Als ich heute Morgen aufgewacht bin habe ich sehr gegen das aufkommende Gefühl, dass ich auch die letzten Tage hatte, angekämpft. Ich sagte mir in meinem Kopf, dass sich in Deutschland nicht viel verändern wird, in der Zeit die ich weg bin und das ich hier die beste Zeit meines Lebens haben werde. Und es hat geholfen. Ich murmelte es so oft bis ich aufstand, mich fertig machte und in die Schule ging. Danach hatte ich eh zu viel im Kopf. Alle Fragen zu beantworten die mir gestellt wurden und versuchen den Unterricht zu verstehen.
Heute hatte ich nämlich das erste Mal einen langen bzw. normalen Schultag. Ich habe mich sogar für nächste Woche Montag mit den Mädchen aus meiner Klasse verabredet. Wir werden zu einer von ihnen gehen und dort einen Film gucken. Außerdem planen wir nächste Woche Samstag schwimmen zu gehen. Ich finde es großartig wie sie mich integrieren und freue mich schon riesig auf die Zeit, in der ich mich eingelebt habe, fließend sprechen kann und einfach nur mein Leben hier genießen kann.
Bisher war in der Schule noch nicht viel los. In den Stunden die ich bereits hatte, haben wir wirklich nichts gemacht. Die ganze Klasse saß einfach nur im Klassenraum und hat sich irgendwie beschäftigt. Für mich ist das nicht weiter schlimm.
Immer wenn ich mit meinen Kameradinnen zusammensitze, möchte ich soviel über mich und mein Land erzählen und auch wenn ich mit meiner Familie zusammensitze habe ich den Drang von mir und meinem Leben zu berichten. Aber noch funktioniert das nicht wirklich. Die meisten Fragen beantworte ich nur mit ja oder nein und wenn ich mal mehr sagen will, muss ich davor mir das, was ich sagen will genau überlegen, damit ein halbwegs verständlicher und vollständiger Satz rauskommt. Ich denke dann immer, dass ich Spanisch nie lernen werde, aber dabei vergesse ich, dass ich erst knapp 2 Wochen hier bin und das alles noch wird.Wenn wir also in unserer Gruppe sitzen, sehe ich in jedem neuen Gesicht eine werdende Freundin und bin manchmal schon dann traurig, dass ich nur 1 Jahr Zeit habe, um sie alle kennen zu lernen. Ich werde nur dieses Jahr Zeit haben um diese Freundschaften aufzubauen und will nicht daran denken, dass ich sie nach dem Jahr nie wieder sehen werde.
Morgen ist eine Infoverantstaltung von AFS zu der ich Informationen zu Deutschland raussuchen soll, um Eltern zu animieren einen Gastschüler aus meinem Land aufzunehmen. Ich habe 2 Seiten gestaltet mit allgemeinen Infos zu Deutschland, typischem Essen, ein paar Bildern zur Landschaft und eine Liste mit Vorurteilen, die häufig vorkommen, wenn Menschen an Deutschland denken. Übermorgen muss ich diese Informationen auch in der Schule irgendwie vorstellen, aber dazu werde ich mich nochmal erkundigen.
In den nächsten Tagen werden meine Gastmutter und ich mich bei Taekwondo anmelden und ich bin so froh, dass es hier die Möglichkeit gibt, diese Sportart zu machen. Ich werde nicht nur endlich wieder Sport machen, sondern auch ein bisschen Alltag aus meinem Leben in Deutschland hierher bringen. Außerdem verlerne ich nicht das, was ich die letzten Jahre beim Training gelernt habe und kann, wenn ich zurückkomme, vielleicht endlich den schwarzen Gürtel machen.
Alles in allem geht es mir von Tag zu Tag besser, auch wenn manchmal Tiefpunkte auftreten und ich freue mich auf dieses Leben in diesem Jahr.
Ich freue mich sehr, dass Du Dich langsam aber sicher einlebst. Mit der Zeit wirst Du auch Deine Erwartungen an den Aufenthalt besser kommunizieren können und Deiner Famile verdeutlichen können, was Dir fehlt, was Du vielleicht gerne ändern möchtest oder wo Du mehr Freiheiten wünschst. Aus Deinen Berichten schließe ich aber, dass Du wirklich in einer sehr netten und offenen Familie bist, die Dich unterstützt, Dich wohl zu fühlen.
ich freue mich auf weitere Berichte