Durcheinander der Gefühle

In den letzten Wochen und Monaten ist nicht viel passiert oder besser gesagt es ist viel passiert, denn ich habe einfach mein Leben hier gelebt, aber darüber möchte ich nicht schreiben. Viel mehr will ich versuchen zu beschreiben wir ich mich im Moment fühle.
Ich bekomme immer wieder gesagt, dass ich die Abreise vergessen soll und einfach leben soll, aber das ist nicht so einfach. In jeder freien Minute muss ich an meine Abreise denken und mir schwirrt die Zahl der Tage die mir bleiben im Kopf herum. Außerdem werden die Tage häufiger, an denen ich sehr traurig bin und oft breche ich einfach so aus dem Nichts in Tränen aus. Es ist für mich so unglaublich schwer meine Gefühle, die ich gerade fühle, zusammenzufassen und zu beschreiben. Auf der einen Seite bin ich voller Freunde, meine Familie und meine Freunde aus Deutschland wiederzusehen, aber auf der anderen Seite verspüre ich unendliche Traurigkeit darüber, diesen wundervollen Ort namens Paraíso, bzw. Costa Rica, mit all seinen Menschen zu verlassen. Es gibt viele Sachen, die ich an Deutschland vermissen, aber auch umso mehr, die ich an Costa Rica vermissen werde. Dass die Städte hier so klein sind, dass die Leute hier mit dem was sie haben (und das ist nicht immer viel) einfach zufrieden sind, dass alle ihr Land lieben und stolz darauf sind, ein Teil von ihm zu sein, dass alle hier so freundlich, offen, liebevoll und herzlich sind, dass die Natur hier so vielfältig ist und dass man, wenn man genau hinschaut, überall Leben entdecken kann… Ich werde meine zwei Gastschwestern vermissen, die auf der einen Seite schon sehr erwachsen sind, aber auf der anderen eigentlich noch klein sein wollen, mein Gastvater und meine Gastmutter, die auf den ersten Blick ganz normal erscheinen, aber wenn man sie kennenlernt, ein bisschen verrückt sind (im gutgemeinten Sinne), mein Gastbruder, der nach außen hin sehr unerzogen scheint, aber von Innen seine Mutter aus tiefsten Herzen und bedingungslos liebt, meine Kontaktperson, die immer für mich da ist und mir in jeder Situation hilft, meine Freunde, bei denen ich mich nicht entscheiden könnte, wen ich am meisten mag, der Typ in der Cafeteria der Schule mit dem ich mich immer unterhalte und der, wenn er mich in der Schülermasse sieht direkt bedient, mein Taekwondo Lehrer, der immer Späßchen macht und halb verrückt ist (auch im gutgemeinten Sinne), der Mann in meiner Lieblingsbäckerei, der mich immer freundlich grüßt, das unglaubliche Schüler-Lehrer-Verhältnis, die Schuluniformen in der Schule, die leichten Klassenarbeiten in der Schule, das einseitige, aber trotzdem sehr leckere Essen, die tollen frischen Früchte, die wilden Hunde, die immer und überall zu sein scheinen, das verrückte Wetter, in einer Minute scheint die Sonne und in der anderen platzt der Regen heraus und kalter Wind fegt durch die Straßen, die Busse, die ähnlich aussehen wie die alten amerikanischen Schulbusse und sehr wackelig sind, deren Busfahrer, die immer nett grüßen und für jeden nochmal die Tür aufmachen der zu spät noch angerannt kommt, auch wenn der Bus schon halb am Wegfahren ist, der starke Regen, den ich mir so gerne abends im Bett anhöre, die Erdbeben, die für mich immer wieder eine neue Erfahrung sind und die ich sehr faszinierend finde, die kleinen Häuser und dass es hier fast keine Hochhäuser gibt, die Leute, die eigentlich jeden Tag in Jogginhose herumlaufen und nur bei bestimmten Anlässen sich richtig Schick machen, und so unglaublich viele Dinge mehr. Ich habe versucht all die Sachen aufzuschreiben, an die ich mich, wenn ich zurück bin, erinnern will und ich habe dabei immer Angst, dass ich irgendetwas vergesse und diese Tatsache macht mich umso trauriger.

