Umzug in ein neues Haus, in ein neues Zuhause!

Vor einer Woche sind wir umgezogen. Als ich nach Costa Rica kam, war es noch nicht klar, ob ich noch da sein würde, wenn meine Familie das Haus baut und umzieht. Aber ich bin zum Glück noch da, da ich mich sofort in dieses neue Haus verliebt habe. Mein Gastvater hat einen großen Betrieb, der einen Supermarkt, ein Sportgeschäft und eine Autowerkstatt beinhaltet. Zwei Minuten zu Fuß davon entfernt liegt das neue Haus, bei dessen Bau ich gespannt zugeschaut habe. Es liegt am Rand eines kleinen Abhangs, in dem mein Gastvater ein See angelegt hat und einen großen Stall für all unsere Tiere gebaut hat. Das Haus hat eine riesige Terrasse, von der man einen schönen Ausblick auf die umliegende Natur hat. Mein Zimmer ist ca. 3 mal größer (ungefähr 4 mal 4 Meter groß) als das im alten Haus und ich habe zu meiner großen Freude ein Fenster. Ich will nicht sagen, dass ich das andere Haus nicht gemocht habe, denn es hatte auch seine Vorteile, wie zum Beispiel, dass man nur 10 min. zu Fuß ins Zentrum brauchte, aber seit dem ersten Moment im neuen Haus fühle ich mich mehr als wohl. Ich habe mich im alten Haus ein bisschen eingeengt gefühlt, aber hier habe ich sehr viel Platz und vor allem kann ich jetzt mein Fenster aufmachen und die frische Luft genießen.
Außerdem ist das Haus an sich unglaublich groß. Ich habe mal nur das Wohnzimmer mit Schritten gemessen und die Breite beträgt ca. 5 Meter und die Länge ungefähr 13 Meter. Wenn man durch eine Glastür ins Wohnzimmer eintritt, geht man direkt auf die offene Küche zu. Wenn man sich dann nach links dreht und ins Wohnzimmer schaut, sind auf der rechten Seite, in Reihenfolge, eigentlich erst die Küche, dann ein Zimmer für die Fahrräder meine Gastvaters, die Waschküche und das Bad von meinen Gastschwestern und mir, gegenüber das Zimmer meiner Gasteltern mit eigenem Bad, das Zimmer meines Gastbruder und das Zimmer einer meiner Gastschwestern und auf der linken Seite das Zimmer meiner anderen Gastschwester, mein Zimmer und das Gästezimmer, in dem im Moment der Freund meiner einen Gastschwester wohnt, da er im Laden meines Vaters arbeitet und viel zu weit weg wohnt, um jeden Tag von seinem zu Hause nach hier zu kommen und wieder zurück zu fahren.
Ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl hier und ich glaube, das tut meine Familie auch. Ich weiß, dass es meinem Gastvater am meisten schwer fällt, das alte Haus zu verlassen, da er sein ganzes – und ich meine „sein ganzes Leben“ – dort gelebt hat. Aber das wird sich mit der Zeit schon wieder legen. Das Problem ist, dass es mir jetzt noch schwerer fallen wird hier weg zu gehen und ich mir das einfach nicht vorstellen kann.

Heute waren wir Fische für unseren See fangen. Es war ein sehr schmaler, sehr flacher Fluss, nur 20 Minuten von unserem Haus entfernt und wir fuhren mit dem Abschleppwagen meines Vaters. Da vorne nur 3 Personen hereinpassten, fuhren die restlichen Personen hinten auf der Plattform mit. Mein Gastvater, meine Gastmutter und meine Gastschwester fuhren vorne und Freunde, Verwandte und ich hinten. Ich genoss den Fahrtwind und die Natur an der wir vorbei kamen und als zwei Polizisten an uns vorbeifuhren und uns nett anlächelten, fiel mir auf, dass sowas in Deutschland niemals erlaubt wäre und man sofort angehalten werden würde und eine hohe Strafe zahlen müsste. Es war ein recht kurzer Ausflug, da die Männer fischten, die Frauen zuschauten und in ca. 1 Stunde mehr als 200 kleine Fische gefangen waren.

Trotzdem fiel mir heute einmal wieder auf, wie sehr ich einfach alles an Costa Rica mag und auch zu schätzen weiß, was ich hier erlebe, denn viele Sachen gibt es in Deutschland einfach nicht.

