Am Mittag erreichte ich Copacabana, eine kleine Stadt, gelegen auf einer Halbinsel am Ufer des Titicaca-Sees der bolivianischen Seite. Von dem in unmittelbarer Nähe, auf 3810m Höhe gelegenen, 156m hohen Cerro Calvario (Kalvarienberg) hat man einen lohnenswerten Blick auf die Stadt, der umliegenden, meist schneebedeckten Berge, den tiefblauen See und der Isla del Sol (Sonneninsel), der Legende nach, die Geburtsstätte des ersten Inka.
Nicht weniger beeindruckt war ich auf der Wanderung, quer über die Insel am nächsten Tag. Über einen Höhenweg vorbei an kleinen Ruinen und bewohnten Dörfern, weißen Sandstränden bis zum Inkabrunnen, dessen Wasser Gesundheit und ein langes Leben verspricht. Ich bin gespannt …
Von meiner nächsten Station La Paz, dem Regierungssitz Boliviens, machte ich einen Ausflug in das höchst gelegenste Skigebiet weltweit. Chacaltaya auf 5200m. Skilaufen wollte und konnte wohl keiner von unserer kleinen Gruppe von 7 Leuten. Ein Bus brachte uns auf ca. 5000m. Dort angekommen begannen wir eine äußerst schweisstreibende Schneeballschlacht auf den letzten 200 Metern zum Observatorio de Física Cósmica. Der Kampf dauerte nur etwa 3 min und es endete mit einem 5:5 Unentschieden zwischen der Schweiz und Deutschland. Unsere letzten Sauerstoff-Reserven brachten uns dann doch noch auf den Gipfel.
Die nächsten Tage verliefen eher unspektakulär aber nicht minder interessant. Horizonterweiternd waren die Exkursionen ins Valle de la Luna, einer mondähnlichen Landschaft, 30 min von La Paz entfernt und zu einem außergewöhnlichen Hexenmarkt in Mitten der Stadt.
Meinen 30. Geburtstag verbrachte ich dann im wunderbaren La Luna Whiskeria Pub in der Calle Ouro N° 197 Esq. Murillo. Aufmerksam auf diese Bar wurde ich ein paar Tage vorher, durch die Ankündigung eines Punk-Rock Konzerts der bolivianischen Band Secuencia Progressiva. Ich kam in mitten des Konzerts ins Gespräch mit dem Sänger und wurde daraufhin eingeladen – eher gezwungen – die Band bei 2 improvisierten Stücken am Schlagzeug zu begleiten. Im Gegensatz zum Publikum empfand der Besitzer des Schlagzeugs nicht wirklich eine Sympathie mir gegenüber, da ich meine Erfahrungen als Schlagzeuger durchaus kräftig und lautschallend darbot.
In eben dieser fantastischen Bar traf ich am Abend meines Geburtstages, neben mehrerer Backpaker einen weiteren Jubilar. Ein Fahrradfahrer aus Ostdeutschland, der schon mehrere Monate mit seinem Fahrrad unterwegs war. Noch immer berührt mich seine Geschichte über einen verlorenen Freund an der Grenze Costa Ricas zu tiefst.
Unsere 2 weiblichen Begleitungen aus Panama und Bolivien haben uns jedenfalls einen nicht mehr nachzuvollziehenden Cocktail bestellt und ohne jegliche Absprache untereinander, saugten wir den ersten Schluck durch einen Strohhalm aus dem gemeinsamen Glas und spuckten uns diesen ins Gesicht. Die ganze Bar war geschockt und wartete wohl auf eine üble Schlägerei. Erst tanzten wir 2 Jungs zusammen, später mit den Damen, noch viel später die ganze Bar. Es folgte ein peruanisches Geburtstagsritual, wobei wir mit jeweils einer ganzen 0.6 l Flasche Bier überschüttet wurden. Ich war zugegeben froh, dass es keine rohen Eier gab – ein panamaisches Geburtstagsritual.
Die Fahrt auf “El camino a los Yungas“ mit dem Beinamen “Straße des Todes“ nach Rurrenabaque, in den bolivianischen Dschungel war keine wirkliche Freude. Ich bediente mich einer äußerst schlafbringenden Tablette, um die Fahrt durch die Nacht auf der Todespiste zumindest schlafend aber bloß nicht bewusst zu verbringen. Ein erstes Mal hatte ich tatsächlich Bedenken.
Nach einer durchaus wunderbaren, 4-tägigen Dschungel- und Pampa-Tour wurde mir dies erst so richtig bewusst, auf dem schlaftablettenlosen, 20-stündigen Rückweg nach La Paz. Die mit Kreuzen übersäten und mit Fahrzeugwracks jeglicher Art dekorierten Schotterpiste, wollte ich nicht noch einmal in meinem Leben passieren.
Von La Paz aus gab es eine Direktverbindung auf Schienenweg in den tiefen Süden Boliviens. Mit einem luxuriösen Zug erreichte ich die Stadt Uyuni. Die von hier aus organisierte Tour in die größte Salzwüste dieses Planeten bis ans südlichste Ende Boliviens gestaltete sich eher als eine Reise in eine komplett andere Welt.
Nach der Rückkehr nach Uyuni sollte es aber noch viel merkwürziger werden. In Fuß läufiger Nähe liegt der Cementerio de trenes. Ich finde auch heute noch keine Worte zu diesem einzigartigen Eisenbahnfriedhof.
In Potosi war ich dermaßen erstaunt über den legalen Verkauf von Dynamit-Stangen. Diese und die wohl heftigsten, selbstgedrehten Zigaretten sollte man für den anstehenden Besuch bei den Mienenarbeitern erwerben und als Gast-Geschenk an diese überreichen.
Folglich gab es eine Führung in die Mienen von Potosi. Die Luft wurde fühlbar dünner und die Hitze gar unerträglich bedrohend. Die Dunkelheit und das beklemmende Gefühl von Hilflosigkeit beim Hindurchzwängen durch die eingebrochenen, mit Holzbalken abgestützten zahlreichen Durchgänge zum Herzen des Abraumes waren nicht wirklich meinen Besuch wert. Alleine robbte ich nach nur ganz kurzer Zeit wieder ans Tageslicht zurück. Lieber wollte ich leben.
Nach einem kurzen Aufenthalt in der bolivianischen Hauptstadt Sucre brachte mich ein Flug nach Puerto Suarez, in die unmittelbare Nähe Brasiliens.