Selbst jetzt, wenn ich darüber nachdenke, kommen mir die Tränen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich dieses Land und deren Leute liebe. Ich bin mehr als froh, dass ich dieses Auslandsjahr machen durfte und ich kann es nur jedem raten, der darüber nachdenkt eines zu machen. Man verändert sich in so vielen Dingen und lernt so viel dazu, dass man es zuerst gar nicht fassen kann. Ich kann dazu nichts mehr sagen, als dass es mir immer wieder das Herz bricht, wenn ich daran denke, dass ich all das in ca. 1 Monat hinter mir lassen muss und erstens weiß, dass es niemals wieder so sein wird wie jetzt und zweitens nicht weiß, wann ich das nächste Mal hier her kommen werde.

Umzug in ein neues Haus, in ein neues Zuhause!

Vor einer Woche sind wir umgezogen. Als ich nach Costa Rica kam, war es noch nicht klar, ob ich noch da sein würde, wenn meine Familie das Haus baut und umzieht. Aber ich bin zum Glück noch da, da ich mich sofort in dieses neue Haus verliebt habe. Mein Gastvater hat einen großen Betrieb, der einen Supermarkt, ein Sportgeschäft und eine Autowerkstatt beinhaltet. Zwei Minuten zu Fuß davon entfernt liegt das neue Haus, bei dessen Bau ich gespannt zugeschaut habe. Es liegt am Rand eines kleinen Abhangs, in dem mein Gastvater ein See angelegt hat und einen großen Stall für all unsere Tiere gebaut hat. Das Haus hat eine riesige Terrasse, von der man einen schönen Ausblick auf die umliegende Natur hat. Mein Zimmer ist ca. 3 mal größer (ungefähr 4 mal 4 Meter groß) als das im alten Haus und ich habe zu meiner großen Freude ein Fenster. Ich will nicht sagen, dass ich das andere Haus nicht gemocht habe, denn es hatte auch seine Vorteile, wie zum Beispiel, dass man nur 10 min. zu Fuß ins Zentrum brauchte, aber seit dem ersten Moment im neuen Haus fühle ich mich mehr als wohl. Ich habe mich im alten Haus ein bisschen eingeengt gefühlt, aber hier habe ich sehr viel Platz und vor allem kann ich jetzt mein Fenster aufmachen und die frische Luft genießen.
Außerdem ist das Haus an sich unglaublich groß. Ich habe mal nur das Wohnzimmer mit Schritten gemessen und die Breite beträgt ca. 5 Meter und die Länge ungefähr 13 Meter. Wenn man durch eine Glastür ins Wohnzimmer eintritt, geht man direkt auf die offene Küche zu. Wenn man sich dann nach links dreht und ins Wohnzimmer schaut, sind auf der rechten Seite, in Reihenfolge, eigentlich erst die Küche, dann ein Zimmer für die Fahrräder meine Gastvaters, die Waschküche und das Bad von meinen Gastschwestern und mir, gegenüber das Zimmer meiner Gasteltern mit eigenem Bad, das Zimmer meines Gastbruder und das Zimmer einer meiner Gastschwestern und auf der linken Seite das Zimmer meiner anderen Gastschwester, mein Zimmer und das Gästezimmer, in dem im Moment der Freund meiner einen Gastschwester wohnt, da er im Laden meines Vaters arbeitet und viel zu weit weg wohnt, um jeden Tag von seinem zu Hause nach hier zu kommen und wieder zurück zu fahren.
Ich fühle mich auf jeden Fall sehr wohl hier und ich glaube, das tut meine Familie auch. Ich weiß, dass es meinem Gastvater am meisten schwer fällt, das alte Haus zu verlassen, da er sein ganzes – und ich meine „sein ganzes Leben“ – dort gelebt hat. Aber das wird sich mit der Zeit schon wieder legen. Das Problem ist, dass es mir jetzt noch schwerer fallen wird hier weg zu gehen und ich mir das einfach nicht vorstellen kann.