Viel passiert

Seit meinem letzten Post ist viel Zeit vergangen. Ich schätze es hat damit zu tun, dass ich versucht habe, nicht eine Sekunde an meine Abreise zu denken. Ich habe mein Leben hier gelebt und genossen und einfach versucht, alles was mit Deutschland zu tun hat in den Hintergrund zu drängen. Aber gerade jetzt wird die Abreise immer präsenter und langsam auch realer. Ich habe meine Flugdaten. Ich fange an ein Heft herum zu reichen, in das alle etwas für mich reinschreiben sollen und es kommt immer häufiger vor, dass ich sehr traurig werde und mir manchmal auch die Tränen runterlaufen.

Jedenfalls ist vor ein paar Wochen mein Vater nach Costa Rica gekommen um mich zu besuchen und ich kann vorneweg schon sagen, dass es eine unglaubliche und unvergessliche Zeit war, über die ich noch viel nachzudenken habe, da es so viele neue Erfahrungen und Eindrücke waren. Als er in Paraíso ankam, fühlte ich mich komischerweise sehr komisch und wusste zuerst nicht woran das lag. Es lag daran, dass mein Gefühl mir sagte, dass er nicht hierhin gehört und es war mir unangenehm, so ein Gefühl gegenüber meinem Vater zu verspüren. Es lag nicht daran, dass ich mich nicht wahnsinnig freute, dass er da war, sondern, dass 1. mit seiner Ankunft wieder ein Abschnitt meines Auslandsjahres anfing und zuende ging und 2., dass ich in meinem Inneren die zwei Sachen, meine Familie und mein Leben hier, mit meiner „echten“ Familie getrennt haben wollte. Aber als wir aufbrachen und Paraíso hinter uns ließen, verschwand dieses Gefühl bei jedem Kilometer mehr.

Bevor wir uns aber auf die Reise machten, unternahmen wir einen Tagesauflug von Paraíso aus mit einem Reiseführer – der mit meiner Gastmutter und mittlerweile auch mit mir sehr gut befreundet ist – und 2 älteren deutschen Damen, die gerade in Costa Rica rumreisten zum „Volcan Poas“ (Der Poas-Vulkan). Zuerst besuchten wir soetwas wie einen Tierpark in der Nähe des Vulkans. Was wir für Tiere aus der Nähe zu Gesicht bekamen war unfassbar aber uns beiden tat es Leid, dass sie alle eingesperrt waren und wir hätten uns gewünscht sie in freier Wildbahn zu sehen. Es gab die verschiedensten Frösche und Schlangen, Raubkatzen, Affen, bunte Vögel und ein Haus, in dem man sogar einen Tukan auf den Arm nehmen konnte (Bilder –> hier). Was mir aber irgendwie am besten gefiel, war das Schmetterlingshaus. Es hört sich erstmal nach nichts besonderem an, aber es war so voll voller Schmetterlinge, dass direkt ein paar Schmetterlinge auf dich flogen und auf dir sitzen blieben. Wo du auch hinschautest sahst du Schmetterlinge. Schade war, dass dadurch dass so viele Schmetterlinge in einem Haus versammelt waren, viele auch starben. Wenn man auf den Boden schaute entdeckte man bei jedem Meter den man ging mindestens 1-2 tote Schmetterlinge auf dem Boden kleben. Trotzdem war es ein buntes, heiteres Spektakel.
Im Park gab es außerdem die größten Blätter, die ich bisher gesehen habe. Sie waren größer als ein normaler Regenschirm und ich war einfach nur überwältigt von deren Größe. Danach sind wir für eine Stunde von einem Wasserfall zum anderen gewandert, die alle auf einer Strecke lagen  und hatten eine sehr schöne Aussicht. Als letztes sind wir zum Vulkan gefahren. Wir waren die letzten Besucher die eintrafen und waren auf dem Vulkan, außer einem Ehepaar, ganz alleine. Außerdem hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter, da es sehr bedeckt am Morgen war und als wir am Nachmittag den Vulkan besuchten, hatten sich die Wolken aufgelöst und wir konnten bis in den qualmenden Krater sehen. Es stank sehr nach Schwefel und auf einem Schild wurde den Besuchern geraten, nicht länger als eine halbe Stunde auf dem Vulkan zu bleiben, da diese Dämpfe nicht ganz unschädlich sind. Es hat sich aber mehr als gelohnt, da man wirklich den ganzen Vulkan samt Krater sehen konnte und im Hintergrund die weite Aussicht.
Am Sonntag, den 19. April, ging es dann richtig los.

