Ecuador


Nach den ersten 3 Tagen in Quitos Altstadt und 3-maligen Unterkunftswechsel wegen aggressiv aufdringlicher, 5 – 8 cm großer, sechsfüßiger Allesfresser, fielen mir bei einem Ausflug in die Neustadt Quitos die zahlreichen Travel-Agencies auf, die die unterschiedlichsten Touren zu den Galápagos Inseln offerierten. Zu horrenden 4-stelligen Summen natürlich. Doch mit dem zufälligen Fund eines Last-Minute-Angebots, meinem gefälschten Studentenausweises und mittlerweile gut erlernter, südamerikanischer Feilschpraktiken gelang es mir den Preis auf ein so gerade noch zu verdauendes Level zu senken. Für insgesamt 850U$ gab es ab dem nächsten Tag 8 Tage, 11 Inseln, Vollverpflegung, Führer, Eintrittspauschale, Hin- und Rückflug. Die dort anhaltende Flut von Begegnungen und Erfahrungen kann ich leider nicht schriftlich dokumentieren, da mir dazu immer noch die Worte fehlen.

Zurück in der Realität genoss ich nach 8 Tagen Meereskost die kulturellen und besonders die gastronomischen Höhepunkte in der Hauptstadt Ecuadors. Mit dem Vorsatz eine Dschungel-Tour in das ecuadorianische Amazonasflachland machen zu wollen, war eine Weiterreise über Puyo nach Misahualli erforderlich.

Misahualli war ein schöner Ort um ungestört das laute, versmogte Quito zu vergessen. Von hier aus charterte ich eine 7-stündige Flussfahrt nach Coca, um von dort aus eine mehrtägige Dschungel-Exkursion in Angriff zu nehmen.

Mit einem motorbetriebenen Einbaum startete das neue Unternehmen auf dem Río Napo, vorbei an u.a. einer Goldwäscher-Familie. Diese waren äußerst unbeeindruckt von einer Kurzvisite und gingen ihrer alltäglichen, harten Arbeit nach.

Die im Erdölfördergebiet gelegene Stadt Coca, eigentlich genannt als Puerto Francisco de Orellana war mir sehr unsympathisch aufgrund der durchweg grimmigen Bevölkerung, der mit Rohölresten befleckten Straßen, der allerorts stinkenden Fäulnis und der in der Nacht einsetzende, angesichts der Undichtigkeit meiner Unterkunft, in mein Gesicht stürzende Regen. Die ein paar Stunden später folgende, extreme Entleerung meines Magen- und Darminhalts, zwang mich zu einer dringenden Rückkehr in die Hauptstadt.
Ein Postflugzeug nahm mich gegen eine exorbitante Bezahlung am nächsten Morgen mit zurück nach Quito.

Nach meiner vollständigen Genesung 2 Tage später und obendrein nicht enden wollender investigativer Maßnahmen, setzte ich meine Reise mit Zwischenstopps in Santo Domingo de los Colorados und Borbón, zweier nicht wirklich erwähnenswerten Orte fort. Die empfohlene Zugfahrt zurück in der Hochebene gelegenen Stadt Otavalo, wollte ich von der an der Pazifikküste gelegenen, auf Stelzen gebauten Kinder-Maffia-Stadt San Lorenzo aus antreten.

In San Lorenzo wurde ich von einer Gruppe von einheimischen Kindern im Alter von ungefähr 6 bis 14 auf nur jedem erdenklichen Weg begleitet, um an den Zielorten jeglicher Art eine Provision zu kassieren. Wenn nicht von mir, dann auf jeden Fall von den Baracken-, bzw. Unterkunft- und Esslokal- oder Minimarkt-Besitzern. Ein unglaublich nervendes aber auch irgendwie liebenswürdiges Wespennest.
Der Zug nach Ibarra sollte dann am nächsten Morgen um 10:00 Uhr losgehen.