Heute waren wir Fische für unseren See fangen. Es war ein sehr schmaler, sehr flacher Fluss, nur 20 Minuten von unserem Haus entfernt und wir fuhren mit dem Abschleppwagen meines Vaters. Da vorne nur 3 Personen hereinpassten, fuhren die restlichen Personen hinten auf der Plattform mit. Mein Gastvater, meine Gastmutter und meine Gastschwester fuhren vorne und Freunde, Verwandte und ich hinten. Ich genoss den Fahrtwind und die Natur an der wir vorbei kamen und als zwei Polizisten an uns vorbeifuhren und uns nett anlächelten, fiel mir auf, dass sowas in Deutschland niemals erlaubt wäre und man sofort angehalten werden würde und eine hohe Strafe zahlen müsste. Es war ein recht kurzer Ausflug, da die Männer fischten, die Frauen zuschauten und in ca. 1 Stunde mehr als 200 kleine Fische gefangen waren.

Trotzdem fiel mir heute einmal wieder auf, wie sehr ich einfach alles an Costa Rica mag und auch zu schätzen weiß, was ich hier erlebe, denn viele Sachen gibt es in Deutschland einfach nicht.

Viel passiert

Seit meinem letzten Post ist viel Zeit vergangen. Ich schätze es hat damit zu tun, dass ich versucht habe, nicht eine Sekunde an meine Abreise zu denken. Ich habe mein Leben hier gelebt und genossen und einfach versucht, alles was mit Deutschland zu tun hat in den Hintergrund zu drängen. Aber gerade jetzt wird die Abreise immer präsenter und langsam auch realer. Ich habe meine Flugdaten. Ich fange an ein Heft herum zu reichen, in das alle etwas für mich reinschreiben sollen und es kommt immer häufiger vor, dass ich sehr traurig werde und mir manchmal auch die Tränen runterlaufen.

Jedenfalls ist vor ein paar Wochen mein Vater nach Costa Rica gekommen um mich zu besuchen und ich kann vorneweg schon sagen, dass es eine unglaubliche und unvergessliche Zeit war, über die ich noch viel nachzudenken habe, da es so viele neue Erfahrungen und Eindrücke waren. Als er in Paraíso ankam, fühlte ich mich komischerweise sehr komisch und wusste zuerst nicht woran das lag. Es lag daran, dass mein Gefühl mir sagte, dass er nicht hierhin gehört und es war mir unangenehm, so ein Gefühl gegenüber meinem Vater zu verspüren. Es lag nicht daran, dass ich mich nicht wahnsinnig freute, dass er da war, sondern, dass 1. mit seiner Ankunft wieder ein Abschnitt meines Auslandsjahres anfing und zuende ging und 2., dass ich in meinem Inneren die zwei Sachen, meine Familie und mein Leben hier, mit meiner „echten“ Familie getrennt haben wollte. Aber als wir aufbrachen und Paraíso hinter uns ließen, verschwand dieses Gefühl bei jedem Kilometer mehr.

Bevor wir uns aber auf die Reise machten, unternahmen wir einen Tagesauflug von Paraíso aus mit einem Reiseführer – der mit meiner Gastmutter und mittlerweile auch mit mir sehr gut befreundet ist – und 2 älteren deutschen Damen, die gerade in Costa Rica rumreisten zum „Volcan Poas“ (Der Poas-Vulkan). Zuerst besuchten wir soetwas wie einen Tierpark in der Nähe des Vulkans. Was wir für Tiere aus der Nähe zu Gesicht bekamen war unfassbar aber uns beiden tat es Leid, dass sie alle eingesperrt waren und wir hätten uns gewünscht sie in freier Wildbahn zu sehen. Es gab die verschiedensten Frösche und Schlangen, Raubkatzen, Affen, bunte Vögel und ein Haus, in dem man sogar einen Tukan auf den Arm nehmen konnte (Bilder –> hier). Was mir aber irgendwie am besten gefiel, war das Schmetterlingshaus. Es hört sich erstmal nach nichts besonderem an, aber es war so voll voller Schmetterlinge, dass direkt ein paar Schmetterlinge auf dich flogen und auf dir sitzen blieben. Wo du auch hinschautest sahst du Schmetterlinge. Schade war, dass dadurch dass so viele Schmetterlinge in einem Haus versammelt waren, viele auch starben. Wenn man auf den Boden schaute entdeckte man bei jedem Meter den man ging mindestens 1-2 tote Schmetterlinge auf dem Boden kleben. Trotzdem war es ein buntes, heiteres Spektakel.
Im Park gab es außerdem die größten Blätter, die ich bisher gesehen habe. Sie waren größer als ein normaler Regenschirm und ich war einfach nur überwältigt von deren Größe. Danach sind wir für eine Stunde von einem Wasserfall zum anderen gewandert, die alle auf einer Strecke lagen  und hatten eine sehr schöne Aussicht. Als letztes sind wir zum Vulkan gefahren. Wir waren die letzten Besucher die eintrafen und waren auf dem Vulkan, außer einem Ehepaar, ganz alleine. Außerdem hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter, da es sehr bedeckt am Morgen war und als wir am Nachmittag den Vulkan besuchten, hatten sich die Wolken aufgelöst und wir konnten bis in den qualmenden Krater sehen. Es stank sehr nach Schwefel und auf einem Schild wurde den Besuchern geraten, nicht länger als eine halbe Stunde auf dem Vulkan zu bleiben, da diese Dämpfe nicht ganz unschädlich sind. Es hat sich aber mehr als gelohnt, da man wirklich den ganzen Vulkan samt Krater sehen konnte und im Hintergrund die weite Aussicht.
Am Sonntag, den 19. April, ging es dann richtig los.