Unser erstes Ziel war Monte Verde, ein Nebelwald, relativ in Zentrum des Landes. Auf der Fahrt in dem etwas heruntergekommenen Bus, der viel aushalten musste, da die Straße voller Schlaglöcher war und sowieso schon vollkommen uneben, betrachtete ich die atemberaubende Natur.  Dabei hatte ich abwechselnd den Geruch vom Benzin der Abgase, dem viel zu starken Parfum des Mannes vor mir und der blühenden frischen Natur in der Nase. Wir fuhren Berge rauf und wieder runter und während ich meinen Kopf aus dem Fenster hielt und den Wald unter mir, die Berge um mich, all die Pflanzen und die winzigen Häuser und deren Bewohner an denen wir vorbeikamen beobachtete, ging die Sonne in einem wunderschönen rosa-rot-ton langsam unter. Auf dieser Reise sah ich überraschenderweise die ersten Windmühlen in Costa Rica.
Als wir in Monte Verde, einer wirklich sehr niedlichen, kleinen, schönen Stadt ankamen, war es bereits dunkel. Wir checkten im Hotel ein und machten uns auf, das Stadtzentrum ein bisschen zu erkunden und unseren nächsten Tag zu planen. Wir entschieden uns, Klettern über den Bäumen und „Canopy“ zu buchen. Von dem Wandern über den Bäumen waren wir beide nicht sehr beeindruckt. Es waren mehrere Brücken, die wir zu überqueren hatten und von denen man aus einen tollen Blick auf den Wald, von dem wir umgeben waren, hatte. Auf den Wegen dazwischen, konnten wir die Vielfalt der Pflanzen um uns herum genießen. Tiere haben wir leider fast keine gesehen. Dafür war das „Canopy“ umso unvergesslicher.  Genauso, bzw. sehr ähnlich, hatte ich das Klettern in Brasilien in Erinnerung. Ich schreibe absichtlich „Canopy“, da es etwas vollkommen anderes war, als die Kletterparks, die man eigentlich so kennt. Natürlich gab es auch die normalen Sicherheitsgurte und das ganze Zubehör, aber der Parcour bestand aus ganz anderen Erlebnissen. Der Grund war nicht das Klettern an sich, das einen dazu gebracht hat in die Bäume zu klettern, sondern die fantastische Aussicht, die man bei jeder Fahrt hatte. Man musste eigentlich nicht viel tun, als von Baum zu Baum zu gehen  wo immer der nächste Helfer wartete um dich an das nächste Kabel zu schnallen. Die Fahrten, bzw. Seilbahnfahrten, waren das Erlebnis. Wenn du losfuhrst, befandest du dich praktisch noch im Wald und auf einmal brachst du aus dem Wald raus und befandest dich zwischen 100 und 200 Meter über dem Dschungel. Die längste Strecke betrug mehr als 1800 Meter und man kann sich nicht vorstellen, wie unglaublich es war. Das einzige was man sah, war Urwald, in der Ferne Berge und das Kabel, das vor dir wieder in den Wald eintauchte. Die 2 Highlights waren aber einmal 2 „Supermanflights“ und ein „Tarzan-Sprung“. Der Unterschied zwischen einer „normalen Seilbahnfahrt“ und dem „Supermanflug“ war, dass man am Rücken angeschnallt wurde und die Arme und Beine frei hatte, also wie Superman. Als ich über den Urwald rauschte und nur das Geräusch der Seilbahn hörte, fühlte ich mich als würde ich fliegen. Es war unglaublich. Man fühlte sich größer und stärker und einfach vollkommen frei. Der krönende Abschluss war dann der „Tarzan-Sprung“. Ich ging langsam die Brücke entlang zur Plattform und wurde dort festgeschnallt und zum Absprung vorbereitet. Ich blickte über die Kante in den ca. 40 Meter tiefen Abgrund und war sehr aufgeregt. Ich konnte mich nicht überwinden einfach herunter zu springen, aber irgendwann fand ich keinen Halt mehr und stürzte in den Abgrund. Die ersten 2 Sekunden befand ich mich im freien Fall und mir rutschte ein Schrei aus der Kehle. Es war etwas anderes als beim Fallschirmspringen, da ich mich wirklich unmittelbar über dem Boden befand. Es war ein unglaublicher Kick! Nach diesen 2 Sekunden ging der eigentliche Tarzan-Sprung los und ich sauste in einem riesigen Bogen nach unten und wieder nach oben in die Wipfel der Bäume hinein. Bis ich zu Stillstand kam, musste ich gleichzeitig vor Freude schreien und lachen, da es einfach nur unfassbar war.
Damit war unser Aufenthalt in Monte Verde auch leider schon beendet und es ging weiter nach Bijagua, einem kleinen Dorf in der Nähe des „Rio Celeste“ Flusses. Dieses Dorf, war das einzige auf unserer Reise, das nicht touristisch war, aber dafür leider auch das hässlichste. Es bestand aus der Hauptstraße, von der einige Sandstraßen zu vereinzelten kleinen Häusern wegführten, einigen Restaurants, 2 Supermärkten und sonst weit und breit nichts. Wir ließen unsere Sachen im Hotel und verbrachten den Rest des Nachmittags und den Abend mit Essengehen, Einkaufengehen und früh ins Bett gehen. Am nächsten Tag brachte uns dann ein Mann, der einen kleinen Geländewagen besaß, zum Nationalpark „Tenorio“. Der steinige, sehr unebene Weg führte durch den Dschungel  und nach ca. einer Stunde Fahrt erreichten wir den Eingang des Nationalparks. Wir liehen und Gummistiefel aus und stapften, mit etwas Nieselregen im Gesicht, in den Urwald hinein. Der Weg war erst sehr gerade und eben, aber schon bald fing er an, aus Baumwurzeln und Matsch zu bestehen. Ich hatte gar nicht genügend Zeit um die Pflanzen, Tiere und einfach alles um mich herum zu bewundern, da ich mich auf meine Schritte konzentrieren musste. Irgendwann stiegen wir ab, zum Fuße eines Wasserfalls. Das Rauschen des Wassers wurde immer lauter und so langsam wurde der Wasserfall auch sichtbar. Er war unglaublich und viel größer als ich ihn mir vorgestellt hatte bzw. viel größer, als er auf den Bildern im Internet aussah. Und es stimmte. Er war tatsächlich so Türkis, wie man ihn auf den Bildern gesehen hatte. Mein Papa und ich konnten gar nicht mehr aufhören zu staunen.
Immer wieder kreuzten wir den tief türkisen Fluss, wie er sich seinen Weg durch den Urwald bahnte. Es war so friedlich und ruhig und ich genoss diese Stille und die Schönheit des Flusses. Es kam mir irgendwie so unnatürlich oder besser gesagt, übernatürlich vor. Ein strahlend türkiser Fluss in Mitten von grüner blühender Natur. Wir beide konnte es gar nicht fassen. Unsere Wanderung dauerte ca. 4 Stunden und ich begreife bis heute nicht, was ich da eigentlich gesehen habe.