Ein zum Schienenbus umfunktionierter, mit Gebrauchsgüter und Lebensmitteln überfüllter Viehwaggon traf jubelnder Weise ein und das mit etwa 2-stündiger Verspätung. Es war leider nicht der “Zug nach Ibarra“.
Wiederum 5 Stunden später traf aber dann der Zug nach Ibarra ein. Ein zum Schienenfahrzeug umkonstruierter Bus, ebenfalls gefüllt mit Gebrauchsgütern und Lebensmitteln. Nach der auf dem Busdach gesicherten Platzierung seitens 6 weiterer, abenteuerlustiger Rucksackreisende sollte es dann am späten Nachmittag endlich losgehen. Und wir fuhren dann endlich um 18:00 Uhr los. Los, in eine nicht weit entfernte Werkstatt, die unendlich lange Reparaturen durchführen musste. Es war stockfinster und letztendlich fuhr der “Zug nach Ibarra“ um 21:00 Uhr los. Durch die ganze Nacht lang. Und es wurde immer kälter, feuchter und höher. Von 0 auf 2200m in insgesamt 12 Stunden.

Bei einer wohl finalen Überwindung einer weiteren Bodenerhebung versagte der auf die Schienen geworfene Sand, zur besseren Haftung und somit der sicheren Spurführung des Zuges womit dieser entgleiste. Durch die routinierte Arbeit des Zugpersonals waren wir nur kurze Zeit später schon wieder unterwegs und uns bot sich auf den letzten Kilometern ein unvergesslicher Ausblick auf die umliegenden Berge und Vulkane dieser weiten Region.

Um 9:00 Uhr morgens kamen wir dann erschöpft, übermüdet und durchfroren in Ibarra an und es ging direkt mit einem Stadtbus weiter, in das diesmal nur 25km entfernte Otavalo, bekannt für seinen, am Folgetag stattfindenden, riesigen, farbenfrohen Indiomarkt.

Das auf dem Markt neu zusammengestellte Outfit unterzog ich 2 Tage später einer ausgiebigen Materialprüfung bei einer Wanderung um die Laguna Cuicocha, einem Kratersee mit 2 kleinen Inseln.

Nochmals über Quito setzte ich die Fahrt mit dem nächsten Zielort Baños fort. Hier begab ich mich in eine Aloe Vera – Heiltherapie gegen eine Augenliederentzündung bei einer deutschen, seit längerer Zeit schon ortsansässigen Goldschmiedin aus meinem Geburtsort. Anders als geplant, machte ich eine großzügige Pause von weiteren Exkursionen und touristisch gearteter Unternehmungen und genoss das Alltagsleben meiner Freundin und deren Lebensgefährten. Hier traf ich wahrhaftig und ein wirklich, leider letztes Mal den schon in einigen Ländern wiedergetroffenen Engländer. Warum wir nicht einmal unsere Kontaktdaten ausgetauscht haben, frage ich mich immer noch.

Die letzte Station in Ecuador hieß dann Vilcabamba. Es gibt vielerlei Reportagen welche besagen, dass die Menschen hier bis zu 130 Jahre alt werden. Die Gründe hierfür sind sehr verschieden und umstritten.

Ich zog es vor, mit einer Gruppe von insgesamt 4 Leuten der These des Konsums eines halluzinogenen Extrakts des San Pedro Kaktusses näher auf den Grund zu gehen. Wir machten uns nach dem Genuss einer relativ ungenießbaren dunkelgrünen Flüssigkeit auf den Weg zu einem in der Nähe gelegenen Wasserfall. Nach einer halben Stunde Fußmarsch stülpte sich mein gesamter Mageninhalt nach außen und es begann eine fantastische, 12-stündige Reise zu den Wurzeln unseres menschlichen Daseins. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht dokumentieren, da ich eine Nachahmung nicht dringlich unterstützen möchte.

Den Wasserfall haben wir jedenfalls nicht erreicht. 😉