Unser erstes Ziel war Monte Verde, ein Nebelwald, relativ in Zentrum des Landes. Auf der Fahrt in dem etwas heruntergekommenen Bus, der viel aushalten musste, da die Straße voller Schlaglöcher war und sowieso schon vollkommen uneben, betrachtete ich die atemberaubende Natur.  Dabei hatte ich abwechselnd den Geruch vom Benzin der Abgase, dem viel zu starken Parfum des Mannes vor mir und der blühenden frischen Natur in der Nase. Wir fuhren Berge rauf und wieder runter und während ich meinen Kopf aus dem Fenster hielt und den Wald unter mir, die Berge um mich, all die Pflanzen und die winzigen Häuser und deren Bewohner an denen wir vorbeikamen beobachtete, ging die Sonne in einem wunderschönen rosa-rot-ton langsam unter. Auf dieser Reise sah ich überraschenderweise die ersten Windmühlen in Costa Rica.
Als wir in Monte Verde, einer wirklich sehr niedlichen, kleinen, schönen Stadt ankamen, war es bereits dunkel. Wir checkten im Hotel ein und machten uns auf, das Stadtzentrum ein bisschen zu erkunden und unseren nächsten Tag zu planen. Wir entschieden uns, Klettern über den Bäumen und „Canopy“ zu buchen. Von dem Wandern über den Bäumen waren wir beide nicht sehr beeindruckt. Es waren mehrere Brücken, die wir zu überqueren hatten und von denen man aus einen tollen Blick auf den Wald, von dem wir umgeben waren, hatte. Auf den Wegen dazwischen, konnten wir die Vielfalt der Pflanzen um uns herum genießen. Tiere haben wir leider fast keine gesehen. Dafür war das „Canopy“ umso unvergesslicher.  Genauso, bzw. sehr ähnlich, hatte ich das Klettern in Brasilien in Erinnerung. Ich schreibe absichtlich „Canopy“, da es etwas vollkommen anderes war, als die Kletterparks, die man eigentlich so kennt. Natürlich gab es auch die normalen Sicherheitsgurte und das ganze Zubehör, aber der Parcour bestand aus ganz anderen Erlebnissen. Der Grund war nicht das Klettern an sich, das einen dazu gebracht hat in die Bäume zu klettern, sondern die fantastische Aussicht, die man bei jeder Fahrt hatte. Man musste eigentlich nicht viel tun, als von Baum zu Baum zu gehen  wo immer der nächste Helfer wartete um dich an das nächste Kabel zu schnallen. Die Fahrten, bzw. Seilbahnfahrten, waren das Erlebnis. Wenn du losfuhrst, befandest du dich praktisch noch im Wald und auf einmal brachst du aus dem Wald raus und befandest dich zwischen 100 und 200 Meter über dem Dschungel. Die längste Strecke betrug mehr als 1800 Meter und man kann sich nicht vorstellen, wie unglaublich es war. Das einzige was man sah, war Urwald, in der Ferne Berge und das Kabel, das vor dir wieder in den Wald eintauchte. Die 2 Highlights waren aber einmal 2 „Supermanflights“ und ein „Tarzan-Sprung“. Der Unterschied zwischen einer „normalen Seilbahnfahrt“ und dem „Supermanflug“ war, dass man am Rücken angeschnallt wurde und die Arme und Beine frei hatte, also wie Superman. Als ich über den Urwald rauschte und nur das Geräusch der Seilbahn hörte, fühlte ich mich als würde ich fliegen. Es war unglaublich. Man fühlte sich größer und stärker und einfach