Unser vorletzter Halt waren die „Playas del Coco“ (Kokosnussstrände) am Pazifik. Ein wirklich sonniges, fröhliches Städtchen voller Leben. Sehr touristisch, aber trotzdem sehr sehr schön. Das Hotel, in das wir eincheckten, war das schönste auf unserer ganzen Reise. Es war altmodisch gebaut und hatte eine Terrasse mit Hängematten, von der man das Meer aus sehen konnte. Da wir schon kurz nach Mittag angekommen waren, gingen wir etwas Essen und uns über die Preise der Tauchkurse informieren und entschieden uns relativ schnell für einen, der 2 Tage dauerte. Am nächsten Tag ging es dann los. Mein Vater machte den „Refresh“, da er vor 20 Jahren seinen Padi-Tauchschein gemacht hatte. Ich machte den „Adventure“ und eine junge Frau aus unserem Hotel machte den Tauchschein. Es ging mit dem Tauchlehrer erstmal in den Pool um zu lernen, wie man sich das Equipment anlegt und wie man sich in bestimmten Situationen unter Wasser zu verhalten hat. Zudem lernte ich noch die Handzeichen der Taucher, um sich unter Wasser zu verständigen. Damit waren die ersten Tauchstunden hinter uns. Am folgenden Tag ging es dann ganz früh aufs offene Meer hinaus. Ich war ein bisschen aufgeregt als es losging aber meine Neugier überwog dieses Gefühl. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich und brauchte sehr lange bis es einigermaßen funktionierte und ich ganz langsam das Seil des Ankers hinuntertauchte. Mein rechtes Ohr tat ein bisschen weh, aber ich vergaß den Schmerz sofort, als wir anfingen uns auf 12 Metern Tiefe zu bewegen. Wir sahen gar nicht so viele Tiere, aber für mich war es das Tauchen an sich, das zählte. Nach ca. 40 min. machte mein Vater das Zeichen, dass er nur noch 500 pHs hat und ich bekam ein bisschen Angst, da wir uns ja noch immer auf 12 Meter Tiefe befanden und es seine Zeit braucht, nach oben zu gelangen, weil man immer mal wieder einige Minuten auf einer Höhe verweilen musste, damit der Körper den Druck ausgleichen kann. Wir schafften es aber ohne Probleme nach oben, was mir komischerweise sehr in den Ohren wehtat, und mein Vater erzählte mir oben, dass sein Luft in den letzten 2 Metern ausgegangen ist und er Glück gehabt hat, dass dies nicht früher geschehen war. Nach diesem ersten Tauchgang war mir irgendwie schlecht und ich fühlte mich unglaublich erschöpft. Ich musste mich sogar übergeben, aber ich machte den 2. Tauchgang natürlich auch mit. Den restlichen Tag danach verbrachte ich erschöpft im Bett und auch die Tage danach fühlte ich mich noch krank und hatte das Gefühl immer noch Druck auf den Ohren zu haben.

