch immer auf Facebook posten. Zuhause, auf einem Ausflug, im Auto, beim Sport etc.

4. Das ganze Dorf fährt Fahrrad – Ich habe das Gefühl, dass alle Männer, männliche Jugendliche und auch einige Frauen in Paraíso und Umgebung Fahrrad fahren. Mein Vater zum Beispiel fährt jeden Tag mindestens 4 Stunden Fahrrad und fährt auch ab und zu Rennen, die ich mir dann mit meiner Mutter angucken gehe. Und er ist anscheinend einer der besten, denn er gewinnt immer Geld.

5. Die Frau ist die Dienerin – Ein Beispiel: Mein Vater sitzt auf einer Seite der Küchentheke und meine Mutter auf der anderen. Er will dann Brot haben, dass auf seiner Seite der Küchentheke hinter ihm liegt und er nur einen Meter machen muss um an das Brot zu gelangen. Stattdessen muss meine Mutter aufstehen, um die Küchentheke herumgehen und ihm das Brot geben. Außerdem schmiert sie für meinen Vater das Brot, macht ihm Kaffee und holt ihm alles was er will. Ich finde das ein bisschen diskriminierend, aber so ist das hier üblich.

6. Ohrringe und Tattoos – Was mir immer wieder auffällt ist, dass viele Jungs, im Vergleich zu Deutschland, Ohrringe tragen. Meistens sind es Tunnel und außerdem haben hier viel mehr Leute Tattoos. Selbst bei Personen, bei denen man niemals denken würde, dass sie ein Tattoo haben.

7. Weißbrot – Das ist zwar allgemein bekannt, aber ich wollte es trotzdem nochmal erwähnen, dass es hier kein ordentliches Schwarzbrot bzw. Vollkornbrot gibt. Nur Baguette oder Weißtoast. Als ich meine Gastmutter danach fragte, meinte sie, dass es das wohl gibt und das sie mal eins mitbringt. Was sie allerdings mitbrachte, war einfach normales Toast, dass ein bisschen dunkler war und auf dem Vollkorntoast draufstand.

8. Chinesen – In Paraíso gibt es viele Chinesen, da hier viele Eltern mit ihren Kindern hinziehen, sie in die Schule hier schicken und ein Restaurant aufmachen. Ich freue mich darüber, denn manchmal bringt meine Gastmutter Essen vom Chinesen mit, dass ich über Alles liebe.

9. Hunde – In Costa Rica gibt es einfach überall besitzerlose Hunde. Man sieht sie jeden Tag in der Schule, in der Stadt, überall.

10. Halloween, Ostern – Die Leute hier kennen zwar Halloween und Ostern, aber feiern tut das hier niemand. An den Tagen vor Halloween und an Halloween, werden manche Bars oder Restaurants mit ein paar Spinnen, Puppen und sonstigen Sachen geschmückt. Ostern wird nicht wie bei uns in Deutschland mit Eiersuchen gefeiert, sondern es gibt Feste und Umzüge mit Masken, ähnlich wie beim Karneval.

11. Autowerbung – Ich weiß nicht wie oft in der Woche genau, aber mindestens 1 Mal fährt ein Auto durch unsere Straßen mit einem Lautsprecher auf dem Dach, dass Sonderangebote oder Reduzierungen im Supermarkt ankündigt.

12. Regen – Der Regen ist hier manchmal unglaublich stark und die Wände und Dächer anscheinend viel zu dünn, da wir einmal den Unterricht abbrechen mussten, da der Regen zu laut war. Man versteht sein eigenes Wort sogar nicht, wenn es so stark regnet.

13. Ähnlichkeit – In Deutschland bin ich noch keiner Familie Familie begegnet, die sich so ähnlich sieht wie es viele hier tun. Mein Gastvater und mein Gastbruder zum Beispiel, sehen fast gleich aus und auch die Gastschwestern von einer Italienerin, könnten sich nicht ähnlicher sehen.

14. Geburtstage – Hier werden die Geburtstage nicht so gefeiert wie in Deutschland. Es gibt zwar Kuchen und man läd ein paar Verwandte ein, aber es gibt keine große Party und wenn, dann nur bei sich zu Hause mit ein paar Freunden. Die einzigen Geburtstage, die hier wirklich gefeiert werden, sind bei Mädchen der 15. Geburtstag und beim Jungen der 17. Ich weiß nicht warum gerade diese, aber so ist es. Sie mieten sich dann einen großen Salon und laden über hundert Freunde und Verwandte ein. Alle ziehen sich Ballkleider an und sie feiern bis in die Nacht hinein.

15. Weihnachten – In der Weihnachtszeit dekorieren die Leute hier extrem ihre Häuser. Es werden extra riesige Krippen gebaut, Weihnachtsbäume aufgestellt und überall werden weihnachtliche Vorhänge und Lichterketten aufgehangen. Trotzdem wird hier Weihnachten nicht so gefeiert wie in Deutschland. Hier schenkt man sich zu Weihnachten nicht so viel, sondern nur Kleinigkeiten. Ich habe von meinen Gasteltern Schuhe geschenkt bekommen und am 24. werde ich meiner Familie ein paar Kleinigkeiten schenken.

16. Tankstellen – Hier bleibt man, wie auch in Brasilien, im Auto sitzen und der Tankwart füllt deinen Tank und man bezahlt ih  direkt auf die Hand.