vollkommen frei. Der krönende Abschluss war dann der „Tarzan-Sprung“. Ich ging langsam die Brücke entlang zur Plattform und wurde dort festgeschnallt und zum Absprung vorbereitet. Ich blickte über die Kante in den ca. 40 Meter tiefen Abgrund und war sehr aufgeregt. Ich konnte mich nicht überwinden einfach herunter zu springen, aber irgendwann fand ich keinen Halt mehr und stürzte in den Abgrund. Die ersten 2 Sekunden befand ich mich im freien Fall und mir rutschte ein Schrei aus der Kehle. Es war etwas anderes als beim Fallschirmspringen, da ich mich wirklich unmittelbar über dem Boden befand. Es war ein unglaublicher Kick! Nach diesen 2 Sekunden ging der eigentliche Tarzan-Sprung los und ich sauste in einem riesigen Bogen nach unten und wieder nach oben in die Wipfel der Bäume hinein. Bis ich zu Stillstand kam, musste ich gleichzeitig vor Freude schreien und lachen, da es einfach nur unfassbar war.
Damit war unser Aufenthalt in Monte Verde auch leider schon beendet und es ging weiter nach Bijagua, einem kleinen Dorf in der Nähe des „Rio Celeste“ Flusses. Dieses Dorf, war das einzige auf unserer Reise, das nicht touristisch war, aber dafür leider auch das hässlichste. Es bestand aus der Hauptstraße, von der einige Sandstraßen zu vereinzelten kleinen Häusern wegführten, einigen Restaurants, 2 Supermärkten und sonst weit und breit nichts. Wir ließen unsere Sachen im Hotel und verbrachten den Rest des Nachmittags und den Abend mit Essengehen, Einkaufengehen und früh ins Bett gehen. Am nächsten Tag brachte uns dann ein Mann, der einen kleinen Geländewagen besaß, zum Nationalpark „Tenorio“. Der steinige, sehr unebene Weg führte durch den Dschungel  und nach ca. einer Stunde Fahrt erreichten wir den Eingang des Nationalparks. Wir liehen und Gummistiefel aus und stapften, mit etwas Nieselregen im Gesicht, in den Urwald hinein. Der Weg war erst sehr gerade und eben, aber schon bald fing er an, aus Baumwurzeln und Matsch zu bestehen. Ich hatte gar nicht genügend Zeit um die Pflanzen, Tiere und einfach alles um mich herum zu bewundern, da ich mich auf meine Schritte konzentrieren musste. Irgendwann stiegen wir ab, zum Fuße eines Wasserfalls. Das Rauschen des Wassers wurde immer lauter und so langsam wurde der Wasserfall auch sichtbar. Er war unglaublich und viel größer als ich ihn mir vorgestellt hatte bzw. viel größer, als er auf den Bildern im Internet aussah. Und es stimmte. Er war tatsächlich so Türkis, wie man ihn auf den Bildern gesehen hatte. Mein Papa und ich konnten gar nicht mehr aufhören zu staunen.
Immer wieder kreuzten wir den tief türkisen Fluss, wie er sich seinen Weg durch den Urwald bahnte. Es war so friedlich und ruhig und ich genoss diese Stille und die Schönheit des Flusses. Es kam mir irgendwie so unnatürlich oder besser gesagt, übernatürlich vor. Ein strahlend türkiser Fluss in Mitten von grüner blühender Natur. Wir beide konnte es gar nicht fassen. Unsere Wanderung dauerte ca. 4 Stunden und ich begreife bis heute nicht, was ich da eigentlich gesehen habe.