Unser letztes Ziel war Cahuita, ein kleines süßes Dorf an der Karibik. Wir mussten einen Zwischenstopp in San José einlegen, da wir einmal durchs ganze Land vom Pazifik zur Karibik reisen mussten. Die Busfahrt nach Cahuita war einfach nur unglaublich. Man fuhr die ganze Zeit durch einen „Tunnel“ aus Bäumen, die links und rechts neben einem min. 20 Meter in die Höhe ragten und man wusste einfach, dass man von nichts umgeben war außer Urwald und dass das nächste Dorf Kilometer weit entfernt war. Dabei sind mir zum ersten Mal zwei Sachen aufgefallen. Erstens, dass die Städte/Dörfer mitten im Urwald gebaut wurden und dass Costa Rica eigentlich nur aus Urwald besteht, denn wenn man nur 20 Minuten aus einer Stadt/Dorf herausfährt, sich mitten im Dschugel befindet. Und zweitens ist mir klar geworden, wie groß die Bäume hier sind und dass es keine so großen Bäume in Deutschland gibt. Jedenfalls tauchte man ganz plötzlich aus diesem bergigen Urwald heraus und befand sich auf Meereshöhe mit Palmenstränden. Dies machte sich vor allen Dingen bemerkbar, dass ich plötzlich warme feuchte Luft ins Gesicht bekam, statt der kühlen, erfrischenden aus dem Wald.
Cahuita war für mich das schönste Dorf auf unserer Reise. Natürlich wieder sehr touristisch, aber da wir unter der Woche dort ankamen, waren noch nicht viele Touristen dort. Wie in den anderen Dörfern, ließen wir unsere Sachen im Hotel und erkundeten die Gegend. In einem kleinen Klamottenladen, in dem ich mir einen wunderschönen Rucksack kaufte, lernten wir eine Frau kennen, mit der wir uns fast 30 Minuten lang unterhielten. Es war das interessanteste Gespräch, das ich je mit einer fremden Frau geführt habe. Und eben diese Frau war die offenste und ehrlichste Frau, die ich bisher kennengelernt habe und ich kann zu 100 %-iger Sicherheit sagen, dass es 1. nicht viele Leute auf der Welt gibt, die so offen sind, kein Blatt vor den Mund nehmen und das sagen, was sie denken und 2. dass ich sie sofort in mein Herz geschlossen habe, sie nie wieder vergessen werde und dass ich weiß, dass jeder froh  sein kann, der sie kennenlernt und sie als Freundin gewinnt.
Am Tag nach unserer Ankunft nahmen wir uns vor, einmal durch den Nationalpark zu wandern. Nach dem Frühstück machten wir uns also auf den Weg. Auf diesem 4-stündigen Marsch habe ich wohl die größte Vielzahl an Pflanzen und Tieren gesehen, wie sonst nirgendwo. Wir sahen kleine Leguane, lilafarbene Krebse, giftige knallgelbe Schlangen, Eichhörnchen-ähnliche Nagetiere, große blaue Schmetterlinge, Affen und vieles mehr. Wir gingen die ganze Zeit auf einem Sandweg, von dem man manchmal durch ein paar Bäume, das weite strahlende Meer sehen konnte.  Es war alles so atemberaubend und ich glaube ich habe diese ganzen Eindrücke immer noch nicht richtig verarbeiten können.
Am zweiten Tag waren wir Schnorcheln und wieder einmal kann ich nichts weiter dazu sagen als, dass es unglaublich war. Das Wasser war so klar, dass man manchmal sogar bis zu 10 Meter weit gucken konnte. Es war so friedlich Unterwasser, dass man gar nicht mehr auftauchen wollte. Ich zumindest wollte nie wieder weg von dieser ruhigen, liebevollen Unterwasserwelt. Wir sahen Korallen, sehr viele große und kleine Seeigel, einen knallroten Krebs, unzählige bunte und auch graue Fische, eine Muräne, zwei kleine graue Rochen, einen fantastischen, großen blauen Rochen mit weißen Punkten und sogar einen kleinen Hai, vor dem ich – als ich ihn erblickte – erstmal Angst hatte aber dann schnell bemerkte, dass er völlig harmlos ist.
Was ich noch zu Cahuita und generell der Gegend um Limón erwähnen möchte ist, dass mir mein Vater erzählt hat, dass genau diese Gegend dafür bekannt war, dass ausländischen Frauen, die zu Besuch in Costa Rica extra nach Limón gefahren sind, um dort mit den einheimischen Schwarzen zu schlafen. Im Gegenzug, luden die Frauen die Männer zum Essen ein oder ähnliches. Damals sah man also immer wieder Schwarze mit ihrem Fahrrad vorrüberfahren, auf dem die weißen Frauen hinten oder vorne draufsaßen. Als wir dort waren, hab ich davon sehr wenig mitbekommen und mein Papa erklärte mir, dass es nicht mehr so extrem sei, wie auf seiner Reise durch Costa Rica vor 20 Jahren.

