Erster Tag in der Gastfamilie

Als ich gestern aufgewacht bin fing mein Herz schneller an zu schlagen. Ich würde meiner Gastfamilie das ertse Mal begegnen. Ich stand auf, ging frühstücken, packte und brachte meine Sachen auf den Parkplatz wo schon verschiedene Busse standen, die uns an verschiedene Orte bringen würden. Als ich im Bus saß war ich ganz ruhig und genoß einfach nur die Landschaft. Landschaft voller Berge, überall Menschen auf den Straßen, die wenn ich ihnen zulächelte zurücklächelten und wunderschöne Friedhöfe. Sie bestanden nur aus weißen großen Grabsteinen und ich sah überall Blumen. Unser Bus hielt in verschiedenen Städten und lies die jeweiligen Leute raus, die dort von ihren Gastfamilien abgeholt wurden. Und aufeinmal, nichmal 10 min. der vorherigen Stadt entfernt, hielten wir schon wieder. Ich sah meine Gastmutter, meine Gastschwestern und meinen Gastbruder und mein Herz machte einen Sprung. Ich hatte nicht gedacht, dass wir so kurz brauchen würden, da zwischen den anderen Stationen immer mehr als 20 min. gelegen haben. Sie hatten mir Blumen gekauft und wir begrüßten uns mit einer Umarmung. Dann fuhren wir mit dem Taxi nach Hause, dass weniger als 5 min. brauchte, da Paraiso eine kleine Stadt ist. Wir kamen an und sie zeigten mir mein Zimmer in dem ein Bett, ein Schrank für meine Klamotten und ein kleines Regal standen. Außerdem hatte sie in Glitzerbuchstaben meinen Namen an die Wand geklebt. Ich räumte meine ganzen Sachen ein, dann zeigten sie mir die Wohnung und wir besuchten ihre Großeltern und Tanten und Onkel, die gleich eine Ecke weiter wohnen. Nachdem wir zu Mittag gegessen hatten ruhten wir uns alle ein bisschen aus. Doch als ich in meinem Zimmer war fühlte ich mich nicht wohl. Ich fühle mit allein, zurückgelassen und unfähig irgendetwas zu tun. Mir liefen ein paar Tränen die Wangen runter und ich beschloss meine Mutter und meine Schwester per Skype an zu rufen. Sie gaben mir ein bisschen Mut und ich legte mich schlafen um endlich zur Ruhe zu kommen. Nachdem ich wieder aufgewacht war, steckte ich ein paar Fotos von meinem kleinen Bruder und meiner Schwester in eine Leiste, die einmal quer durchs mein Zimmer geht. Das Gefühl, dass ich empfunden hatte war weg und ich wünschte mir, dass es nie wieder kommen würde. Es war die schlimmste Empfindung, die ich je gespürt habe. Endlich zu realisieren, dass du auf der anderen Seite der Erde ganz allein auf dich gestellt bist und nichts daran ändern kannst. Du verstehst die Sprache nicht auch wenn du sie in der Schule gelernt hast, da die Leute hier viel schneller reden als man es gewohnt ist und das costarikanische Spanisch sich ein bisschen von spanischen Spanisch unterscheidet. Und Reden klappt noch weniger außer auf Fragen, die du nur halb verstehst entweder „no“ oder „si“ zu antworten.
Nachdem wir uns alle ausgeruht hatten, gingen wir auf ein Straßenfest. Es war mittlerweile dunkel geworden und wir setzten uns an den Straßenrand und hörten die „Bands“ an die hintereinander auf der Straße her gingen. Diese Bands bestanden meistens aus Trompeten, Posaunen, tragbaren Xylophonen, kleinen und großen Trommeln und manchmal gab es sogar Tänzerinnen. Zu dem waren die meisten Musiker sehr jung. Kinder und Jugentliche, die so fantastisch spielten und sich in ihrer Sache so sicher waren, wie ich es bisher nur einmal erlebt hatte.  Es erinnerte mich an die Abende in Brasilien und in diesem Moment vergass ich alles und genoß den Anblick und die Musik und versuchte das Gefühl der Geborgenheit, dass entstand fest zu halten.