Unser vorletzter Halt waren die „Playas del Coco“ (Kokosnussstrände) am Pazifik. Ein wirklich sonniges, fröhliches Städtchen voller Leben. Sehr touristisch, aber trotzdem sehr sehr schön. Das Hotel, in das wir eincheckten, war das schönste auf unserer ganzen Reise. Es war altmodisch gebaut und hatte eine Terrasse mit Hängematten, von der man das Meer aus sehen konnte. Da wir schon kurz nach Mittag angekommen waren, gingen wir etwas Essen und uns über die Preise der Tauchkurse informieren und entschieden uns relativ schnell für einen, der 2 Tage dauerte. Am nächsten Tag ging es dann los. Mein Vater machte den „Refresh“, da er vor 20 Jahren seinen Padi-Tauchschein gemacht hatte. Ich machte den „Adventure“ und eine junge Frau aus unserem Hotel machte den Tauchschein. Es ging mit dem Tauchlehrer erstmal in den Pool um zu lernen, wie man sich das Equipment anlegt und wie man sich in bestimmten Situationen unter Wasser zu verhalten hat. Zudem lernte ich noch die Handzeichen der Taucher, um sich unter Wasser zu verständigen. Damit waren die ersten Tauchstunden hinter uns. Am folgenden Tag ging es dann ganz früh aufs offene Meer hinaus. Ich war ein bisschen aufgeregt als es losging aber meine Neugier überwog dieses Gefühl. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich und brauchte sehr lange bis es einigermaßen funktionierte und ich ganz langsam das Seil des Ankers hinuntertauchte. Mein rechtes Ohr tat ein bisschen weh, aber ich vergaß den Schmerz sofort, als wir anfingen uns auf 12 Metern Tiefe zu bewegen. Wir sahen gar nicht so viele Tiere, aber für mich war es das Tauchen an sich, das zählte. Nach ca. 40 min. machte mein Vater das Zeichen, dass er nur noch 500 pHs hat und ich bekam ein bisschen Angst, da wir uns ja noch immer auf 12 Meter Tiefe befanden und es seine Zeit braucht, nach oben zu gelangen, weil man immer mal wieder einige Minuten auf einer Höhe verweilen musste, damit der Körper den Druck ausgleichen kann. Wir schafften es aber ohne Probleme nach oben, was mir komischerweise sehr in den Ohren wehtat, und mein Vater erzählte mir oben, dass sein Luft in den letzten 2 Metern ausgegangen ist und er Glück gehabt hat, dass dies nicht früher geschehen war. Nach diesem ersten Tauchgang war mir irgendwie schlecht und ich fühlte mich unglaublich erschöpft. Ich musste mich sogar übergeben, aber ich machte den 2. Tauchgang natürlich auch mit. Den restlichen Tag danach verbrachte ich erschöpft im Bett und auch die Tage danach fühlte ich mich noch krank und hatte das Gefühl immer noch Druck auf den Ohren zu haben.

