Durcheinander der Gefühle

In den letzten Wochen und Monaten ist nicht viel passiert oder besser gesagt es ist viel passiert, denn ich habe einfach mein Leben hier gelebt, aber darüber möchte ich nicht schreiben. Viel mehr will ich versuchen zu beschreiben wir ich mich im Moment fühle.
Ich bekomme immer wieder gesagt, dass ich die Abreise vergessen soll und einfach leben soll, aber das ist nicht so einfach. In jeder freien Minute muss ich an meine Abreise denken und mir schwirrt die Zahl der Tage die mir bleiben im Kopf herum. Außerdem werden die Tage häufiger, an denen ich sehr traurig bin und oft breche ich einfach so aus dem Nichts in Tränen aus. Es ist für mich so unglaublich schwer meine Gefühle, die ich gerade fühle, zusammenzufassen und zu beschreiben. Auf der einen Seite bin ich voller Freunde, meine Familie und meine Freunde aus Deutschland wiederzusehen, aber auf der anderen Seite verspüre ich unendliche Traurigkeit darüber, diesen wundervollen Ort namens Paraíso, bzw. Costa Rica, mit all seinen Menschen zu verlassen. Es gibt viele Sachen, die ich an Deutschland vermissen, aber auch umso mehr, die ich an Costa Rica vermissen werde. Dass die Städte hier so klein sind, dass die Leute hier mit dem was sie haben (und das ist nicht immer viel) einfach zufrieden sind, dass alle ihr Land lieben und stolz darauf sind, ein Teil von ihm zu sein, dass alle hier so freundlich, offen, liebevoll und herzlich sind, dass die Natur hier so vielfältig ist und dass man, wenn man genau hinschaut, überall Leben entdecken kann… Ich werde meine zwei Gastschwestern vermissen, die auf der einen Seite schon sehr erwachsen sind, aber auf der anderen eigentlich noch klein sein wollen, mein Gastvater und meine Gastmutter, die auf den ersten Blick ganz normal erscheinen, aber wenn man sie kennenlernt, ein bisschen verrückt sind (im gutgemeinten Sinne), mein Gastbruder, der nach außen hin sehr unerzogen scheint, aber von Innen seine Mutter aus tiefsten Herzen und bedingungslos liebt, meine Kontaktperson, die immer für mich da ist und mir in jeder Situation hilft, meine Freunde, bei denen ich mich nicht entscheiden könnte, wen ich am meisten mag, der Typ in der Cafeteria der Schule mit dem ich mich immer unterhalte und der, wenn er mich in der Schülermasse sieht direkt bedient, mein Taekwondo Lehrer, der immer Späßchen macht und halb verrückt ist (auch im gutgemeinten Sinne), der Mann in meiner Lieblingsbäckerei, der mich immer freundlich grüßt, das unglaubliche Schüler-Lehrer-Verhältnis, die Schuluniformen in der Schule, die leichten Klassenarbeiten in der Schule, das einseitige, aber trotzdem sehr leckere Essen, die tollen frischen Früchte, die wilden Hunde, die immer und überall zu sein scheinen, das verrückte Wetter, in einer Minute scheint die Sonne und in der anderen platzt der Regen heraus und kalter Wind fegt durch die Straßen, die Busse, die ähnlich aussehen wie die alten amerikanischen Schulbusse und sehr wackelig sind, deren Busfahrer, die immer nett grüßen und für jeden nochmal die Tür aufmachen der zu spät noch angerannt kommt, auch wenn der Bus schon halb am Wegfahren ist, der starke Regen, den ich mir so gerne abends im Bett anhöre, die Erdbeben, die für mich immer wieder eine neue Erfahrung sind und die ich sehr faszinierend finde, die kleinen Häuser und dass es hier fast keine Hochhäuser gibt, die Leute, die eigentlich jeden Tag in Jogginhose herumlaufen und nur bei bestimmten Anlässen sich richtig Schick machen, und so unglaublich viele Dinge mehr. Ich habe versucht all die Sachen aufzuschreiben, an die ich mich, wenn ich zurück bin, erinnern will und ich habe dabei immer Angst, dass ich irgendetwas vergesse und diese Tatsache macht mich umso trauriger.

Selbst jetzt, wenn ich darüber nachdenke, kommen mir die Tränen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich dieses Land und deren Leute liebe. Ich bin mehr als froh, dass ich dieses Auslandsjahr machen durfte und ich kann es nur jedem raten, der darüber nachdenkt eines zu machen. Man verändert sich in so vielen Dingen und lernt so viel dazu, dass man es zuerst gar nicht fassen kann. Ich kann dazu nichts mehr sagen, als dass es mir immer wieder das Herz bricht, wenn ich daran denke, dass ich all das in ca. 1 Monat hinter mir lassen muss und erstens weiß, dass es niemals wieder so sein wird wie jetzt und zweitens nicht weiß, wann ich das nächste Mal hier her kommen werde.

Ein Gedanke zu „Durcheinander der Gefühle“

  1. Hola Lana,
    der Blog ist, wie immer, ganz toll geschrieben. Ich hoffe, Du kannst ganz viel von Deinem Lebensgefühl aus Costa Rica mit nach Berlin nehmen. und dadurch die vielen positiven Aspekte der costa-ricanischen Lebensweise nach Deutschland bringen. Wir freuen uns alle sehr auf Dich!
    Saludos,
    Volker

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