 

Am nächsten Tag, also heute, mussten meine Gastschwestern sehr früh aufstehen, da sie zur Schule mussten. Ich musste noch nicht, da ich mit meiner Gastmutter noch zur Bank musste und ein paar Einkäufe erledigen musste. Ich habe das Gefühl, dass ich sogar nach einem Tag schon die Sprache ein bisschen besser verstehe und ich freue mich darauf, jeden Tag mehr zu verstehen und irgendwann genau so schnell sprechen zu können wie alle hier. Heute habe ich meiner Gastmutter schon in Haushalt geholfen. Ich habe das Esszimmer und das Schlafzimmer meiner Gasteltern gefegt, meine Wäsche gewaschen und aufgehangen und nach dem Mittagessen gespült. Da man hier früher aufsteht, d.h. so um 05:30, da die Schule schon um 7 anfängt, isst man auch früher zu Mittag. Ich kann aber etwas später aufstehen, da ich nicht auf die gleiche Schule wie meine Gastschwestern gehe. Ihre Schule ist in Cartago und sie müssen mit dem Bus hinfahren und ich brauche 10 min. von hier zu Fuß. Ein Mädchen aus Italien, die ich auch schon im Camp kennengelernt habe, ist die Gastschülerin von der Tante meiner Familie und sie wird auf die gleiche Schule und ich glaube auch in die selbe Klasse gehen, wie ich. Das gibt mir ein bisschen Hoffnung, dass ich nicht ganz alleine an der neuen Schule bin.
Ich weiß nicht warum, aber wenn meine Gastschwestern von der Schule kommen, werden wir den Vater bei seiner Arbeit besuchen. Er ist sehr nett, fährt jeden Tag mehrere Stunden mit seinem Rennrad und hat viele Tätowierungen.
Und morgen gehe ich das erste Mal zur Schule. Ich bin sehr aufgeregt, da ich nicht weiß was mich erwartet und hoffe, dass ich nicht alzu hoffnungslos aussehe, wenn ich versuche alle Fragen erstmal zu verstehen und dann irgendwie zu beantworten.

Ein Gedanke zu „Erster Tag in der Gastfamilie“

  1. Hallo Lana 🙂

    Ich habe mir deine Einträge durchgelesen und war echt überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass du so viel schreibst.
    Du schreibst wirklich wunderschön! Es ist als würde ich ein Buch lesen – ich könnte ewig weiter lesen.

    Du hast das mit soviel Gefühl geschrieben, ich konnte es mir genau vorstellen. Deine Ängste, wie aber auch die unglaubliche Schönheit von Costa Rica – insbesondere der kleinen Stadt Paraiso. Ich kann es mir bildlich vostellen, und höre schon fast du Musik, die die Leute gemacht haben. Das klingt alles so ruhig und so wunderwunderschön! In dem Moment wäre ich auch gerne dort gewesen, aber ich verstehe wie du dich fühlst.
    Ich finde es toll und auch mutig von dir, ein ganzes Jahr so weit weg zu gehen. Ich hätte mich das, ehrlich gesagt, nicht getraut.

    Ich freue mich, dass deine Gastfamilie nett ist und wünsche dir eine ganz ganz tolle Zeit! Ich bin sehr gespannt, wie es in der Schule wird. Ich hoffe, dass alle dort sehr nett sind, und so hoffnungslos wirst du sicher nicht aussehen 😉

    Alles alles Liebe, deine Alina

    PS: Ich muss dir nochmal sagen, wie wuuuundershön du schreibst! Das hat mich wirklich berührt! Auch deine Offenheit über deine Gefühle find ich toll. Bitte schreib weiter und ich freue mich schon sehr auf deinen nächsten Text!

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