Unser letztes Ziel war Cahuita, ein kleines süßes Dorf an der Karibik. Wir mussten einen Zwischenstopp in San José einlegen, da wir einmal durchs ganze Land vom Pazifik zur Karibik reisen mussten. Die Busfahrt nach Cahuita war einfach nur unglaublich. Man fuhr die ganze Zeit durch einen „Tunnel“ aus Bäumen, die links und rechts neben einem min. 20 Meter in die Höhe ragten und man wusste einfach, dass man von nichts umgeben war außer Urwald und dass das nächste Dorf Kilometer weit entfernt war. Dabei sind mir zum ersten Mal zwei Sachen aufgefallen. Erstens, dass die Städte/Dörfer mitten im Urwald gebaut wurden und dass Costa Rica eigentlich nur aus Urwald besteht, denn wenn man nur 20 Minuten aus einer Stadt/Dorf herausfährt, sich mitten im Dschugel befindet. Und zweitens ist mir klar geworden, wie groß die Bäume hier sind und dass es keine so großen Bäume in Deutschland gibt. Jedenfalls tauchte man ganz plötzlich aus diesem bergigen Urwald heraus und befand sich auf Meereshöhe mit Palmenstränden. Dies machte sich vor allen Dingen bemerkbar, dass ich plötzlich warme feuchte Luft ins Gesicht bekam, statt der kühlen, erfrischenden aus dem Wald.
Cahuita war für mich das schönste Dorf auf unserer Reise. Natürlich wieder sehr touristisch, aber da wir unter der Woche dort ankamen, waren noch nicht viele Touristen dort. Wie in den anderen Dörfern, ließen wir unsere Sachen im Hotel und erkundeten die Gegend. In einem kleinen Klamottenladen, in dem ich mir einen wunderschönen Rucksack kaufte, lernten wir eine Frau kennen, mit der wir uns fast 30 Minuten lang unterhielten. Es war das interessanteste Gespräch, das ich je mit einer fremden Frau geführt habe. Und eben diese Frau war die offenste und ehrlichste Frau, die ich bisher kennengelernt habe und ich kann zu 100 %-iger Sicherheit sagen, dass es 1. nicht viele Leute auf der Welt gibt, die so offen sind, kein Blatt vor den Mund nehmen und das sagen, was sie denken und 2. dass ich sie sofort in mein Herz geschlossen habe, sie nie wieder vergessen werde und dass ich weiß, dass jeder froh  sein kann, der sie kennenlernt und sie als Freundin gewinnt.
Am Tag nach unserer Ankunft nahmen wir uns vor, einmal durch den Nationalpark zu wandern. Nach dem Frühstück machten wir uns also auf den Weg. Auf diesem 4-stündigen Marsch habe ich wohl die größte Vielzahl an Pflanzen und Tieren gesehen, wie sonst nirgendwo. Wir sahen kleine Leguane, lilafarbene Krebse, giftige knallgelbe Schlangen, Eichhörnchen-ähnliche Nagetiere, große blaue Schmetterlinge, Affen und vieles mehr. Wir gingen die ganze Zeit auf einem Sandweg, von dem man manchmal durch ein paar Bäume, das weite strahlende Meer sehen konnte.  Es war alles so atemberaubend und ich glaube ich habe diese ganzen Eindrücke immer noch nicht richtig verarbeiten können.
Am zweiten Tag waren wir Schnorcheln und wieder einmal kann ich nichts weiter dazu sagen als, dass es unglaublich war. Das Wasser war so klar, dass man manchmal sogar bis zu 10 Meter weit gucken konnte. Es war so friedlich Unterwasser, dass man gar nicht mehr auftauchen wollte. Ich zumindest wollte nie wieder weg von dieser ruhigen, liebevollen Unterwasserwelt. Wir sahen Korallen, sehr viele große und kleine Seeigel, einen knallroten Krebs, unzählige bunte und auch graue Fische, eine Muräne, zwei kleine graue Rochen, einen fantastischen, großen blauen Rochen mit weißen Punkten und sogar einen kleinen Hai, vor dem ich – als ich ihn erblickte – erstmal Angst hatte aber dann schnell bemerkte, dass er völlig harmlos ist.
Was ich noch zu Cahuita und generell der Gegend um Limón erwähnen möchte ist, dass mir mein Vater erzählt hat, dass genau diese Gegend dafür bekannt war, dass ausländischen Frauen, die zu Besuch in Costa Rica extra nach Limón gefahren sind, um dort mit den einheimischen Schwarzen zu schlafen. Im Gegenzug, luden die Frauen die Männer zum Essen ein oder ähnliches. Damals sah man also immer wieder Schwarze mit ihrem Fahrrad vorrüberfahren, auf dem die weißen Frauen hinten oder vorne draufsaßen. Als wir dort waren, hab ich davon sehr wenig mitbekommen und mein Papa erklärte mir, dass es nicht mehr so extrem sei, wie auf seiner Reise durch Costa Rica vor 20 Jahren.

Alles in Allem verbrachten wir 2 unvergessliche Wochen zusammen, die wir beide nie wieder vergessen werden und die wir immer noch nicht ganz begriffen haben, da es so viel Neues war. Neue Eindrücke, neue Menschen, neue Erlebnisse, verschiedenste Tiere und Pflanzen…

Hier noch ein paar weitere Fotos.