Alles in Allem verbrachten wir 2 unvergessliche Wochen zusammen, die wir beide nie wieder vergessen werden und die wir immer noch nicht ganz begriffen haben, da es so viel Neues war. Neue Eindrücke, neue Menschen, neue Erlebnisse, verschiedenste Tiere und Pflanzen…

Hier noch ein paar weitere Fotos.

Die letzten Ferientage

Diesen Mittwoch war ich mit einer Freundin an einem Strand, nicht weit von Jacó. Ihr Gastvater und eine nette Familien fuhren mit uns mit. Es war ein sehr heißer Tag und als wir ankamen, hüpften wir natürlich direkt ins Meer, aber sogar dsa Meerwaser war relativ warm. Nicht weit vom Strand weg hatten ein paar Freunde des Gastvaters meiner Freundin ein kleines Ferienhaus und sie luden uns ein mit ihnen zu essen. Die Hitze machte uns alle so müde, dass wir die restlichen Stunden im Swimmingpool der ganze Anlage dort verbrachten und fuhren als es dunkel wurde wieder nach Hause. Wir waren zum Glück mit dem Auto unterwegs, da ich mich in einem Bus bestimmt nicht so gut ausruhen hätte können, wie im Auto.

Heute war ich mit meiner Gastfamilie fischen. Wir fuhren mit dem Auto in eine nahe gelegene Stadt, in der mehrer Familien ihre Teiche bzw. Seen anboten, um in ihnen zu fischen. Bei mir biss leider keiner an, aber dafür 5 an der selbstgemachten Angel des Freundes meiner Gastschwester und 3 an der meines Gastvaters. Diese wurden dann vor Ort direkt zu einem Mittagessen verarbeitet, dass wir mit schöner Aussicht genossen.
Danach fuhren wir noch auf einen typischen Markt und auf verschiedene Aussichtsplätze um die unglaubliche Aussicht zu genießen.

Morgen ist Montag, aber ich muss zum Glück noch nicht in die Schule. Erst am Dienstag um 12 Uhr um meinen Stundenplan abzuholen, bis es Mittwoch dann wirklich losgeht. Einerseits freue ich mich auf die Schule, da ich mir nicht mehr gedanken machen muss über langeweile, aber andererseits auch nicht, da ich nicht mehr verreisen kann wann ich will.

„Rezo“

Die Zeit der „rezos“ (Gebete) geht jetzt langsam zu Ende. Die Leute hier in Costa Rica veranstalten ab dem neuen Jahr die sogenannten „rezos“. Weihnachten stellen hier die Menschen Krippen auf und man darf sie nicht wieder abbauen, bevor man sie angebetet hat. Die letzten Wochen bestanden für mich also fast nur aus beten und essen, da die Leute dich zu sich einladen, die Krippe anbeten und es dann für alle Essen gibt. Leckeres Essen. Nachdem man gebetet hat, bekommt jeder einen Keks und ein Schluck „Rompope“ (alkoholisches Getränk aus Eiern, Milch und Vanille), als Hauptgang meist ein typisches costaricanisches Essen und als Nachspeise Eis.
Ich war mindestens auf 4 „rezos“ und kann jetzt sogar schon einige Strophen mitbeten. Für mich war es eine schöne Erfahrung, da es sowas erstens, so weit ich weiß, nicht in Deutschland gibt und zweitens, ich nicht gläubig bin und noch nie bei so einer christlichen Verantstaltung dabei war.

Ferien

Die Ferien verbringe ich nicht sehr spannend. Bis jetzt habe ich eigentlich die ganze Zeit in Paraiso verbracht, mit kleinen Ausflügen nach Cartago oder San Jose. Ich habe noch ungefähr 2 Wochen vor mir, in denen ich an den Strand fahren will, in einige Museen in San Jose gehen möchte und mit ein paar Freunden ins Freibad gehen will.

