Honduras


Im kleinen Garifuna-Dorf El Triunfo de la Cruz an der hondurianischen Karibikküste erlebte ich eine unvergessliche Osterparty, die Semana Santa (Osterwoche).
Aus Konservendosen liebevoll zusammengebautem Perkussion-Set, trommelten kleine Garifuna-Jungs den Punta-Rock am Strand. In der Mitte des Zuschauerkreises tanzten meist ein Mann und eine Frau, während alle dazu sangen und in die Hände klatschten.

Durch zahlreiche Berichte verschiedener Backpackers wurde ich trotz meiner extremen Tiefenangst davon überzeugt, einen letztendlich ausgedehnten Tauchkurs auf der Insel Utila erfolgreich zu absolvieren. Wären wir Menschen mit kiemenartigen Atmungsorganen ausgestattet worden, wäre meine Wahlheimat für immer auf eines der farbenprächtigen, friedvollen, im Belize Barrier Reef gelegenen Korallenriffs gefallen. Mit Sicherheit!
Man sieht doch mit Unterwasserüberlebungsutensilien ein wenig fragwürdig aus, oder?

Mit den wohl bis dahin schlimmsten Befürchtungen einer ungewollten Schwangerschaft, ließ ich mich nach der Rückkehr auf das Festland von dem deutschen Gynäkologen Dr. Siegfried Seibt, eines walnussgroßen Ekzems hinter meinem Ohr befreien, bzw. entbinden. Entgegen meiner Annahme, ein frisch erzwungener Vater unüberschaubar zahlreicher kleiner, sechsfüßiger Neuankömmlinge zu sein, wurde ich bei meinem ersten Kaiserschnitt Zeuge einer gewaltigen Flut von austretender eitriger Mischflora. Mir war echt schlecht.

Durch den Wunsch, die noch unberührte, nicht touristisch erschlossene nordöstliche Region Moskitia zu bereisen, führte mich mein Weg weiter an der Karibikküste entlanggelegenen Orte, erst in den National Park Pico Bonito bei La Ceiba.
Entgegen der Aussage des sogenannten Parkwächters, man könne eine Tour auch bedenkenlos ohne Guide in den Park unternehmen, möchte ich unbedingt warnen, vor einem unüberlegten, bzw. relativ unorganisierten Ausflugs in irgendeinen National Park.
Nach kurzer Wegbeschreibung auf einer eigengezeichneten Karte durfte ich die Pforte zum Park passieren. Niemals und nirgendwo wieder habe ich solch riesige Mosquitos erlebt und erlegt. Orientierungsmarker, eine Art Wegweiser, Kartenmaterial, o.ä. waren zudem ganz und gar nicht vorhanden. Nach einer eher desorientierten Wanderung und einer wunderschönen Nacht an einem idyllischen Wasserfall des Rio Bonitos in den Bergen des Parks, führte mich mein durchaus gut funktionierender Orientierungssinn zurück an eine weitere Bushaltestelle außerhalb des bergigen Waldes. Die Fahrt endete erst im Zentrum von Trujillo, der ältesten Stadt Honduras.

Einer Einladung eines Einheimischen gefolgt, wartete ich dann, beherbergt bei seiner liebevollen Familie, einige Tage in Puerto Castilla, einem kleinen Fischerdorf, auf eine Transportmöglichkeit in die Moskitia. Umgeben von riesigen Frachtschiffen von Dole und Chiquita setzte ich ein wenig enttäuscht wegen der nicht eintreffenden Boote nach Puerto Lempira, meine Reise gen Süden auf dem Landweg fort, über Santa Cruz de Yojoa, Siguatepeque, der jetzigen Hauptstadt Tegucigalpa, nach Amapala, der damaligen Hauptstadt Honduras.

Von Santa Cruz de Yojoa aus unternahm ich zwei eindrucksvolle Touren.
Trotz der nur insgesamt 60 km Fahrstrecke war ich ganze 7 Stunden unterwegs, um nur eine Stunde den 42m hohen Wasserfall Pulhapanzak, mit seinen zahlreichen, wunderschönen Kaskaden und Wasserbassins zu genießen. Dank der vielen Straßenverkäufer an den Bushaltestellen kam es nicht zu einer zwischenzeitlich erwarteten Dehydrierung.

Eine zweite und diesmal geschmierte Exkursion zum Stausee El Cajon, war nicht weniger bemerkenswert. Ich kannte nun den Grund für die bestellten, seltenst gekühlten Getränken, der ständig nicht vorhandenen, abendlichen Beleuchtungen und den verzögerten Busabfahrtszeiten in Honduras. Die zur Stromgewinnung fehlenden Wassermengen des Stausees, machten eine 24-stündige Versorgung der inländischen Steckdosen unmöglich. Somit waren mir die Antworten auf meine Reklamationen “No hay nada porque no hay luz“ durchaus plausibel. Der Wasserpegel wies ein Defizit von 46m auf und sank weitere 15cm pro Tag.

Tegucigalpa hinterließ einen sehr sympathischen Eindruck. Weniger allerdings die unzähligen, armen, klebstoffschnüffelnden Straßenkinder, deren Leben eigentlich schon vorbei war, bevor es richtig begann.

Der bislang wohl heißeste Ort war Amapala, auf der im tiefsten Süden gelegenen Insel El Tigre. Die größte der 30 Inseln im Dreiländereck vor der Pazifikküste El Salvadors, Honduras und Nicaraguas. Ein Sprung ins 32°C warme Wasser verschaffte natürlich keine Abkühlung und eine Besteigung des erloschenen Vulkans war absolut indiskutabel.

Beim umherschlendern in Amapala-Dorfmitte traf man häufig auf die Spuren des damaligen Wohlstandes. Prunkvolle, verlassene Kolonialstilbauten zwischen sonst größtenteils aus Holz erbauten Häusern mit roten Ziegel- oder Wellblechdächern. Hin und wieder erinnerte mich das Stadtbild an verfallene und verlassene Geisterstädte. Hier aber geschmückt mit Mangroven-, Mango- und Cashewbäumen und einer, wenn vorhanden, durchaus freundlichen Inselbevölkerung. Hätte ich kein zeitlich begrenztes Visum für Nicaragua gehabt, wäre ich durchaus länger als 8 Tage geblieben. Mein neuer Job im neuesten Miramar-Restaurant machte mir außerordentlich und außerdem Spaß.