Silvester ist genau wie Weihnachten anders ausgefallen als ich es kenne. Meine Familie und ich waren um 8 für 2-3 Stunden bei der Italienerin zu Hause, haben gegessen, etwas getrunken und uns ein frohes neues Jahr gewünscht. Die restlichen 1 1/2 Stunden verbrachte ich dann in meinem Zimmer und als der Countdown zur 12 in Radio lief und es endlich 12 schlug, wünschten meine Familie und ich uns gegenseitig ein frohes Neues und da sie dann alle direkt schlafen gingen, tat ich das auch. Wir haben nicht mal ein bisschen Feuerwerk abgeschossen, noch zugeschaut wie der Himmel dadurch erleuchtet wurde. Aber ich war nicht traurig darüber, das Silvester nur bedeutet, dass ein Jahr vorbei ist und ein neues Jahr anfängt. Im Moment, als ich ins Bett ging, wurde mir dann bewusst, dass mir nur noch 6 Monate bleiben und genau 12 Tage bis zur Abreise der anderen, die entweder nur für ein halbes Jahr blieben oder die, die schon seit Februar hier sind.
Bald aber kommen auch die neuen Austauschschüler nach Paraiso und Umgebung. Ein Mädchen aus Österrich, die auch hier zu Schule gehen wird, eine Deutsche, die Freiwilligenarbeit mit Kindern macht und ein Japaner, der aber ich Cachi (ca. 30-40 min. von hier entfernt) wohnen wird.

Weihnachten

Wie gesagt, habe ich das Weihnachtsgeschenk meiner Gasteltern schon vor 3 Wochen bekommen. Ein paar Schuhe. Mein Weihnachten hier ist eher trübe ausgefallen. Ich habe bei einer Freundin Kekse gebacken, die ich meiner Gastfamilie mitgebracht habe und habe ihnen am Abend auch meine Geschenke gegeben, über die sie sich sehr gefreut haben. Von ihnen habe ich noch ein Parfüm und 2 Cremes bekommen. Sonst war der Tag, wie jeder andere. Um Weihnachten wird hier also nicht so ein großes Spektakel gemacht wie in Deutschland, obwohl meine Familie dass auch nie gemacht hat. Trotzdem war es eine andere Erfahrung und ich weiß jetzt, dass man nicht überall auf der Welt Weihnachten gleich feiert.

Volcán Irazú

Letzte Wochen haben wir (ein paar Austauschschüler und ein AFS-Mitarbeiter) ein Ausflug zum Vulkan „Irazú“ gemacht. Es dauerte ungefähr 3 Stunden, bis wir ankamen, aber es hat sich gelohnt. Obwohl der Tag relativ neblig war, schien die Sonne und es war warm. Auf dem Vulkan zog ein kühler Wind, den ich eher als erfrischend empfand. Es war sehr neblig dort oben, aber wir hatten trotzdem einen mega Ausblick. Der Bruder meiner Japanischen Freundin, der mitgekommen ist, erzählte mir, dass wenn es ganz klar ist und keine einzige Wolke zu sehen ist, man beide Meere sehen kann und sogar den „Lago de Nicaragua“ (Nicaraguasee). An diesem Tag konnten wir jedoch nur ein Meer erkennen. Trotzdem war es unglaublich schön.

Weihnachtsfeier/Verabschiedung

Vor zwei Wochen war eine von AFS verantstaltete Weihnachtsfeier bzw. Verabschiedung der Austauschschüler, die im Januar abreisen werden. Die Austauschschüler führeten einen typischen Tanz vor, der „Folclórico“ heißt. Dafür haben wir extra Tanzstunden genommen, die aber allen sehr viel Spaß gemacht haben.
Außerdem wurden die Videos gezeigt, die die Austauschschüler, die jetzt abreisen, für ihre Familien gemacht haben. Ich musste bei jedem einzelnen weinen, da es mich erstens daran erinnerte, dass ich selber mal so weit sein würde und „Tschüs“ sagen muss und zweitens daran, dass ich die Leute (meine Freunde, die bald abreisen), die ich hier jetzt ins Herz geschlossen habe, vielleicht nie wieder sehen werde. Wenn ich jetzt daran denke kommen mir noch die Tränen, da wir alle einfach eines gemeinsam haben. Dieses unvergessliche Jahr, mit neuen Eindrücken und neuen Leuten, die wir lieben.

Jacó

Jacó ist ein kleines Dorf am Pazifik, ca. 3-4 Stunden von Paraíso entfernt, zu dem ich mit ein paar Freunden von AFS gefahren bin, um dort den Tag zu verbringen. Es ist nicht der schönste Strand, denn er zählt zu einer der Surfer-Stränden. Trotzdem hatten wir den perfekten Tag erwischt, denn der Himmel war fast wolkenlos und die Sonne war sehr heiß.
Wir kauften in einem Supermarkt im Dorf Brot, Aufschnitt, Wasser und Früchte und suchten uns ein schönes Plätzchen unter den Palmen. Mir hat der Tag sehr gefallen, da wir aus dem kalten Paraíso rausgekommen sind und wir den ganzen Tag einfach nichts gemacht haben, außer ab und zu ins Wasser zu springen. Ich liebe das Meer und ich habe mich an diesem Tag unglaublich wohl gefühlt. Ich habe bemerkt, dass ich für mich nichts anderes brauche als Meer, Wärme und gute Freunde/Familie, mit denen ich dieses Gefühl teilen kann.

Wettkampf

Die letzten zwei Wochen haben wir beim Taekwondo beinahe nur Formen (Poomsae) geübt, da am letzten Sonntag ein Poomsae-Wettkampf stattgefunden hat. Mein Lehrer wollte, dass ich unbedingt daran teilnehme. In Deutschland war ich noch nie auf einem Wettkampf und natürlich war ich aufgeregt, da es eine ganz neue Erfahrung werden würde. Im nachhinein war ich jedoch ein bisschen zu aufgeregt, da es sehr schnell vorbei ging und kein großes Spektakel über irgendwas gemacht wurde.
Ich stand also am Sonntag um 5:30 auf, da wir uns um 6:20 vor dem Fitnessstudio treffen würden. Wir fuhren mit einem gemieteten Bus Richtung San José. Auf der Fahrt genoss ich die Aussicht und den Fakt, endlich mal weiter aus Paraíso rauszukommen. Nach 2 Stunden kamen wir vor einer relativ großen Halle an. Sie war aufgebaut wie ein Stadion, denn sie hatte Sitzplätze auf jeder Seite. In der Mitte waren zwei Matten hingelegt, die mit Tischen und Stühlen für die Jury umrundet waren. Am Rand gab es noch einen Bereich, indem man sich aufwärmen und nochmal seine Form durchgehen konnte. Die Halle war schon gefüllt mit vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die alle weiße Anzüge trugen und alle verschiedene Gürtelfarben hatten. Unsere Gruppe zog sich auch schnell um, da nicht mehr viel Zeit fehlte, bis es los ging. An der Wand neben den Umkleiden war eine Liste mit all den Namen und den dazugehörigen Nummern. Meine Nummer war 35, was bedeutete, dass ich noch ein bisschen Zeit hatte. Ich wärmte mich also auf und ging nocheinmal meine Form durch. Ich wusste, dass ich sie sicher konnte, aber unter Stress und Aufregung habe ich schon einigen Sachen vergessen und ich war viel zu aufgeregt. Ich trat gegen noch zwei Mädchen an, die in meinem Alter zu sein schienen. Die zwei Mädchen waren zuerst dran. Sie musste beide vor der Jury, die aus 3 Leuten bestand, die 7 Poomsae (Form) vormachen. Als sie fertig waren, erklang ein Pfiff und die Jury musste entweder den rechten oder den linken Arm heben, je nach dem, welche Seite ihnen besser gefallen hatte. Die Siegerin der beiden, musste anschließend mit mir die 8. Poomsae laufen. Ich trat an den Rand der Matten, mein Lehrer wünschte mir viel Glück und ich ging in die Mitte der Matten. Eine am Rand stehende Frau sagte die Wörter, die man als Begrüßung sagt und zu denen man sich verbeugt. Als es losging, vergaß ich einfach alle um mich herum und konzentrierte mich auf meine Tritte und Schläge. Alles in Allem dauerte es vielleicht maximal 2 Minuten, bis ich die Matte wieder verlassen durfte. Ich schüttelte meiner Partnerin die Hand und wir gingen zur Siegerehrung. Ich gewann Silber. Von der Ankunft, bis hin zu meiner Siegerehrung waren gerade mal 1 1/2  Stunden vergangen. Ich zog mich also um und schaute den anderen zu. Das wurde aber auf die dauert langweilig und ich machte mich auf den Weg mit ein paar anderen aus meiner Gruppe in die nahegelegene Stadt um etwas zu Essen zu kaufen. Als wir zurück kamen, waren die mit den höheren Gürteln dran. Manche machten die Poomse alleine vor, andere traten in 3-er Gruppen an. Es fühlte sich ewig an, aber mein Lehrer meinte, dass wir vielleicht einen Gruppenpreis gewinnen würden und wir deswegen warten. Und er hatte Recht. Wir gewannen den 3. Platz von allen Akademien, die an diesem Tag anwesend waren. Es wurden ein paar Fotos gemacht und dann ging es endlich nach Hause. Auf dem Weg machten wir Fotos von den Personen die eingeschlafen waren und ruhten uns selber ein bisschen aus. Es war ein anstrengender, langer, aber interessanter Tag mit neuen Erfahrungen für mich, die ich sehr genossen habe.